Life at 30: Wir laufen der Zeit so hinterher

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„Schon so spät? Ich wollte doch noch…” Läufst Du auch gerade der Zeit so hinterher?

Irgendwie fühlen sich Stunden gerade für viele von uns wie Sekunden an. „Schon so spät?” Diese Frage höre ich gerade überall in meinem Umfeld. Egal ob ein, zwei, drei Kinder oder keins. Ob selbstständig oder angestellt. Uns allen scheint die Zeit zu fehlen. Und besonders als die Zeit umgestellt wurde, fragte ich mich das auch ständig selbst. Diese Stunde „fehlte” dieses Mal wirklich so richtig. Was ja eigentlich (zumindest nach den ersten beiden Tagen danach) aber auch Quatsch ist.

Wir laufen der Zeit so hinterher…

Heute ist Feiertag. Aber statt Vorfreude auf die freien Ostertage hörte ich diese Woche nur von allen Seiten: „Ohje. Kurze Woche. Weiß gar nicht wie ich da alles schaffen soll.”

Feiern wir mittlerweile keinen Feiertag mehr, sondern sehen ihm mit Grauen entgegen, weil er uns auch noch „Zeit frisst”?

Es kommt mir fast so vor. Und ich kam selbst nicht um den Gedanken herum, dass mir die beiden Tage Freitag und Montag „fehlen” werden. Dass ich dachte: Shit, das muss jetzt einen Tag früher fertig werden, weil der Freitag wegfällt vor dem Wochenende.

Eigentlich könnte ich in der Selbständigkeit ja auch easy am Feiertag arbeiten. Aber natürlich werde ich versuchen, die freien Tage mit meinem Mann offline zu genießen. Raus zu gehen. Das „lange Wochenende” zu nutzen und zwar nicht für die Arbeit, die schon ohnehin viel zu oft an Prio #1 bei uns allen steht. Auch wenn ich meine Arbeit liebe, weiß ich wie wertvoll wirkliche Pausen sind.

Aber warum rennt die Zeit so?

An der einen Stunde Zeitumstellung kann es ja wirklich nicht langfristig liegen. Ich glaube es liegt immer noch daran, dass es strukturell sowas von angesehen ist „ständig beschäftigt zu sein”. So versuchen wir jede Sekunde des Tages zu nutzen und zu verplanen (egal ob Job oder Freizeit). Manchmal ganz unbewusst. Aber ist Dir schon einmal aufgefallen, dass wir beinahe jede Minute der Woche „füllen” (mit Job, Haushalt, aber auch Freizeitaktivitäten)?

Schon 2019 schrieb ich eine Life at 30 Kolumne mit dem Titel „Sooo beschäftigt sein ist doch keine Auszeichnung”. Und die Worte fühle ich auch heute noch so sehr.

Zwischen der Kolumne und dieser hier liegen Jahre, eine Pandemie und ein großer Wellbeing-„Trend” (den ich prinzipiell sehr begrüßt habe, auch wenn hier viel marketingtechnisch „benutzt” wurde). Und dennoch: Im Großen und Ganzen hat sich nur wenig im gesellschaftlichen Verständnis geändert. Sogar Achtsamkeit wird noch zu einem weiteren To-Do auf der Selbstoptimierungsliste („Oh heute muss ich noch meditieren.”).

Mentale Gesundheit und Stressmanagement sind heute viel mehr Thema als früher. Und trotzdem stoppt das bisher nur selten unsere Selbstoptimierung. Wir versuchen so oft dieses „perfekte Bild” zu erreichen. Die Erwartungen zu erfüllen. Alles zu „schaffen”. (Ich erlebe es – ganz ehrlich – dass eher Geld für „Produkte zum Durchhalten” ausgegeben wird, als für Stressmanagement-Training und allgemein unser Wohlbefinden.)

Social Media macht uns mit dem schönen Schein vor: Die anderen schaffen es doch auch. Nur wir selbst scheinen ständig zu wenig Zeit zu haben, um alles unter einen Hut zu bringen.

Als ich diese Woche ein wichtiges Jobprojekt erledigt hatte, für eine Freundin da war, die mich brauchte, den Wäscheberg wegen Besuch am Wochenende anging und dann abends statt auf der Yogamatte (was mir eigentlich so gut tut) einfach nur – alle viere von mir gestreckt – auf dem Boden lag. Da dachte ich wieder: Es geht eben nicht alles auf einmal.

Der Tag hat nur 24 Stunden und davon schläfst Du (wenn es richtig gut läuft) schon mal acht. Wenn Arbeit ansteht, dann ist es eben kein „nebenbei” noch den Haushalt zu schmeißen. Gesund zu kochen. Sich um andere zu kümmern. Und um uns selbst. All das kostet Zeit. Jede kleine oft „ungesehene” Aufgabe.

Ich sträube mich immer noch mit allem dagegen, dass am Ende „alle Erwartungen (auch die internalisierten) erfüllt zu haben” Das Ziel sein soll. Wir die ganze Zeit rennen. Nie genug Zeit zu haben scheinen. Erschöpft jeden Abend nur noch Energie haben auf den „Netflix-Knopf” zu drücken (ja meine Samsung Fernbedienung hat sowas sogar).

Wenn freie Feiertage als Bürde statt als Freude gesehen werden, weil wir unsere Aufgaben deshalb nicht alle in einer Woche schaffen. Sollte uns das nicht zu denken geben?

Und ich stelle, wie schon einmal in einer älteren Life at 30 Kolumne die Frage: Worauf leben wir eigentlich hin?


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