Life at 30: Auf Autopilot schalten

In: Life at 30
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Wie bitte? Die sagt mir doch sonst immer, ich soll im Moment sein, alles bewusst wahrnehmen und nicht nur „funktionieren”. Wie passt da bitte der Rat dazu, zwischendurch auf Autopilot zu schalten?

Am Dienstag hatte ich einiges „zu tun”. Berufliches, wie ein neuer Mentoring Starter Call, Mails und Artikel. Aber auch andere Dinge: Ich wollte auf jeden Fall eine Yoga-Session machen, die ich schon zwei Mal verschoben hatte, und musste endlich die Brotbackmischung machen, weil ich kein Brot gekauft hatte. Du kennst das vielleicht: Da stehen dann so einige Dinge an und wir prokrastinieren recht häufig. Alles scheint viel zu sein und überhaupt, ich kann doch auch Sachen schieben und erst morgen Yoga machen (wir verschieben übrigens meist genau die Dinge, die uns gut tun…).

Gerade an Tagen, an denen wir uns viel vornehmen (auch ganz aktiv selbst, nicht nur wenn wir etwas „aufgedrückt” bekommen), ist es so wichtig, einfach irgendwie „ins Machen” zu kommen. Das kenne ich selbst, aber auch durch das Feedback meiner Mentees. Ihr kennt es vielleicht auch „neudeutsch” als: Flow.

Was mir dabei hilft „ins Machen zu kommen”? Auf Autopilot schalten

Autopilot das klingt zunächst ganz schön negativ oder? So nach: ich passe nicht richtig auf, ich mache es nicht richtig und kümmere mich nicht ausreichend. Was ich hier damit meine?

Es geht um das „einfach mal machen”. Aber ich finde beim Wort „einfach” da schwingt so sehr die zweite Bedeutung mit, nämlich, dass es leicht sei. Ich meine vielmehr: Mit etwas zu beginnen, ohne mir auch nur eine Sekunde die Chance dazu zu geben, zu lange darüber nachzudenken. Abzuwägen.Quasi fast automatisiert hintereinander. So mit diesem leichten Schleier vor den Augen in den Autopiloten zu schalten und zu machen. Die Aktivität komplett vor das Kognitive zu stellen, das an Überlegungen dazu in meinem Kopf vor sich geht oder gehen könnte.

Dabei ist übrigens beispielsweise Musik für mich im Hintergrund wahnsinnig hilfreich (je nach Aufgabe natürlich angepasst in Bezug auf Lautstärke und Genre). Du kennst das vielleicht, wenn Du putzen oder eine nervige Haushaltsaufgabe erledigen musst. Geht mit Musik irgendwie schneller von der Hand. Das liegt auch daran, dass wir uns dann nicht mehr so auf die „nervige Aufgabe” fokussieren, sondern uns mehr treiben lassen.

Mit dem Autopiloten meine ich also eine kurzfristige Lösung, bei der ich mich nicht dem Nachdenken hingebe und nicht zu sehr auf etwas fokussiere. Ich komme mit etwas verklärtem Blick ins Machen und dann erledigen sich einige Dinge wie „automatisch”, weil ich einfach nicht so viel darüber nachdenke, sondern Tätigkeiten „abspule”.

Der Autopilot-Modus ist quasi das Ziel, wenn wir eine Routine etablieren wollen

Wusstest Du, dass „automatisch etwas abspulen” unser Ziel ist, wenn wir beispielsweise eine neue Morgenroutine etablieren wollen? Wir wollen das erreichen, was wir beispielsweise beim Zähneputzen machen. Etwas irgendwie routiniert und automatisch zu machen, ohne überhaupt erst darüber nachdenken zu müssen. (Eine Routine in den Alltag zu integrieren dauert übrigens häufig mehrere Monate.)

Mein „Autopilot-Tag”…

Am Dienstag musste ich Rechnungen schreiben (nicht meine Lieblingsaufgabe, obwohl es doch eigentlich eine Belohnung für meine Arbeit sein sollte). Statistiken mailen (steht noch auf einem Platz unter den Rechnungen). Ich musste aufräumen. Besonders die Küche. Kochen. Mails beantworten und einen Artikel schreiben. Brot backen und dann wollte ich auf keinen Fall wieder Yoga verschieben, weil es mir doch so gut tut. Und durch meinen „Autopiloten-Modus” mit der entsprechenden Hintergrundmusik (außer beim Yoga), da floßen meine Aufgaben geradezu ineinander über. Sonst kann schon einmal das Prokrastinieren dazwischen kommen.

Ein solcher „Autopilot-Tag” ist allerdings natürlich nicht mein Ziel für jeden Tag. Aber manchmal tut es so gut und ist so nötig, einfach nur zu machen. Ohne groß über die einzelnen To-Dos nachzudenken. Da entsteht dann einfach dieser Flow.

Was ich übrigens früher nie gemerkt habe? Wie ich nach „sehr getakteten und effizienten Tagen” am nächsten Tag eigentlich etwas langsamer machen möchte. Mehr Pausen einlegen will. Einen einzelnen Moment so richtig langsam genießen möchte. Und heute deshalb beim „Mittagspausenspaziergang” einfach mal unter dem blühenden Kirschblütenbaum stehen bleibe. Mittlerweile fällt mir das so richtig auf und ich merke wie gut mir die Balance aus schnell und langsam im Alltag tut.

Früher da habe ich nicht ab und an aktiv auf Autopilot geschaltet. Ganz bewusst, um in den Flow zu kommen. Mein ganzes Leben war ein einziger „Funktionieren-Flow” und das nicht im positiven Sinne. Wie gut es tut, dass ich jetzt den Unterschied so richtig wahrnehmen kann und nicht das Gefühl habe, mich 24/7 im Hamsterrad abstrampeln zu müssen. Ich trete an dem einen Tag ordentlich in die Pedale, um so richtig in einen Lauf zu kommen. Am anderen Tag lasse ich die Beine einfach neben den Pedalen baumeln, halte die Nase in den leichten Fahrtwind und lasse mir Zeit für den Weg. Wichtig ist, das weiß ich mittlerweile, dass ich aktiv zwischen beidem hin und her wechseln kann.

Bild: Sophie Wolter


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