Wie schaffst Du es immer so glücklich zu sein?

In: Less Stress
immer glücklich sein suelovesnyc_Susan_fengler_gluecklich_sein_immer_gluecklich_glucklich_sein

Genau so habe ich letzte Woche ein Instagram Posting begonnen und mir selbst geantwortet: Gar nicht. Heute will ich noch mehr dazu schreiben.

Dieser Artikel hätte auch eine Life at 30 Kolumne werden können. Aber die Worte mussten heute raus und sofort ab aufs digitale, weiße Blatt. Auslöser war ein Mini-Interview mit Autorin Anna Maas, das ich diese Woche in der Emotion gelesen habe. Und sofort dachte: Über diese „Happiness Lüge” sprichst und schreibst Du auch so oft. Und doch nicht oft genug.

Ich habe auch schon immer wieder in Life at 30 Kolumnen geschrieben, dass wir a) egal in welcher Situation wir sind, fühlen dürfen, was wir wirklich fühlen (hier) und b) worauf wir eigentlich „hin leben” (hier). Und c) so oft und an so vielen Stellen und in Workshops gesagt, dass es illusorisch ist, immer stressfrei und glücklich sein zu wollen. Das nie das Ziel (auch nicht in meiner Arbeit als Stressmanagement-Trainerin) sein kann und soll.

Wie schaffst Du es immer so glücklich zu sein? Was das Problem an dieser Frage ist.

Zunächst einmal ist das Problem das Wort „immer”. Denn niemand (wirklich niemand. Nicht mal Beyoncé.) ist immer glücklich. Es gibt in jedem Leben Momente, die unglücklich machen. Egal wie erfolgreich, reich, schön, beliebt oder gesegnet Du bist. Jim Carrey hat einmal gesagt, dass er sich wünschen würde, jeder Mensch würde mal kurz reich und berühmt werden, damit man dann selbst merkt, dass das auch nicht die Lösung und die Erfüllung ist.

Das zweite Problem an der Frage ist (und auch der Grund, warum sie mir oft gestellt wird): Glücklich sein scheint etwas zu sein, das wir selbst schaffen können. Selbst erreichen können.

Das Paradoxe hieran ist: Das stimmt bis zu einem gewissen Punkt. Und dann auch wieder so gar nicht. Denn: Wenn wir uns beispielsweise die schönen Dinge in unserem Leben häufig bewusst machen, dann sind wir glücklicher. Und das folgt auch einer eindeutigen Aktivität unsererseits. Deshalb sind Dankbarkeits-Journale und all die Achtsamkeits-Tipps auch kein Quatsch. Wenn Du Dein Leben so gestaltest, nach Deinen eigenen Werten und wie Du wirklich leben willst, dann wirst Du auch glücklicher sein. Ich weiß es. Aus eigener Erfahrung. Denn als ich früher noch im Hamsterrad vor mich hin strampelte, da hatte ich nicht annähernd so viele Glücksmomente wie heute (selbst in einem Pandemie-Jahr). Was auch stimmt: Du kannst Dich nur selbst glücklich machen. Das ist nicht Aufgabe Deines Partners oder Deiner Partnerin. Oder die automatische Folge von Reichtum oder Erfolg (wie Jim Carrey so schön sagte).

Aber… Auf dieses „aber” habt Ihr sicher schon gewartet. Wenn wir es scheinbar selbst „schaffen können” glücklicher zu werden, dann ist es auch unser Versagen, wenn wir es nicht schaffen. Und dabei gibt es doch in unserem Leben so viel, das wir gar nicht beeinflussen können. Und es gibt meiner Meinung nach auch viel zu viel, dass wir uns schon auf unsere „To-Do-Listen” und „Muss ich noch schaffen”-Listen schreiben. Ganz à la Tim Bendzko: „Muss nur noch kurz die Welt retten.” Du hörst es deshalb heute wieder von mir (wie so oft): Kein Mensch ist immer und ständig und wirklich in jedem Moment glücklich und stressfrei. Niemand. Wirklich niemand. (Okay, ich weiß nicht, wie es um buddhistische Mönche steht. Ob die wirklich so zen sind, dass sie das wirklich von sich behaupten können.)

Zwanghaft aus jeder miesen Situation das Positive ziehen zu wollen, das finde ich so nervig

Ein weiterer wichtiger Punkt: Ich stimme Anna Maas in dem Interview voll und ganz zu, wenn sie von toxischer Positivität (toxic positivity) spricht. (Obwohl ich, wenn ich ganz ehrlich bin, das Wort toxisch schon nicht mehr hören kann.) Nichts nervt mehr, als wenn man zwanghaft versucht aus jeder miesen Situation das Positive zu ziehen. Klar, gibt es immer Learnings und man darf nicht in seiner eigenen Misere versinken. Aber wenn sich eine Freundin super kompliziert den Ellenbogen bricht, weil sie auf der Treppe ausrutscht. Dann ist das nicht die Zeit für ein „Oh, Deine Chance! Endlich entschleunigt sich Dein hektischer Alltag”. Sondern eine Zeit für „Was für eine Sch*****! Was soll ich Dir vorbei bringen? Eis, Schokolade, Wein?”

Ich habe mich schon viel mit dem Thema „Glücklich sein” auseinandergesetzt. Habe sogar einen Online-Yale-Kurs über Happiness abgeschlossen. Und zu meinen liebsten Büchern der letzten Jahre gehört eindeutig „10% Happier” (Dan Harris schreibt so herrlich ehrlich und so viel Wahres über unser „Streben nach Glück”). Aber all das habe ich nicht getan, um eine Art Perfektion zu erreichen. Einen „Happiness-Dauerzustand”, in dem all das Negative auf der Welt und in meinem Alltag einfach nur Superwoman-mäßig von mir abprallt. Sondern ich habe daraus kleine Learnings für mein eigenes Leben gezogen. Fand Reminder, dass wir uns beispielsweise nicht dauernd einreden sollten, dass uns materielle Dinge langfristig glücklich machen können. Habe noch mehr gelernt in mich rein zu hören und meinen ganz eigenen Lebensweg zu gehen. Aber auch vor allem netter zu mir selbst zu sein und nicht alles „durchoptimieren” zu wollen.

Denn eins kann ich mit Sicherheit sagen: Ich lebe nicht in der Illusion, es zu „schaffen” 24/7 immer glücklich zu sein. Aber ich bin auf jeden Fall viel glücklicher, wenn ich mein Leben genau so lebe, wie ich es wirklich will.

Bild: Sophie Wolter


0 Kommentare

Hinterlasse ein Kommentar

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten (Name und Email Adresse) durch diese Website einverstanden. Weitere Informationen findest du in der Datenschutzerklärung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.