Life at 30: Wir geben nichts und niemandem mehr Zeit

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Heute Morgen schoss mir eine Gedanke in den Kopf, der so viele Bereiche unseres Lebens umfasst. Wir geben nichts und niemandem mehr Zeit.

Alles muss schnell gehen. Performen. Möglichst innerhalb von nur wenigen Tagen (oder gar Stunden) schnell messbare Ergebnisse erzielen. Schnell sein spart Geld. In so vielen Bereichen und Sparten unseres Lebens.

Time is money

Und deshalb geben wir nichts und niemandem mehr Zeit. Heute dachte ich dann aber: Wo wird das noch alles hinführen?

Wir geben nichts und niemandem mehr Zeit – ist das wirklich, was wir wollen?

Es geht schon bei unserer Ernährung los. Alles muss sich schnell zubereiten lassen. Am besten direkt eine Kochbox, in der alles schon vorher portioniert ist. Ganz ehrlich: Ich sehe uns nicht mehr all zu weit entfernt von einem Sci-Fi Film, in dem bei Menschen (ich glaube es war Scarlett Johansson) erst einmal morgens alles digital gemessen wird und dann einfach direkt über Zugänge die optimale Vitaminzufuhr in den Körper geschleust. Essen? Nur noch unnötige Zeitverschwendung. (Für mich ein so schlimmer Gedanke, ist es für mich doch so ein großer Genuss.)

Aber wir haben es ja heute in den Bäckereien schon, wenn es ums Brot backen geht. Da werben Einzelne damit, dass dem Brot beim Gehen Zeit gelassen wird. Weil das jetzt nicht mehr wie früher ganz selbstverständlich ist. Und genau aus solchen Gründen entstehen viele Unverträglichkeiten überhaupt erst. Durch schnelles Hochzüchten von Rohstoffen und das Vernachlässigen bewährter Zubereitungsweisen.

Vor Kurzem hat mir eine Bekannte erzählt, dass sie das Gefühl hat, Ihr Kind nur noch zum „Beeilen zu animieren”. „Schnell, zieh Deine Schuhe an, wir müssen los.” Sie sah mich erschöpft und auch etwas traurig an und sagte wehmütig: „Dabei ist doch gerade das Trödeln, das was die Kindheit ausmacht. Wir müssen uns doch später unser ganzes Leben noch stressen.” Wenn ich das gerade so niederschreibe, da schiessen mir wirklich spontan die Tränen in die Augen.

Wohin soll das noch alles führen mit dem ständigen „schnell, schnell”?

Auch im Job geben wir nichts und niemandem mehr Zeit

Gerade heute Morgen hat mich wieder eine Instagram Nachricht erreicht, über die ich mich sehr freute. Ich kann nach all den Jahren nicht mehr mitzählen, wie viele Frauen mir geschrieben haben, dass sie auf meine Empfehlung ein Hotel gebucht oder ein Produkt ausprobiert haben. Das schönste Feedback beim Bloggen. Hier ging es um eine Leserin, die auf meine Empfehlung ein Yoga-Retreat auf Mallorca gebucht hat. So schön zu lesen und auch super für meine Kunden (nicht nur wegen des Feedbacks, sondern auch vor allem wegen der vielen Buchungen über die Jahre). Allerdings auch schade, denn selbst bei solchen Erfolgsstories bekomme ich immer wieder auch für zukünftige Kooperationen Absagen, weil gerade oft nur die Zahl im Instagram-Profil zählt.

Gerade in den letzten Jahren wird das Augenmerk von Kunden nämlich zum Großteil auf Instagram gelegt. Und dort besonders auf Codes und Affiliate Links. „Performen” diese in den 24 Stunden der Instagram Story nicht gut, dann heißt das auch häufig: keine erneute Kooperation.

Wenn mir dann Followerinnen schreiben, sie wünschen sich das Produkt wegen des hohen Preises zu Weihnachten oder zum Geburtstag. Oder sie planen die Reise ein paar Monate später, weil sie dann natürlich erst Urlaub eingereicht haben und sich durch meinen Artikel oder mein Posting erinnern. Dann taucht das leider nicht in der Statistik auf, war aber eigentlich der Ursprungsgedanke bei Social Media Marketing. Aber es muss eben heutzutage alles schnell, schnell gehen und sofort messbar sein. Ob vielleicht Followerin „Lisa” in den Tagen des „Codes” gerade ein krankes Kind zu Hause hat oder eine Job-Deadline und deshalb nicht direkt kauft oder klickt, sondern mich später erneut nach dem vorgestellten Produkt fragt (oh so oft), das zählt häufig „fürs Business” nicht.

Ähnlich ist es bei Start-Ups, die direkt zum Start so einen unfassbaren Druck haben. Weil es heutzutage kaum noch Zeit gibt, die Marke eventuell noch in eine andere Richtung nach ersten Versuchen weiterzuentwickeln. Alles muss sofort funktionieren und wird sonst wieder eingestampft.

Unsere Welt dreht sich zwar nicht ständig schneller, aber wir auf ihr. Manchmal frage ich mich allerdings, wo das noch hinführen soll, wenn wir nichts und niemandem mehr Zeit geben.

Du liest super gern meine Kolumnen? Dann interessiert Dich sicher auch mein Life at 30 eBook (vielleicht möchtest Du Dir für gebündelte Learnings ja etwas Zeit nehmen).

Bild: Sophie Wolter


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