Life at 30: Immer wieder dieses Vergleichen mit den Highlights der anderen

In: Life at 30
sue_fengler_suelovesnyc_Life_At_30_kolumne_vergleichen_social_media

Alle andern sind ständig im Urlaub, sehen immer makellos aus und gründen „nebenbei” drei erfolgreiche Firmen. Nur wir nicht. Willkommen in der Instagram-Vergleichs-Hölle. Warum vergessen wir immer wieder, dass das nicht die Realität ist?

Es sind diese Tage, an denen irgendwas nicht so gut läuft. Das Smartphone liegt neben dir. Du nimmst es in die Hand. Nur ganz kurz mal schauen. Instagram öffnen…

Bäm! Eine Welt, die unglaublich inspirierend sein kann, aber auch eine, die „Barbieland” oft in nichts nachsteht. Wir sehen kristallklares Wasser, in das vom Boot aus eingetaucht wird. Alle scheinen glücklich zu sein und zusammen im Urlaub Spaß zu haben (was ab 30, wie du vielleicht selbst weißt, immer und immer schwieriger zu organisieren wird). Wir sehen Hausprojekte, bei denen alles selbst saniert wird und einfach jeder Raum mega aussieht. Familienzeit mit dem Kind, obwohl die Powerfrau drei Firmen gegründet hat und scheinbar ganz nebenbei noch ihr gesamtes Leben live mit filmt.

Am Montag habe ich geteilt, dass ich einen schlechten Tag hatte. Einfach so. Ohne Grund und obwohl die Sonne vom Himmel strahlte. Und dass ich es noch geschafft habe, ihn durch Dinge, die mir so guttun, zu drehen. Aber auch ich bin Teil der so perfekt aussehenden Instagram-Welt. Zeige natürlich lieber mein leckeres Essen beim Ausgehen mit einer Freundin, als die langweilig aussehende Reispfanne zu Hause auf dem Herd. Liebe Ästhetik und Design (ob in der Wohnung oder auf Bildern). Benutze zwar keinen einzigen Filter bei Insta, aber wenn ich morgens mit einem riesigen Kissenabdruck auf der Wange in den Tag starte, dann würde ich natürlich die andere Seite in die Kamera halten. Vielleicht reicht aber auch schon meine gute Haut, um andere beim Durchscrollen durch meinen Feed unter Druck zu setzen. Und obwohl ich auch von Problemen und authentischen Alltagssituationen berichte, rein visuell sieht dann doch alles irgendwie schön aus.

Das ist auch völlig okay. Denn ganz ehrlich: Ich lasse mich auch nur all zu gern von tollen Reise-Impressionen, leckerem Essen und anderen schönen Dingen bei Instagram inspirieren. Könnte zum Beispiel ein ganzes Album mit gespeicherten „Sommer in der Provence”-Bildern füllen und träume mich gern dorthin, wenn in Deutschland die Sommerwoche verregnet ist.

Aber und jetzt kommt „das große Aber”: Wir scheinen beim Betrachten all der schönen Impressionen der Leben der anderen immer und immer wieder eine Sache zu vergessen.

Wir zeigen auf Social Media nur einen Bruchteil unseres Lebens. Oft schöne Momente, die wir gern festhalten möchten. So wie in einem Fotoalbum früher. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass sich hinter den Kulissen nicht auch Sorgen, Dramen oder Negatives verbergen. Das wissen wir eigentlich, aber scheinen es immer wieder zu vergessen.

Ich finde die „Mehr Realität auf Instagram”-Bewegung super wichtig. Gerade wo Filter, KI und Co. so ein schreckliches neues Schönheitsideal abbilden können. Ich freue mich auch so sehr, dass beispielsweise eine Therapie oder ein Coaching zu machen, in unserer Generation total normal ist – auch dank der Kommunikation in den sozialen Medien.

Mehr Realität auf Instagram – gibt es schon, aber trotzdem vergleichen wir uns mit dem scheinbar „Perfekten”

Wir finden auf Instagram die unterschiedlichsten Lebensmodelle, authentische Themenbereiche mit denen wir uns identifizieren können, echte Menschen, realistische Situationen und Darstellungen (sei es über mentale Gesundheit oder ganz oberflächlich wie bei Cellulite).

Und das finde ich so wichtig. Seit Jahren steuere ich zudem auch selbst, was ich durch folgen und entfolgen wirklich in meinen Apps sehen will.

Aber, trotz all dem, vergleichen wir uns – gerade in Momenten, in denen es mal nicht so läuft – immer mit diesen scheinbar perfekten Highlights der anderen. Immer und immer wieder.

Ich bin seit über einem Jahrzehnt beruflich und privat bei Social Media unterwegs. Bin Stressmanagement-Trainerin und Mentorin und Online-Redakteurin. Arbeitete sogar als Community Managerin bei einer internationalen Werbeagentur. Ich kenne alle Tricks und Hintergründe – sowohl von der Content Creator Seite, als auch von der mentalen.

Und trotzdem (!) sitze ich manchmal da und scrolle und es kommen vergleichende Gedanken hoch. Und obwohl ich alle Marketing-Tricks in den sozialen Medien kenne, wenn es beispielsweise um den Verkauf von Produkten geht. Da falle ich selbst immer wieder mal in dieses „Boah, wieso scheint bei denen alles immer so spielend einfach und schnell zu gehen beruflich und ich muss mich so anstrengen?”.

Diese Woche habe ich über das Thema auch in meinem Life at 30 Mentoring mit einer Mentee gesprochen. Sie wünscht sich, von den Vergleichen auf Social Media nicht mehr so viel Druck zu spüren. Das geht im Life at 30 ja von Kinderkriegen über Job bis zur Sehnsucht nach Reisen.

Ich habe ihr erzählt, dass es mir in manchen Bereichen so gut gelingt das abzulegen, weil ich meinen ganz eigenen Weg und mein eigenes Lebensmodell lebe. In anderen Bereichen kenne ich das auch heute noch, wie zum Beispiel beim Verkaufen eines Workshops über die sozialen Medien. Da muss ich selbst wirklich immer noch so oft den Schritt zurück treten und auch das Marketing durchschauen und nicht nur emotional denken: „Warum bin ich scheinbar die einzige, die nicht 50 Teilnehmerinnen innerhalb von fünf Minuten hat?”.

Es ist so wichtig, dass wir uns immer wieder daran erinnern: Wir sehen nur einen Bruchteil. Müssen den Rest aktiv „mit dazu denken”. Wir sind nicht (wie ich es in meinem eBook schreibe) „die Eine, die es nicht hinbekommt”. Vergleichen uns naturgemäß als Menschen immer „nach oben” und müssen uns das immer wieder neu bewusst machen. Früher haben wir uns mit Mitschüler*innen verglichen, heute da vergleichen wir uns mit der ganzen Welt durch nur einen Klick in eine App. Und bekommen dabei immer vorgespielt: diese eine Person kann doch so spielend leicht alles haben, nur wir haben Sorgen und Probleme oder „bekommen es nicht gebacken”. Lasst uns den Kontext nicht vergessen und das Ungesehene. Und auch nicht die vielen, vielen anderen Beispiele, die diesem einen scheinbar perfekten gegenüberstehen.

Dazu sollten wir selbst auch noch mehr darauf achten, mal schwierige Momente mit einfließen zu lassen. Nicht nur eine perfekte Fassade aufzubauen (egal ob auf Social Media oder im echten Leben). Mal übers Scheiten zu sprechen. Dazu habe ich so viel zu sagen, das reicht dann noch für eine neue Kolumne…

Falls du meine Gedanken hier so sehr nachvollziehen kannst, dann freue ich mich, wenn du dir mein Retreat auf Gut Damp an der Ostsee (23. – 26.11.23) ansiehst. Ich habe es genau deshalb im November geplant und aktuell – während ich hier schreibe – sind in einem Kreis toller Frauen nur noch fünf Plätze frei (Kontakt für Anfragen: Reservierung@Gut-Damp.de). Der Plan: Innere Ruhe in all der Endjahreshektik finden. An einem wahnsinnig schönen Ort mitten in der Natur. Ich freue mich so sehr auf die Zeit mit euch dort.

Bild: Sophie Wolter


0 Kommentare

Hinterlasse ein Kommentar

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten (Name und Email Adresse) durch diese Website einverstanden. Weitere Informationen findest du in der Datenschutzerklärung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.