Life at 30: Sooo beschäftigt sein ist doch keine Auszeichnung

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Dieses „nur wer ständig beschäftigt und gestresst ist, der ist auch richtig erfolgreich und professionell” nervt. Ich versuche gerade aktiv nicht so gestresst zu sein und da muss ich erst Recht nicht „gestresst tun”.

Ihr merkt es schon in den ersten Zeilen. Dieses Thema nervt mich. Ich muss es Euch aber gut und ruhig erklären, damit Ihr mich auch richtig versteht.

Was mich stört? Diese Denke, dass nur Menschen, die ständig beschäftigt und gestresst sind, auch wirklich erfolgreich sind. Passt auch übrigens ungefähr 0,0 Prozent dazu, dass wir achtsamer mit uns umgehen sollten und wollen.

Immer dieses sooo beschäftigt sein…

Der September war wirklich der arbeitsintensivste Monat der letzten Zeit. Ich war beruflich unheimlich viel unterwegs. War in Frankreich, Marokko, Spanien und auch zu Hause in Deutschland hatte ich so viel zu tun.

Ja, ich war in den letzten Wochen unheimlich beschäftigt. Aber statt mich damit nach außen hin brüsten zu wollen, will ich lieber wieder zu einer inneren Balance finden. Das Tempo auch mal wieder rausnehmen. Auch wenn die Erlebnisse schön waren.

Und selbst im größten Stress, da kann ich bei einer beruflichen Reise morgens auch eine halbe Stunde frühstücken und mich mit meiner Kollegin unterhalten, ohne mitten auf dem Tisch mein Office aufzubauen. Ich brauche, während ich mein glutenfreies Porridge esse, nicht einmal mein iPhone in der Hand zu halten. Schließlich habe ich vor dem Frühstück die wichtige Mail beantwortet. Und auch das Instagram Posting ist schon online. Ich kann mir auch Zeit fürs Essen oder für Pausen nehmen.

In meiner Branche ist es aber absolut Usus, dass man ja so unfassbar beschäftigt und gestresst ist (und auch nach außen – vor allem vor Kunden – wirken muss), dass selbst das „nicht drin” ist. Das Bild nach außen hin muss schließlich zeigen: „Ich bin unabdingbar. Bin zu erfolgreich für Pausen.”

Das Wichtigste, das bei Instagram Stories geteilt wird: Das Rennen von einem Meeting zum andern. Wer nicht beschäftigt ist, gibt nicht alles und ist nicht professionell. Das scheint das Credo zu sein.

Du darfst auf keinen Fall die erste Person sein, die geht

Eine Freundin erzählt von ihrem Freund der Anwalt ist. Dort ist es in der Kanzlei ganz normal, dass er auf keinen Fall der erste sein darf, der abends Feierabend macht. Selbst wenn die To-Dos des Tages erledigt sind. Wer als erste*r geht, der/die arbeitet nicht hart genug. Eigentlich musst Du der/die Letzte sein möglichst oft.

Als ich einmal in einer Redaktion arbeitete, da war meine Kollegin meist länger am Platz als ich. Ich hatte meine Anzahl an Artikeln aber schon fertig und meine Mails auch abgearbeitet. Trotzdem kam ich mir immer komisch vor, als ich vor ihr den Arbeitsplatz verließ. Erwischte mich sogar dabei, wie ich nach Feierabend private Mails beantwortete, damit ich noch länger am Platz saß und es nicht so aussieht, als würde ich weniger arbeiten. Bis ich mir dann dachte: Das ist doch einfach absolut bescheuert. Gute Arbeit wird doch nicht daran gemessen, wer am längsten auf einem Stuhl sitzt.

Manchmal habe ich auch das Gefühl, ich bin einfach zu ehrlich. Wenn ich beispielsweise zugebe, dass ich mir einen Nachmittag freischaufeln konnte und den mit einem Buch an den Alster verbrachte. „Ach Du hast ja die Ruhe weg. Ich habe ja viel zu viel zu tun für sowas.” Wird mir da gleich entgegengeworfen. Stattdessen hätte ich wohl lieber erzählen sollen, dass ich an anderen Tagen von morgens um 6 Uhr bis abends um 20 Uhr ein Shooting hatte. Oder es mittlerweile wirklich nicht einfach ist, mir ein ganzes Wochenende freizuschaufeln. Damit ich auch ja als total busy und erfolgreich rüberkomme. Weil wenn ich nach außen hin nicht „dauerbeschäftigt” und „dauergestresst” bin, dann läuft es ja bei mir nicht. So bescheuert!

Vielleicht liegt es daran, dass ich mal eine ganze Weile vor ein paar Jahren so gestresst war, dass es mich schon körperlich fertig machte. Für mich ist Stress kein Zustand, den ich vor anderen abfeiern will. Sondern etwas, dem ich versuche durch Achtsamkeit entgegenzuwirken.

Wenn Du in Deinem Job effizient arbeitest und deshalb pünktlich Feierabend machen kannst – dann mach das doch bitte. Und erzähl beim nächsten Business Lunch doch viel lieber von Deinem freien Tag am Meer, statt Dich nur mit dem Berg an Aufträgen zu brüsten. Lasst uns doch endlich mit diesem „wer am beschäftigsten zu sein scheint, der/die ist auch am erfolgreichsten” Quatsch aufhören.

Bild: Dennis Kayser


2 Kommentare

  • Dea

    16. Oktober 2019 at 15:00

    Wenn keiner der erste sein soll der den Arbeitsplatz verlässt, sollten die einfach gleich in der Arbeit schlafen! 😉 Manchmal eine echt verrückte Welt mit verschobenen Prioritäten in der wir leben…

    Antworten

  • Susan Fengler

    17. Oktober 2019 at 10:15

    Hi Dea, haha da hast Du wirklich Recht! Liebe Grüße, Sue

    Antworten

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