Life at 30: „Bequem” ist das neue „cool”

Vielleicht liegt es an den Dreißigern, vielleicht an den Pandemie-Jahren. Ich finde eindeutig: bequem hat cool abgelöst.

Okay, wenn es um Mode geht, war ich tatsächlich nie ein „Fashion Victim” und favorisiere schon lange Basic-Looks à la Jeans, T-Shirt und Sneaker. Aber obwohl ich meine Füße nicht ständig in High Heels zwängte, waren es früher zum Beispiel eher unbequeme Skinny Jeans (super eng… Autsch).

In den letzten Jahren kamen dann mehrere Dinge zusammen: Eine lange „Jogginghosen-Zeit” in der Pandemie, immer weniger anderen gefallen wollen und Trends, die beispielsweise Sneaker zum Kleid völlig akzeptabel werden liessen. Und so nahm meine bequeme Kleidung nochmal ganz andere Züge an.

Nach der vielen Zeit zu Hause ohne BH, kamen sogar da all die unbequemen Modelle bei mir weg (und ehrlicherweise oft der ganze BH – da sind kleine Brüste mal von Vorteil).

Hohe Schuhe trage ich kaum noch – noch nicht mal Boots (okay, dahinter stecken allerdings auch Rückenschmerzen, die ich gerade nicht so recht wegbekomme). Jeansmodelle sind weiter und ich muss mich nicht reinquetschen (wegen des 90s Revivals liege ich damit sogar zufällig im Trend). Und in Hawaii habe ich erst einmal Shorts geshoppt, bei denen ich mich ohne herumzuziehen auf einen Stuhl setzen kann, weil sie lang genug sind.

Mein bester Kauf in diesem Jahr bisher? Trailrunning-Sneaker von Nike, die mich sowohl mit trockenen Füßen durch Hamburg laufen lassen, als auch am Vulkan auf Maui herumkraxeln ohne abzurutschen. Sind sie die schönsten Sneaker aller Zeiten? Nö (obwohl immerhin „Sue-Türkis”), aber die bequemsten.

Ich trage mittlerweile für Einkäufe in der Stadt sogar einen Rucksack. Finde ich meine Handtaschen optisch ansprechender? Auf jeden Fall. Die benutze ich ja auch weiterhin. Aber für den Mandelmilch-Einkauf ist der Rucksack einfach praktischer. Und… du ahnst es… viel bequemer.

Sogar bei Yoga-Pants sortiere ich gerade nach „nicht bequem genug” und „sooo bequem” (Lululemon hat da bei mir eindeutig gewonnen bisher).

Aber nicht nur in der Mode ist für mich „bequem” das neue „cool”…

Gerade habe ich unsere kleine Zweitwohnung eingerichtet. Und da wir ohnehin die Plastik-IKEA-Esszimmerstühle langfristig austauschen wollen, kamen neue Stühle in die Mannheimer Wohnung. Da habe ich viel online und offline geschaut, wir haben „Probe gesessen” und obwohl ich bei der Einrichtung schon viel Wert auf die Optik lege, war auch hier der ausschlaggebende Punkt ganz eindeutig: bequem.

So wurden es weder Designerstühle, noch die visuell ansprechendsten aus dem Möbelhaus. Sondern die, auf die wir uns gesetzt haben und sofort gesagt haben: „Sind die gemütlich!”. Hätte es optisch stylischere Modelle gegeben? Auf jeden Fall. Aber was ist mir wichtiger, der Blick auf den Essbereich, oder dass ich mit Freunden lange am Tisch sitzen kann, ohne dass wir das Gefühl haben, wir müssen sofort wieder aufstehen?

Manchmal müssen sich „bequem” und „cool” auch gar nicht gegenseitig ausschließen. Prio hat bei mir aber gerade vor allem ersteres. Wohl auch, weil ich in den letzten Jahren noch viel mehr Wert darauf lege, wie sich etwas anfühlt (im haptischen, wie auch im übertragenen Sinn).

Geht es dir im Life at 30 auch so, dass „bequem” das neue Nonplusultra ist?