Wie entstehen Routinen und wie wird etwas zur Gewohnheit?

In: Less Stress
wie entstehen routinen wie wird etwas zur gewohnheit susan fengler suelovesnyc_susan_Fengler_stressmanagement_life_at_30_wie_entstehen_Routinen_wie_wird_etwas_zur_gewohnheit

Was ich oft höre? Dass wir 21 Tage brauchen bis etwas zur Gewohnheit wird. Und weißt Du was? Das ist Quatsch. Aber wie entstehen Routinen und wie wird etwas zur Gewohnheit?

Gestern im Life at 30 Mentoring habe ich mit meiner Mentee über die Strukturierung des (Job-) Alltags gesprochen. Und da ging es natürlich auch um Routinen. Witzigerweise versuche ich gerade seit dieser Woche eine neue Routine zu entwickeln. Nein, keine Yoga-Routine, sondern es geht um meinen Morgen.

In letzter Zeit fiel mir bei einem gerade hohen Arbeitspensum auf, dass es mir schwer fällt für meinen Spaziergang im Park nach draußen zu kommen (obwohl ich genau weiß, dass er in so vielerlei Hinsicht wichtig für mich ist). Da habe ich beschlossen, morgens direkt meine Runde zu drehen. Nach dem Aufstehen. Je nach Gefühl sogar vor dem Frühstück (ein Glas Wasser muss aber sein). Heute ist Tag 4 und ich fühle mich aktuell damit einfach großartig. Weil mir die frische Luft so viel Energie bringt, sich mein Körper besser fühlt und ich nicht direkt vom Bett zum Tisch und zum Schreibtisch schlurfe. Viele sagen jetzt (auch Coaches und Journalisten): Du musst nur 21 Tage dranbleiben, dann ist es Routine. Aber das ist einfach Quatsch.

Wie entstehen Routinen und wie wird etwas zur Gewohnheit?

Ich habe für meine Life at 30 Mentoring Session noch einmal tiefergehend recherchiert. Und dachte: Das will ich jetzt auch hier im Artikel noch einmal ansprechen.

Wir lesen an so vielen Stellen, dass wir in 21 Tagen Routinen entwickeln. Und sind dann enttäuscht, falls wir es bis dahin nicht geschafft haben, etwas zur Gewohnheit werden zu lassen.

Ein plastischer Chirurg aus New York, genauer gesagt Dr. Maltz, merkte in den 50ern, dass seine Patienten (bspw. nach einer Nasen-Operation) mindestens 21 Tage brauchten, um sich an die Veränderungen zu gewöhnen. Daraus entstand die viel zitierte 21 Tage Regel. Ja, nur, dass er in seinem Buch schrieb „mindestens 21 Tage”. Spätere Studien haben gezeigt, dass wir eher von einer 66 Tage Regel sprechen sollten und die 21 Tage eigentlich ein falsch überlieferter Mythos sind. Für viele entstehen Routinen erst nach etwas über zwei Monaten. Erst dann wird etwas wirklich zur Gewohnheit. Und selbst diese 66 Tage sind laut einer Studie des University College London (2009) eher der Startpunkt. Es kann auch schon einmal bis 254 Tage dauern. Wichtig ist auf jeden Fall, dass wir uns mit dem 21 Tage Mythos nicht unter Druck setzen. Und uns auch Fehler erlauben und trotzdem dranbleiben.

Was mir dabei hilft, eine Routine zu entwickeln?

Im Falle des morgendlichen Spaziergangs sind es ganz simple Tricks. Wie: Die Jeans und den Kuschelpullover schon abends rauslegen, sodass ich morgens einfach nur – wie automatisch – hineinschlüpfen muss. Ohnehin ist es immer mein Ziel eine Art Automatismus zu entwickeln. Das habe ich zum Beispiel auch vor ein paar Jahren geschafft, indem ich mir die Zahnzwischenraumreiniger einfach immer ganz nah neben die Zahnbürste gelegt habe (jetzt fühlt sich „ohne” falsch an mittlerweile).

Mach es Dir einfach – ohne viel „Mühe und Kopf Anschalten”. Vielleicht bedeutet das auch, dass Du nicht gleich die Königsdisziplin als Ziel angehst. Zum Beispiel eher 20 min joggen gehst, bevor Du eh Haare waschen wolltest. Und nicht gleich die große Runde. Und hilf Dir gern mit solch kleinen Tricks (wie in dem Beispiel, die Joggingschuhe zum „halb drüber Stolpern” in den Flur zu stellen).

Beim Zahnzwischenraumreiniger nutze ich außerdem, dass Zähneputzen für mich ja ohnehin eine Routine ist. Etwas auf eine bestehende Routine „draufzupacken”, das fällt uns deutlich leichter.

Was auch hilfreich dabei ist, Routinen enstehen zu lassen? Zeiten der Veränderungen zu nutzen (das muss jetzt wirklich nicht Silvester sein). Ich meine eher: Jobwechsel, Umzüge, neue Lebensphasen. In diesen Zeiten sind wir schneller bereit Neues zu etablieren, weil wir ohnehin mit Neuem konfrontiert sind.

Wenn wir dann irgendwann nicht mehr darüber nachdenken, dann wird etwas im Alltag zur Gewohnheit.

Bild: Sophie Wolter


0 Kommentare

Hinterlasse ein Kommentar

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten (Name und Email Adresse) durch diese Website einverstanden. Weitere Informationen findest du in der Datenschutzerklärung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.