Life at 30: Ich will nicht „diese Frau” auf Instagram sein

In: Life at 30
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Das sind jetzt heute mal wieder sehr, sehr ehrliche Gedanken von mir. Es geht darum, dass ich nicht „diese Frau” auf Instagram sein will. Was ich damit meine?

Im Life at 30 Mentoring ging es zuletzt direkt bei zwei Mentees (bei eigentlich unterschiedlicher Thematik) um den Druck, den Social Media auf uns ausübt. Dass es uns oft nicht gut tut, die Highlights der anderen zu sehen. Dass wir uns als nicht gut genug und schön genug erachten, je mehr wir uns mit anderen vergleichen (und mit den perfekten Ausschnitten aus dem Leben der anderen).

Das hat mich dazu animiert, ein kleines Experiment in meiner Instagram Story zu machen. Ich habe meine Followerinnen gebeten, dass sie mir zu Bildern von mir schreiben, was ihnen als erstes durch den Kopf schießt. Ganz ehrlich und direkt. Damit wollte ich keine Komplimente sammeln, sondern Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung beleuchten. Kommentare wie „strahlendes Lächeln”, „zufrieden” usw. kamen daraufhin, aber es wurde auch direkt viel Vergleich mit der eigenen Person deutlich beim Kommentieren („So Spaghettiträger könnte ich leider nicht ohne BH tragen bzw. traue mich nicht”).

Wir sehen bei anderen scheinbar spielend leicht die positiven Dinge. Nehmen uns selbst viel, viel kritischer wahr. Jetzt nicht nur in Bezug auf Aussehen und Äußerlichkeiten, sondern in jeglichem Bereich. Und wir vergleichen uns mit anderen Frauen – im echten Leben, aber besonders häufig auf Social Media. Und genau deshalb ist mir diese Kolumne heute so wichtig.

Ich habe ein gutes Verhältnis zu mir. Ich mag mich. Wenn ich die Besenreiser an den Beinen nicht so genau betrachte, dann vergesse ich sie auch wieder. Ja, die Haare sehen bei anderen Frauen deutlich perfekter und schöner aus oft – aber ich habe eben feines Haar und das wird sich auch in diesem Leben nicht mehr ändern. Und natürlich verdienen andere in ihrer Selbstständigkeit viel mehr oder haben schon zwei Firmen aufgebaut. Schon eine Weltreise gemacht.

Aber ich finde mich und meinen Weg richtig gut. Schaue mit einem ehrlichen Lächeln in den Spiegel. Und auf diese Selbstwahrnehmung mit Selbstliebe bin ich auch sehr stolz und möchte andere inspirieren.

Es ist übrigens für uns Frauen ein ganz schmaler Grat darüber zu sprechen, was wir an uns mögen (äußerlich und innerlich). Sofort bekommen wir die „Boah ist die eingebildet”-Kommentare, die mich zum Glück nicht davon abhalten, diese Kolumne zu schreiben.

Trotzdem sehe ich natürlich aber auch auf Bildern von mir (besonders wenn ich beruflich jede Woche viele öffentlich online zeige) noch andere Dinge, als die Frauen, die mir bei Instagram folgen. Ich sehe auch was „dahinter steckt”. Müde Augen, weil ich eine harte Woche hatte. Oder ein Lächeln, das wegen Sorgen nicht hundertprozentig da ist. Aber auch Äußerlichkeiten, wie meine schlechte Haltung, die ich gerade versuche durch Rückenübungen zu verbessern (das sehe ich auch auf Bildern, aber glücklicherweise nicht als erstes oder einziges).

Ich will nicht „diese Frau” auf Instagram sein

Nach meinen Gesprächen im Life at 30 Mentoring, da dachte ich mir allerdings: Ich bin für einige bestimmt irgendwie auch „diese Frau”. Vielleicht erinnert ihr euch an den „That girl”-Trend auf Social Media. Diese Frauen, die immer morgens schon super früh strahlend aus dem Bett springen, sich einen Matcha machen und nie die Yoga-Session ausfallen lassen. Die sich immer gesund ernähren, scheinbar nie fette Pickel haben und irgendwie alles spielend leicht im Alltag hinbekommen, während sie immer noch genug Pausen haben.

Und obwohl ich sehr ehrlich vieles von mir zeige (hier in der Kolumne, aber auch auf Instagram), da schütze ich auch sehr, sehr viel von meinem Privatleben. Was wiederum dazu führt, dass ich nicht schon morgens – nachdem ich wieder nicht pünktlich aus dem Bett kam – mit Knitterfalten die iPhone-Kamera auf alles halte, während ich müde in die Küche schlurfe und erst mal das halbe Porridge aus Versehen auf der Arbeitsplatte verteile. Dadurch, dass ich nur Ausschnitte zeige, sieht das Gesamtbild allerdings natürlich auch häufig ganz schön aus.

Ich habe vor Jahren entschieden, dass ich zwar ehrlich und direkt sein will online und Frauen inspirieren möchte, aber vieles, vieles einfach privat bleiben soll. Ein 24/7-Sue-Livestream wäre für meine mentale Gesundheit so giftig wie saurer Weißwein für meinen Magen.

Und da kommen wir schon zurück zum Thema. Ich ernähre mich sehr gesund. Glutenfrei (wegen einer Unverträglichkeit), aber wegen eines empfindlichen Magens (ein Überbleibsel aus der Hamsterrad-Zeit) auch sonst sehr, sehr bewusst. Esse zwar Fisch und Fleisch (achte natürlich auf Bio), aber auch viel vegetarisch. Und überhaupt findet sich auf meinem Speiseplan literweise stilles Wasser und Tee. Nur super selten Alkohol und sonst auch viel, viel Gemüse und Obst. Wenig Süßigkeiten. Weil es mir gut tut und ich keine Lust auf Magenschmerzen habe, nicht weil ich schlank sein will (eine Diät habe ich noch nie gemacht). Aber ich bin mir auch bewusst, dass ich für einige dadurch „diese Frau” bin. Diese Frau, die man beobachtet und vielleicht auch ein bisschen hasst innerlich. Weil sie scheinbar nie über die Stränge schlägt und sich dauernd so gesund ernährt.

Diese „Ich habe wenig Falten, weil ich so viel Wasser trinke”-Frau (was ich niemals sagen würde, denn natürlich gehören auch „gute Gene” und Hautpflege, Sonnenschutz bspw. dazu). Meine geliebten Pommes und der Burger fallen da bei der Beobachtung schnell weg, weil das andere Bild überwiegt. Ich bin auch so oft in der „Ach die isst bestimmt nicht viel”-Schublade, aus der ich dann aber, wenn man mich kennenlernt, schnell wieder rausgeholt werde. Aber das ist auf Social Media natürlich nicht so einfach zu sehen und ich fürchte ich bin dann für andere ab und an auch „diese Frau” mit der wir uns vergleichen und uns danach irgendwie schlecht fühlen.

Auch für mich gibt es „diese Frauen”, denen ich an schlechten Tagen online lieber aus dem Weg gehe

Ich kenne das auch von mir – früher zum Glück viel mehr als heute, dass ich bei kuratierten, arty Instagram-Accounts reinschaue und denke: Krass, die sieht selbst am Strand immer „perfekt” und nie verschwitzt aus, während mir die fettigen Haarsträhnen sofort im Gesicht kleben und ich nicht mal dran denken könnte, Schmuck zu tragen, weil wegen der Sonnencreme alles klebt. Oder beruflich: „Woah, passt hier alles gut zusammen und alles sieht so hochwertig und nach Hochglanzmagazin aus.”

Diese makellos aussehenden Frauen, mit von Natur aus unglaublich schönen blonden, vollen Haaren. Die, wenn sie eine weiße Hose tragen, auch noch Fahrradfahren können, ohne dass es sofort Flecken gibt. Die immer anspruchsvolle Literatur lesen scheinbar und nie den lockeren US-Liebesroman, der mich gerade sehr gut unterhalten hat. Die super reich und erfolgreich sind, aber alles sieht irgendwie auch nicht nach Arbeit aus. Die Ahnung von Kunst haben, während meine Wohnung eher mit Postern dekoriert ist. Die Schalen voller Zitronen in der Wohnung stehen haben, was unglaublich schön aussieht (während bei mir eine der drei in der Schale sofort zu schimmeln anfing bei den warmen Temperaturen im Dachgeschoss).

Mittlerweile setzen mich „diese Frauen” nicht mehr so unter Druck. Aber das war auch ein Prozess und mit viel Arbeit an mir selbst verbunden. Übrigens ist das genau eine meiner Motivationen für das Mentoring, dass ich durch meine Learnings anderen Frauen den Weg erleichtern kann.

Was ich überhaupt nicht will, ist es, andere Frauen unter Druck zu setzen.

Ich bin stolz auf meine Selbstwahrnehmung. Denn ich könnte mich auch daran aufhängen und mich selbst fertig machen, dass meine Brüste nicht mal annähernd ein B-Körbchen füllen. Ich nie eine Walle-Walle-Mähne haben werde und eher mal Haarausfall habe. Dass ich nach einer Sport-Session oder nach dem Fahrradfahren so verschwitzt bin, dass ich niemals wie andere Frauen nach dem Yoga noch ohne zu duschen zum Lunch gehen könnte. Ich mittlerweile nicht sauer auf mich bin, wenn ich „nicht funktioniere” und mal nicht so viel geht. Stattdessen versuche ich die Dinge, die ich an mir mag zu sehen (außen und innen!) und mich darauf zu konzentrieren. Und das klappt im Großen und Ganzen sehr, sehr gut.

Ich möchte mit genau diesem nicht so kritischen Blick auf mich selbst gern inspirieren. Aber ich habe immer auch etwas Angst „diese Frau” zu sein, weil ich weiß, dass sich online auch Frauen mit mir vergleichen. Also mache ich keine leeren Versprechungen à la: wenn du genau dies und das machst, dann wirst du so und so aussehen oder sein. Versuche die Wichtigkeit von Selbstliebe und in allen Bereichen des Lebens mal eins oder beide Augen zuzudrücken zu kommunizieren.

Lege darauf auch viel Wert als Mentorin. Und hoffe einfach, dass ich durch eine XL-Portion Ehrlichkeit und Authentizität nicht zu oft für andere „diese Frau” bin…

Wenn du dir in deinem eigenen Alltag weniger Stress und Druck wünscht und vor der Endjahreshektik gern einmal an der Ostsee so richtig durchatmen und zur Ruhe kommen würdest, dann sichere dir unbedingt noch einen Platz in meinem November-Retreat auf Gut Damp.


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