Life at 30: Will ich wirklich so arbeiten?

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Das habe ich mich irgendwann gefragt. Und noch viel wichtiger: Wie will ich eigentlich wirklich arbeiten?

Ja, gerade beginnen für alle mit Kids die Sommerferien und wir würden lieber im Schwimmbad mit Pommes chillen als an die Arbeit zu denken. Aber weil gestern und heute wieder neue Life at 30 Mentorings für ein halbes Jahr starteten und es dort sehr oft um Job-Zufriedenheit geht, wurde ich davon zu dieser Kolumne inspiriert.

Springen wir mal zurück in die Vergangenheit…

Will ich wirklich so arbeiten?

Früher dachte ich, dass ich als Frau ohne konkreten Kinderwunsch nur noch eine weitere Option habe: Karriere. Schließlich musste ich mich für mein „Mhm Familienplanung, weiß nicht” immer rechtfertigen. Und da kam nur zu oft vom Gegenüber: „Ja, verstehe, du willst eben (erst einmal!) Karriere machen.”

Und ich hatte auch so richtig Lust drauf. Arbeitete schließlich, was mir Spaß macht (Beruflich schreiben! Und ich hatte Mathe beispielsweise im Germanistik/Anglistik-Studium schon Bye-Bye gesagt). Gab alles für den Job. Arbeitete im Angestelltenverhältnis auch unbezahlt am Wochenende. War – je mehr Verantwortung ich im Job bekam – auf jeden Fall ständig erreichbar. Fragte mich, wenn die Eltern übers Wochenende zu Besuch kamen, ob ich wirklich ohne Laptop für einen Tag an die Ostsee fahren kann. Schließlich könnte ja überraschend das Celebrity-Kind auf die Welt kommen. Oder Bilder von einer Star-Hochzeit tauchen auf. Die News müssten wir dann ja unbedingt bringen.

Ihr seht: ständige Erreichbarkeit war hier keine Frage von wirklicher Notfallsituation…

Trotzdem stresste dieses „Always on” so sehr. Das habe ich anfangs gar nicht bemerkt. Kämpfte weiter für Beförderungen und verdiente Gehaltserhöhungen. Gegen Personalkürzungen (leider nicht erfolgreich). Und nahm dabei immer mehr Verantwortung auf und dazu eine gehörige Portion Dauerstress. Ach Magentabletten gehörten irgendwann einfach dazu. Woher die Magenschmerzen kamen, darüber machte ich mir nicht ausreichend Gedanken. Schließlich musste ich doch funktionieren. Alles schaffen. Wird schon irgendwie. Bestimmt wird doch wieder eine Kollegin wieder eingestellt und nicht noch eine gekündigt. Ich muss nur irgendwie durchhalten.

Abends flimmerten da schon mal die Augen beim Blick auf den Desktop. Ich hatte so viel Wut im Bauch bei all der „ungesehenen Arbeit”. Zum Beispiel als ein Kollege aus der Mode-Redaktion meinte, es sei ja wohl nicht zu viel verlangt, wenn ich am Wochenende die Chanel-Show online stellte, das sei doch schnell gemacht. Zu einer Zeit als ich jedes Wochenende „schnell noch unbezahlt Stunden am Laptop verbrachte” und dafür Freizeit und Pausen vernachlässigte. Wofür eigentlich genau? War jetzt auch nicht so, dass ich deshalb finanziell ausgesorgt hatte und mir um die Zukunft keine Gedanken machen musste (nicht mal ansatzweise).

Und als ich dann merkte, dass „mit dem Fuß aufstampfen” nicht half. Es sich nichts ändern würde und ich viel zu viel Last viel zu gut trug („läuft doch alles”), da fragte ich mich: „Will ich wirklich so arbeiten?”.

Nein.

Wie will ich eigentlich arbeiten?

Ich kündigte einen angestellten Job in einer Leitungsposition, um mich 2016 selbstständig zu machen. „Mutig” schien das für sehr viele in meinem Umfeld zu sein. Mir fällt eher dazu ein „längst notwendig”.

Das Hamsterrad hatte mich fest im Griff damals. Irgendwann stresste es mich schon, wenn ich zusätzlich zu den Job-To-Dos noch einen Dinner-Termin mit den Freundinnen ausmachen sollte. Ich wollte mich eigentlich um nichts mehr kümmern. Am liebsten nur noch abends auf die Couch und direkt ins Bett.

Ich merkte, dass das nicht mein Lebensziel war. So viel arbeiten, bis ich nur noch auf die Couch plumpsen will. Immer durchziehen und durchhalten in der Hoffnung, dass ich irgendwann auch wieder Kolleginnen habe, an die ich auch Verantwortung und Aufgaben abgeben kann. Der neue Titel auf der Visitenkarte machte mich auch nicht glücklich.

Natürlich war mein Schritt in die Selbstständigkeit auch mit Ängsten verbunden. „Was wenn ich gar nichts verdiene?” „Was wenn mir doch der Status im Job wichtiger war, als ich es mir eingestehen wollte?” „Wer bin ich, wenn ich nicht die Hamsterrad-Karriere-Sue bin?”

Zu diesem Zeitpunkt änderte ich aber nicht nur den Job in meinem Leben. Während ich mich selbstständig machte, fing ich mit Yoga an. Klingt nach dem ultimativen „Sprung-aus-dem-Hamsterrad-Klassiker”, aber Yoga hat mir so viel beigebracht (und damit meine ich nicht irgendwelche Posen). Dass es im Leben nicht nur um „höher, schneller, weiter” geht (oder das Bein mehr verbiegen zu können als die anderen). Und dass Pausen so wertvoll sind und kein Zeichen von Schwäche.

Ich fragte mich nicht mehr „Will ich wirklich so arbeiten?”, sondern „Wie will ich eigentlich arbeiten?”. Und da waren auf einmal flexible Zeiteinteilung, auch mal freie Wochenenden und kein ständiger Kampf um Mitarbeiter*innen/ein wenig mehr Gehalt mit denen „da oben” so viel wichtiger als „Karriere machen” oder Job-Titel.

Auch im Kleinen frage ich mich heute immer wieder, wie ich wirklich arbeiten will. So habe ich vor Jahren bei dem ganzen „Instagram-Betrug mit Followerkauf und Co.” nicht mitgemacht. Und das hat mich in der Social Media Welt einiges an Erfolg und Honorare gekostet. Spoiler: Die Wahrheit wird hier nie ans Licht kommen, weil auch die buchende Partei leider viel zu selten daran interessiert ist, wo Likes und Follower wirklich herkommen (jemand muss ja immer an jemand anderen „reporten”). Ein mieses Gefühl. Aber geht es nicht im Leben darum, sich auch jeden Morgen mit einem guten Gefühl im Spiegel anschauen zu können?

Nach meiner Umstrukturierung in Richtung Stressmanagement-Training und Mentoring in den letzten Jahren habe ich mich auch Anfang diesen Jahres wieder gefragt, was mir in meinem Job wichtig ist. Daraus ist ein größerer Fokus auf das Life at 30 Mentoring entstanden (ich freue mich so sehr über euer positives Feedback hier!). Und auch die Idee, dass ich gern Retreats in mein Portfolio aufnehmen würde.

Weil die Arbeit mit Menschen so bereichernd ist. Und dann auch die ganze Hamsterrad-Sache von früher noch einiges Gutes beinhaltet. Denn ich kann meine Learnings daraus teilen und dann ist für die ein oder andere der Sprung raus aus dem Hamsterrad vielleicht schon früher möglich.

Ich kann nur für mich sprechen: Aber ich finde es so wertvoll, dass ich meinen Job-Weg so aktiv gestalte. Natürlich gibt es immer wieder Herausforderungen und Hindernisse. Ich habe es aber viel mehr in der Hand, als ich früher dachte. Muss nicht nur „funktionieren” und „durchhalten”, sondern bestimme selbst wie mein Job-Alltag aussieht. Das muss bei dir nicht mal eine Selbstständigkeit sein. Vielleicht inspiriert dich meine Geschichte, das Team im Job zu wechseln, weil die Kollegin einfach furchtbar zu dir ist und du jeden Tag mit einem Kloß im Hals zum Office fährst. Oder du wechselst den Job und bleibst in derselben Branche, wirst aber endlich für deine Leistung gerecht bezahlt. Vielleicht erkennst du auch, dass dir das Hobby (für das du gerade wegen der Arbeit nie Zeit hast) viel wichtiger ist, als du es dir bisher eingestehen wolltest.

Ich bin auch genug, wenn ich kein Kind habe und trotzdem keine angestellte Führungskraft und mega Karrierefrau bin. Es gibt nicht nur das eine oder andere und im „Idealfall“ beides zusammen. Das musste ich auch erst lernen…

Schreib mir gern wenn du Interesse an einem Starter Call für das Life at 30 Mentoring hast oder du einen der immer weniger werdenden Retreat-Plätze sichern willst. 

Bild: Sophie Wolter


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