Life at 30: Wir rennen nur noch

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„Alles zu viel.” „Auch das jetzt noch.” Es ist jedes Jahr gleich. Im November und Dezember sprinten wir von einer Sache zur nächsten. Wir rennen nur noch. Ich finde: Es muss sich endlich etwas ändern.

Wäre das Jahr ein 800-Meter-Lauf. (Ja, Marathon bin ich noch nie gelaufen, wir sollten also beim Vergleich realistisch bleiben.) Dann würden wir zum Jahresbeginn in einem angenehmen Tempo starten. Uns so bei der Hälfte (im Sommer) ganz gut fühlen mit unserem Tempo. Vielleicht sogar mit einem Lächeln laufen. Im Oktober merken wir schon, dass es mittlerweile echt anstrengend wird. Aber im November und Dezember ziehen wir trotzdem das Tempo plötzlich aufs Doppelte an. Mit einem verbissenen Gesichtsausdruck. Um dann an der Ziellinie (24.12.) fast zusammenzubrechen vor Erschöpfung. Damit meine ich nicht einen Zielsprint, weil wir noch genug Power haben. Genau die fehlt uns in der „besinnlichen Zeit” am Jahresende nämlich meist vollends.

Ich meine mich zurückzuerinnern, dass ich einmal eine Life at 30 Kolumne schrieb und da die Realität der „Vorweihnachtszeit” beleuchtete (ach ja hier ist sie…). Wenn ich mich in meinem Umfeld umsehe (und auch digital darüber hinaus) dann ist die Vorweihnachtszeit nämlich beinahe immer alles andere als besinnlich. Sie wird besonders von einer Sache bestimmt: Stress.

Wir rennen nur noch im November und Dezember

Alles muss noch „fertig werden”. Deadlines und To-Dos im Job. Weihnachtsvorbereitungen. Geschenke kaufen. Irgendwie fühlen sich die letzten acht Wochen jedes Jahr an, als würden die Sekunden doppelt so schnell vergehen. Während die Aufgaben, Erledigungen und Treffen immer mehr werden.

Wie eine Art „Endjahres-Torschlusspanik” kommt es mir vor…

Als müssten wir alles unbedingt noch in dieses Jahr packen, wird auf einmal aber nicht nur die Zeit im Job „scheinbar knapp”. In jede freie Sekunde, die nicht mit Arbeit, Haushalt, To-Dos vollgestopft ist, werden noch Verabredungen gequetscht. Versteht mich nicht falsch, ich habe in der Lockdownzeit im Home-Office selbst meine eigenen psychologischen Ratschläge (nämlich wie wichtig soziale Kontakte mental sind) zu spüren bekommen. Aber neben zahlreichen Job-Meetings, scheinen im November und Dezember auf einmal alle (teilweise monatelang verschobenen) privaten Treffen nachgeholt werden zu müssen. Auch das kann ganz schön viel und anstrengend sein, auch wenn wir uns natürlich gern mit Freunden umgeben.

Noch etwas, das erledigt werden muss

Ich habe mich vor Kurzem selbst mitziehen lassen. Habe statt mit Vorfreude (ich liebe es eigentlich andere zu beschenken) an Weihnachtsgeschenke mit Grauen gedacht. Noch etwas, das auf die endlos lange Mental Load Liste muss. Noch etwas, das „erledigt” werden muss. Daran merkte ich, dass ich mich von all der Rennerei irgendwie unbewusst mitziehen ließ. Beim Blick nach rechts und links schienen digital die Kolleginnen auch noch mit voller Power Programme und Produkte zu launchen. Während ich einfach nur dachte: Am liebsten würde ich nur das Notwendigste erledigen und zwischendurch einfach mal eine Pause machen.

Und als ich da alles plötzlich so furchtbar anstrengend fand. Da habe ich mich hingesetzt und alles genau mit der Lupe (nicht wortwörtlich, ich habe Adleraugen) angeschaut. Alles hinterfragt. Und beschlossen: Ich renne hier nicht mit in diesem Tempo. Nehme mir eine Wasserflasche. Und jogge die letzten Meter bis Jahresende. Auch super um den Kopf frei zu bekommen und wirklich die Prioritäten zu sehen.

Ist erst einmal ein seltsames Gefühl, weil alle scheinbar sprintend an einem „vorbeiziehen”, während man selbst das Tempo verlangsamt. Aber lass Dich nicht von Deinen Gefühlen täuschen. Denn eine Pause bzw. das eigene Tempo zu bestimmen, das ist ganz und gar kein Zeichen von Schwäche.

Jetzt mal nicht als Metapher gesprochen hieß da (wie ich es auch oft in meinen Stressmanagement Coachings und Life at 30 Mentorings sage): Mein Leben, mein Tempo.

Ich bringe wichtige Arbeits-To-Dos zu Ende, aber ein Special, das viel Energie kostet, das kommt im Januar. Meistens merken wir nämlich Anfang Januar, dass allen irgendwie doch noch die Puste ausgegangen ist und alles endlich, endlich langsamer geht. Die perfekte Zeit, um mich auf ein Projekt zu konzentrieren, das mir am Herzen liegt.

Das hieß auch: Ich sage nur Veranstaltungen und Treffen zu, die entweder beruflich sehr wichtig sind oder mir emotional viel bedeuten. Wir „müssen” nämlich viel weniger als wir oft glauben.

Und das bedeutete für mich auch, dass ich nach einem Sprint-Tag mit zwei wichtigen Produktionen und anschließendem Meeting, diese Woche an einem Mittwoch (aka mitten in der Woche) ausgeschlafen habe (Sprint-Tage sind gefühlt viel anstrengender, je achtsamer wir mit uns umgehen). Anschließend bummelte ich einmal über den Weihnachtsmarkt und sah mich in einem zuckersüßen Laden (Tipp: OSchätzchen in Hamburg) ein wenig um, um mir Lust auf Weihnachtsgeschenke zu machen.

Wer jetzt kommt mit: Ja, Du kannst das in der Selbstständigkeit auch easy machen. Der soll bitte die rosarote Brille absetzen. Denn jede Pause ist auch „nicht verdientes Geld”. Also bitte statt hier zu vergleichen, lieber schauen, ob das eigene Tempo wirklich das ist, was gerade für Dich funktioniert. Und wenn Du die Zeit momentan – wie so viele – so verdammt anstrengend findest. Dann nimm Dir ein Wasser (oder noch besser einen leckeren Tee) und überdenke Deine Geschwindigkeit (und Prioritäten). Sprich mit Deinem Team im Job. Frage Freunde, ob das Abendessen nicht im Januar genau so schön wäre. Nimm das Tempo soweit raus, dass Dir an Heiligabend unterm Weihnachtsbaum nicht komplett die Energie fehlt, um die Zeit mit Herzensmenschen genießen zu können.

Wir rennen nur noch. Dabei vergessen wir aber zu oft: Nur weil das Jahr zu Ende geht, heißt das nicht, dass nicht am 1. Januar direkt wieder ein neues Jahr beginnt.

Falls Du meine Zeilen so sehr fühlst: Das Projekt-Special von dem ich spreche, das hat mit dem Life at 30 Mentoring zu tun. Also sprich mich unbedingt (gern via SusanFengler@gmail.com) proaktiv an, wenn Du das Mentoring für Dich interessant findest und sei eine der erste Personen, mit der ich darüber jetzt schon spreche.

Bild: Sophie Wolter


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