Life at 30: „Hör auf endlos zu scrollen!”

In: Life at 30
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… das sage ich auch manchmal zu mir selbst. Denn dieses „immer weiter Scrollen”. Dieses Versinken in den sozialen Medien, das kann ich aus den unterschiedlichsten Gründen nicht empfehlen.

Die Idee zu dieser Life at 30 Kolumne kam mir gerade, als ich einen meiner Less Stress Retreat Workshops für nächste Woche vorbereitet habe. „Besser schlafen” – ein Thema, zu dem ich als Stressmanagement-Trainerin schon so viel gefragt wurde. Und das mich auch vor meiner Mentoring- und Coaching-Tätigkeit persönlich sehr beschäftigt hat. Denn ich kenne dieses „Immer wenn ich mich ins Bett lege, rasen tausende Gedanken in meinem Kopf” auch, besonders aus meiner Hamsterrad-Zeit.

Was für das Einschlafen ungefähr so giftig ist, wie der Fliegenpilz, den ich beim Spaziergang im Sommer in Schweden gesehen habe? Scrollen. Dieses endlose Versinken in Feeds und „Quatsch-Video”-Algorithmen. Angeleuchtet vom blauen Licht. Um dann festzustellen, dass nicht fünf, sondern 45 Minuten vergangen sind.

Aber ich will hier nichts vom Workshop vorwegnehmen. Sondern mir geht es – besonders aktuell und auch bei mir persönlich – um eine andere „Scroll-Situation”.

„An Tagen, an denen ich viel scrolle, da geht es mir schlechter.”

Das hat einmal eine Freundin zu mir gesagt und ich konnte es so gut nachvollziehen. Mein „Hör auf endlos zu scrollen!”-Aufruf klingt zunächst vielleicht seltsam, weil Social Media und „euer Scrollen” ja auch Teil meines Businesses ist. Schließlich arbeite ich auch mit Instagram und teile mit euch meine Mentoring-Angebote oder auch jetzt das Retreat und freue mich, wenn wir auf Instagram im Austausch sind.

Das entscheidende Wort ist neben „scrollen” auch „endlos”. Ich bin selbst gern auf Instagram, aber ich empfehle immer einen sehr bewussten Umgang mit den sozialen Medien. Damit meine ich nicht einmal eine eingestellte „Bildschirmzeit”. Ehrlicherweise finde ich manche Apps und Tools auch etwas zu bevormundend. Ich meine vielmehr: mit Bewusstsein zu konsumieren. Und da ist das „Endlos-Scrollen” für mich das genaue Gegenteil.

Manchmal sitze ich nach dem Mittagessen kurz auf dem Sessel neben dem Esstisch. Habe mein iPhone in der Hand und bin auf Instagram unterwegs. Antworte euch auf eure Nachrichten. Schreibe einen Kommentar unter das Foto einer Freundin. Und da gibt es diesen regelrechten Sog, der dann scheinbar entsteht. Schon wird weitergescrollt und ich lande auf Inhalten, die mir eher die App vorgibt, als dass ich sie selbst aktiv gewählt hätte.

Nicht ins Scrollen verfallen, wenn es dir mal nicht so gut geht…

An Tagen, an denen es mir mental nicht so gut geht, versuche ich so wenig die sozialen Medien zu konsumieren, wie es nur geht. Erledige meine Arbeit dort und schalte dann auf „Flugmodus”. Schreibe meine Mails am Laptop und nicht am iPhone. Mache in der Mittagspause etwas mit meinen Händen, wie zu kochen. Bewege mich (selbst wenn ich mich für die drei Runden um den Weiher in Eimsbüttel richtig selbst in den Hintern treten muss, weil gar keine Motivation da ist rauszugehen). Versuche eine liebe Freundin abends zu mir einzuladen und einfach zu quatschen.

Denn dieses Scrollen, wenn wir mies drauf sind, macht unsere Stimmung meist nur noch mieser. Denn dann geht oft das Vergleichskarussell so richtig los (stell dir diese Jahrmarkts-Stimme vor, wenn eine neue Fahrt beginnt). Alle scheinen gerade im Urlaub oder auf Reisen zu sein (ich kann mir da selbst an die Nase fassen), die anderen sind alle erfolgreicher, glücklicher usw. – dass diese Vergleiche mit den Highlights der anderen unzufrieden machen, darüber habe ich ja schon oft geschrieben (unter anderem auch in meinem eBook).

Und dann gibt es ja auch noch das „Doomscrolling”…

Damit ist das endlose Lesen schlechter Nachrichten gemeint. Ich meine damit nicht, dass wir uns nie schlechten Nachrichten aussetzen sollen, oder uns nicht informieren sollen. Aber du kennst das bestimmt, dass man manchmal beim Scrollen in so einen regelrechten Strudel schlechter Nachrichten gerät. Manche nennen es auch „Rabbit hole” (Kaninchenbau), quasi das Loch in das wir immer tiefer hineingezogen werden.  Gerade beim „Doomscrolling” passiert es dann, dass wir eine schlechte Nachricht zu einem Thema nach der anderen angezeigt bekommen (gleich noch mehr über diesen Sog…). Und dass das sogar gefährlich sein kann, gerade wenn es uns mental nicht so gut geht, das muss ich wohl nicht näher ausführen. Wichtig ist, dass wir uns im ersten Schritt dabei „ertappen” und aktiv einen Schritt gehen, um uns nicht so in diesen Sog hineinziehen zu lassen (z.B. Smartphone weglegen, etwas Positives konsumieren, etwas anderes tun…).

Woher kommt dieser Sog?

Vielleicht hast du es in der Netflix Doku „Das Dilemma mit den sozialen Medien” gesehen, oder weißt es einfach aus den Medien: unsere liebsten Apps sind alle so konzipiert, dass wir möglichst viel Zeit „in ihnen” verbringen. Schaue ich mir gern süße Dackel-Videos an, dann werden mir vermehrt Dackel gezeigt. Dafür muss ich es nicht mal liken, es reicht schon, dass ich mir das Video ganz ansehe. In einem meiner liebsten Podcasts „Feel the News” sagte Sascha Lobo, dass er das Gefühl habe, dass TikTok sogar genau wisse durch Mikroreaktionen beim Konsumieren, ob es ihm gerade gut oder eben nicht so gut gehe. Und ihm dann hilft in den besagten Social Media Kaninchenbau im positiven Sinne zu schlüpfen und sich beispielsweise zig berieselnde, aufheiternde Videos über (in seinem Fall) das banale Spiel „Cornhole” anzusehen.

Klingt spooky, aber ganz ehrlich, wir wissen ja mittlerweile alle, was es mit den Algorithmen auf sich hat. Dieser „Sog”, von dem ich eben sprach ist also keine Einbildung, sondern gewollt. Schließlich können die Apps auch mehr über mich „lernen”, bekommen mehr Daten von mir und verdienen mehr Geld mit mir, je länger ich Inhalte konsumiere und immer weiter scrolle.

Ich sage nicht: Lösche alle Apps, wirf alle digitalen Geräte in den Müll und zieh auf einen Bauernhof aufs Land. Ich meine nicht einmal „Digital Detox”, denn für meinen Alltag beispielsweise sind solche „Verbote” an mich selbst noch nie Glücksboten gewesen. Aber ich sage: Schau einmal deine Gewohnheiten an. Konsumiere bewusster. Nimm das Smartphone nicht immer automatisch mit aufs Klo (tu jetzt nicht so schockiert haha) und schon gar nicht mit ins Bett. Achte auf deine Stimmung, wenn du dich in den sozialen Medien bewegst. Entfolge Accounts die dir nicht gut tun und unterstütze Feel Good Accounts mit deiner Aufmerksamkeit und deiner Interaktion (falls ich so einer für dich bin, dann freut mich das besonders).

Aber vor allem: Hör auf endlos zu scrollen.

*Wichtig: Falls du dich für den „Besser schlafen”-Workshop und die anderen Retreat-Workshops nächste Woche interessierst, dann hast du dieses Wochenende noch die Chance, dir last Minute für den 23. bis 26. November 2023 einen Platz beim Ostsee-Retreat zu sichern. Schreib dafür an Reservierung@gut-damp.de oder stell mir deine Fragen an Sue@Suefengler.de

Bild: Sophie Wolter


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