Life at 30: Was früher so selbstverständlich war

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Ich trage meinen roten Lippenstift auf und „wuschel” mir durch die frisch geschnittenen Haare. Kurz denke ich: was früher so selbstverständlich war.

Manchmal da kommen so Momente in meinem täglichen „Jeder-Tag-scheint-gleich-im-Homeoffice”. Da erinnere ich mich an die Zeit vor der großen Krise. An das Leben „davor”. Und obwohl ich da natürlich auch etwas wehmütig werde (etwas ist leicht untertrieben), da kommt auch der Gedanke: Hoffentlich schätzen wir das alles noch viel mehr im „danach”.

Früher da erlebte ich so viel, dass ich vieles gar nicht richtig begreifen konnte. Nach einem großartigen Jahr 2019, in dem ich so viel von der Welt gesehen und erlebt habe (Marrakesch, Florida Roadtrip, bereichernde Yoga-Retreats auf Mallorca und und und), unfassbare Jobs an Traumorten hatte (ich sage nur Beauty-Job in einer James-Bond-Villa in der Nähe von Barcelona oder ProSieben-Dreh in New York City), da fragte ich mich selbst, wie 2020 das überbieten sollte. Die Antwort kam schnell im Frühjahr 2020: Gar nicht. Stattdessen ein verdammte weltweite Pandemie.

Und obwohl ich kein Fan davon bin, aus jeder schlechten Situation zwanghaft etwas Positives ziehen zu müssen (so anstrengend!)… Ich habe im letzten Jahr eins gelernt: Alles, was ich habe (und auch zuvor schon erlebt habe) noch viel mehr zu schätzen. Egal ob es die fantastischen Reisen in den Jahren zuvor waren. Die Menschen, die in meinem Leben sind. Oder die Entscheidungen, die ich für mich und für mein Leben getroffen habe.

Was früher so selbstverständlich war…

Manchmal da kommt mir alles so unwirklich vor. Als wären wir gerade alle Darsteller:innen in einem Science-Fiction Film. Und gleich schreit jemand „It’s a wraaap!” (in meinem Kopf eindeutig Heidi Klum) und alles ist vorbei und wieder wie vorher.

Immer wieder fällt mir auf, wie etwas, das früher so selbstverständlich war, heute ein richtiges Ereignis ist. Da war ich fast ein Jahr nicht mehr beim Friseur und es war so ein aufregendes Highlight. Dabei wäre es früher ein ganz normaler Termin in einer Woche voller Termine gewesen.

Oder ich trage für ein Shooting mal wieder roten Lippenstift auf. Und erinnere mich: Bevor die „Zeit der Masken” kam, war das sogar ein richtiger Signature Look von mir. Beinahe bei jedem Event schminkte ich mir eine knallige Lippenfarbe, weil ich den Look so an mir mag. Verrückt, wenn auf einmal solche „Flashbacks” kommen. So à la „da war doch was”.

Die „Herzschmerz-Flashbacks” sind allerdings natürlich andere. Wenn ich zum Beispiel mit einer lieben Freundin mit Abstand draußen spazieren gehe. Und sie mir erzählt, dass sie wegen einem familiären Schicksalsschlag gerade so eine schwierige Phase durchmacht. Von der ich schon weiß und Ihr versucht habe in den letzten Wochen mit Nachrichten und Worten viel Mut zu machen. Aber früher wäre es so selbstverständlich gewesen, sie sofort ganz fest in den Arm zu nehmen. Sie minutenlang so richtig fest zu drücken, um ihr von meiner Kraft abzugeben. Was früher so selbstverständlich war…

Ich schätze diese Dinge, die früher so selbstverständlich waren, mittlerweile noch viel mehr. Aber leider weiß ich auch aus der Psychologie, dass das bei uns Menschen nicht „anhalten wird” und vieles so schnell in Vergessenheit gerät. Trotzdem nehme ich mir für mich ganz persönlich vor, alles aufzusaugen und noch viel mehr in mir aufzunehmen. Den ersten Spaziergang am Meer in einem fremden Land. Die feste Umarmung mit den Eltern, wenn wir uns geimpft wiedersehen. Die netten Nachbarn spontan zu uns einzuladen. Beim geliebten Markt-Besuch das frische Obst und die Blumen auch endlich wieder ohne Maske zu riechen.

Was früher so selbstverständlich war… Das will ich als etwas Besonderes wahrnehmen und schätzen.

Bild: Sophie Wolter


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