Life at 30: Es geht nicht alles gleichzeitig
In: Life at 30
Wieso ich darüber heute unbedingt schreiben will (mit einem riesigen Wäscheberg hinter mir)? Und warum diese Kolumne dich trotzdem motivieren wird? Das liest du jetzt.
Es geht nicht alles gleichzeitig. Klingt erst einmal irgendwie demotivierend oder? Aber keine Angst, ich komme an einem halb verregneten Freitag jetzt nicht mit „Negativschlagzeilen” um die Ecke. Diese Erkenntnis ist nämlich ebenso wichtig wie sie dann doch motivierend ist.
Früher im Hamsterrad habe ich mich so dafür abgestrampelt alles zu schaffen
Vor ein paar Jahren hätte ich mich wahrscheinlich stolz als „Multitasking-Queen” gefeiert. Präsentierte meinem (damals noch) Freund die XXL-Liste an Dingen, die ich an einem Tag „geschafft” habe. Als ich im Hamsterrad gestresst strampelte, da war meine Wohnung auch immer perfekt aufgeräumt und sauber. Weil ich mir erst erlaubt habe, zur Ruhe zu kommen (und das viel zu selten), wenn alles „erledigt” war.
Da der Tag aber nur 24 Stunden hat und wir bestenfalls 8 davon schlafen, war immer zu wenig Zeit. Die Lösung, die mir auch überall stolz medial präsentiert wurde: Multitasking. „Ach Sue, das schaffst du doch noch nebenbei.”
„Nebenbei” ist ein Wort, das ich gar nicht mehr leiden kann…
Ich bin kein Fan von Multitasking. Wir bekommen so oft eingeredet, dass wir nur das richtige System brauchen und dann „nebenbei” spielend leicht ALLES SCHAFFEN können.
Aus persönlicher Erfahrung und erst recht als Stressmanagement-Trainerin kann ich dir sagen:
Es geht nicht alles gleichzeitig. Und das ist total okay.
Wenn ich wie diese Woche einige wichtige Job-Projekte finalisieren muss, dann stehe ich am Wochenende vor einem riesigen, riesigen Wäscheberg (ja, auch ohne kleine Kinder).
Weil ich eben nicht, während ich am Laptop tippe oder Termine wahrnehme, immer noch „schaffe” mich so ganz „nebenbei” um die Wäsche zu kümmern.
Wenn ich etwas priorisiere und mich darauf mit meiner Energie konzentriere, dann bleiben andere Dinge liegen.
Als ich am gestresstesten war, schien alles nach außen übertrieben perfekt. Aber zu welchem Preis? Bis zur richtigen Erschöpfung. Weil ich dachte: Hey, ich bin wohl die, die zu wenige Stunden am Tag hat. Bei allen andern sieht es so leicht aus. Und mir wird doch immer vermittelt, dass ich nur erst „Multitasking-Queen” werden muss und dann, ja dann, werde ich endlich alles „schaffen”.
Es geht nicht alles gleichzeitig.
Also lasst uns endlich aufhören, dieses unmenschliche Maß an Perfektion als „Alltags-Maßstab” zu nehmen.
Wenn du mit Kleinkind seit morgens um vier wach bist, dann kannst du nicht noch „nebenbei vom Sofa aus mittags das Projekt an den Chef schicken”. Und auch nicht die Wohnung ständig picobello haben. Bin ich beruflich viel unterwegs, dann kann ich nicht gleichzeitig sofort auf Mails reagieren.
Es ist übrigens auch mental so viel wertvoller, wenn du dich auf eine Sache konzentrierst, statt zu versuchen mit dem möglichst optimalen Multitasking alles gleichzeitig hinzubekommen.
Du kennst bestimmt das Gefühl, dass du das versucht hast und bei jeder einzelnen Aufgabe denkst, dass du sie unzureichend erledigt hast. Weil du mit deiner Aufmerksamkeit gar nicht bei allen Baustellen sein kannst. Und das ist okay. Das ist menschlich. Also lasst uns mit dieser anstrengenden „Jeden-Tag-Superwoman-Mentalität” aufhören.
Wir können uns da übrigens gegenseitig helfen. Indem wir der Freundin nicht vorspielen, dass alles so super läuft. Ehrlichkeit nimmt so oft diesen ganzen Druck raus. Mach mit!
Bild: Sophie Wolter
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