Life at 30: Wie die Kinder!

Puzzles, Stofftiere und jetzt auch noch Lego? Mitte 30 komme ich mir manchmal vor als wären wir alle eher wieder 3. Und weißt du was? Das kann ich sowas von befürworten.

Auf meinem Sofa liegt jeden Tag ein Sandwich. Nein, ich bin kein unhygienischer Messie und lasse einfach mein Essen auf dem Sofa rumliegen ohne Teller. Das Sandwich ist ein Kuscheltier. Naja, streng genommen ja kein Kuschel-Tier, aber du weißt, was ich meine. Spätestens, wenn du Mom bist, oder wie ich Tante Sue, dann kennst du „Jellycat”. Eine Firma, die kuscheligste Stofftiere herstellt, aber eben nicht nur als Tiere. Mein absolutes Highlight war ebenfalls ein Geschenk meiner lieben Freundin Lexi und liegt neben dem Sandwich: ein Plüsch-Basketball.

Ich lese also unglaublich gern die Architectural Digest. Schaue Design-Sendungen und könnte mit einem Vitra-Gutschein, so einiges anfangen. Und dann liegt auf meinem Sofa in meiner „durchdesignten” Wohnung ein Sandwich auf meinem Sofa? Ja. Und weißt du was, das macht so verdammt glücklich. Übrigens nicht nur mich (es hat Füße, die fallen auch schon mal zufällig so, als würde es die Beine übereinanderschlagen und darüber kann ich immer wieder lächeln). Nein, auch Besuch hält immer sofort mit einem breiten Grinsen das flauschige Sandwich in der Hand. Wir sind beide Mitte 30 und haben keine Kinder. Hält uns nicht davon ab uns über so etwas zu amüsieren und uns zu freuen.

In der Pandemie haben alle auf Instagram angefangen zu puzzlen. Den Hype habe ich nicht mitgemacht, aber ich kann ihn aus psychologischer und Stressmanagement-Sicht so gut nachvollziehen. Es ist so ein gutes Gefühl einfach mal etwas nur zum Spaß zu machen. Ohne Selbstoptimierung. Und auch mal ohne Display vor dem Gesicht. „Echte Freude” entspannt uns viel mehr, als wir es uns gerade vorstellen können. Dazu empfehle ich dir übrigens unbedingt das Buch „Die Macht der Freude” von Catherine Price, das ich schon im letzten Jahr gelesen habe. Die Wissenschaftsjournalistin bietet darin wahnsinnig gute Ansätze, die ich dir hier in der Kolumne schon einmal versucht habe zu verdeutlichen.

Wie die Kinder!

Das ist so ein Spruch aus der Familie, wenn wir uns bei Mensch ärgere dich nicht oder einem anderen Spiel ein wenig reingesteigert hatten. Oder plötzlich eine Kissenschlacht ausbrach, obwohl wir dafür doch eigentlich viel zu alt und erwachsen waren.

Gerade habe ich beim aktuellen „Lego-Trend für Erwachsene” wieder das Gefühl, dass wir auf der Suche nach dem Kind in uns sind. Das wird nicht à la Bestseller-Buch in uns Heimat finden, weil wir mal ein paar Legosteine zusammenstecken. Aber es wird wieder geweckt. Und ich hätte es nie gedacht, aber die Lego Hokusai-Welle, die hat es tatsächlich in meinen Warenkorb geschafft… Why not? Entweder wird es mich unglaublich nerven, dann wird es eben weitergegeben. Oder ich finde das Ganze witzig und entspannend. Schließlich tut es gut, mal wieder etwas – nicht produktives – händisch zu machen (ja, Karotten zu schälen gehört nicht dazu). Außerdem lieben wir doch alle das Gefühl, endlich mal wieder „mit etwas fertig” zu sein und etwas erschaffen zu haben. Ich denke da nur an die Mailpostfächer, die sich immer wieder automatisch füllen, genau so wie die Wäschekörbe jede Woche.

Wir können jetzt also kritisch die Augenbraue hochziehen, weil da bei zwei Erwachsenen ohne Kinder ein Sandwich auf dem Sofa liegt. Uns lustig machen, dass mit Legos „gespielt” wird. Oder, wir lassen uns inspirieren, nicht so erwachsen zu sein. Und vielleicht mal ein wenig infantil Freude und Leichtigkeit in den Alltag zu bringen. Welche Variante klingt für dich verlockender?

Foto von Iker Urteaga auf Unsplash