Mit Ängsten umgehen – jetzt in der Krise
In: Less Stress
Wie Ihr in einer Zeit wie dieser mit Ängsten umgehen könnt, damit sie nicht all zu sehr zur Belastung werden? Diesem Thema widme ich mich mit ein paar Ratschlägen für den Alltag heute.
Bevor ich hier in die Thematik einsteige, möchte ich etwas sehr Wichtiges betonen. Es soll hier um Ängste gehen, die gerade in einer solchen Krisensituation entstehen können. Ich bin keine Psychotherapeutin und wenn Ihr beispielsweise unter Panik-Attacken leidet oder psychische Probleme bzw. Angststörungen habt, dann wendet Euch bitte unbedingt (das geht auch telefonisch) an einen Therapeuten. Das ist mir wahnsinnig wichtig zu betonen. Ich möchte hier Tipps geben, aber als Stressmanagementtrainerin und Achtsamkeitstrainerin für Stressbewältigung. Diese Tipps und dieser Artikel ersetzen keine psychotherapeutische Konsultation.
Lasst uns jetzt in das Thema einsteigen.
Gerade erleben wir eine Zeit, wie wir sie noch nie erlebt haben. Und obwohl ich absolut gegen Panikmache und Hamsterkäufe bin, kann ich sehr gut verstehen, dass viele gerade Ängste umtreiben. Auch ich muss mit meinen Learnings aus meiner Ausbildung und Dingen die mir gut tun (wie Yoga und Meditation) gegen Ängste ankämpfen. Und wenn ich von „mit Ängsten umgehen” spreche, dann meine ich damit in dieser Situation gerade nicht nur die Angst krank zu werden. Unzählige Gedanken schwirren da gerade in unserem Kopf herum. Einige haben Angst um ihre Eltern und Großeltern. Andere Angst um ihre eigene Gesundheit wegen Vorerkrankungen oder einem schwachen Immunsystem. Anderen macht vielleicht auch die Panikmache Angst und dass sie im Supermarkt vor leeren Regalen stehen. Wieder andere kämpfen als Unternehmer um ihre berufliche Existenz. Auch mich beunruhigt als Selbständige ein leeres E-Mail-Postfach, in dem sonst wöchentlich die Kooperationsanfragen ankommen und stattdessen gerade nur Absagen.
Egal ob es große oder kleine sind – mit Ängsten umgehen in der Krise
Es müssen gar nicht nur große oder existenzielle Ängste sein. Sondern diese für alle ungewohnte Situation kann beängstigend sein. Lasst uns diese Ängste ernst nehmen, aber auch aktiv dagegen arbeiten. Denn so vieles verschlimmert sich in unserem Kopf mit destruktiven Gedanken nur noch.
#1 Der Angst ins Auge blicken – was finde ich gerade so beängstigend?
Ganz wie in der Stressmanagement-Übung, die ich Euch vor kurzem vorstellte, kann es einem auch helfen, überhaupt erst einmal zu ergründen, woher die Angst kommt. Oft wissen wir gar nicht, ob das Gefühl gerade Angst oder innerer Stress ist. Einen beschäftigt etwas negativ. Das ist aber manchmal mehr ein allgemeines lähmendes Gefühl. Da hilft es, wenn wir uns erst einmal bewusst machen, was gerade stresst oder ängstigt. Das geht gut wie in der genannten Übung, indem man versucht aufzuschreiben, was gerade ganz spezifisch das Gefühl auslöst. Damit man beginnen kann, daran zu arbeiten. Einige Ängste kann man mit logischen Argumenten für sich selbst schneller zerstreuen. Und auch Freunde und Familie können Euch besser helfen, wenn Ihr spezifischer von Eurer Angst erzählen könnt.
#2 Der Status Quo – Wie ist es genau in diesem Moment (und nicht im Kopf zehn Worst Case Szenarios weiter)?
Wenn ich in den letzten Tagen mit meinem Umfeld über Ängste sprach, waren ausnahmslos alle schon mit dem Kopf in der Zukunft. Was wenn in vier Wochen auf einmal die Warenlieferungen auch eingeschränkt werden? Was wenn mein Arbeitgeber mich nicht mehr bezahlt? Was wenn sich meine Großeltern anstecken? Was wenn ich ins Krankenhaus muss und nicht behandelt werden kann?
Was mir schon seit langer Zeit hilft, bezeichne ich jetzt einfach mal als Status Quo Übung. Die Ängste und Gedanken, die gerade in meinem Kopf sind, ist das wirklich der Status Quo? Oder mache ich mir gerade Gedanken über Dinge, die noch überhaupt gar nicht passiert sind und male mir nur im Kopf ein Worst Case Szenario aus? Das könnt Ihr schnell ergründen, indem Ihr Euch selbst befragt.
Mein Vater hat früher immer schon zu mir gesagt: „Let’s cross that bridge when we get to it”. Und obwohl er weder Therapeut noch Coach ist, hat er damit sowas von den Nagel auf den Kopf getroffen.
Gerade in der jetzigen Situation weiß keiner, wie es weitergeht. Änderungen, Maßnahmen, Regelungen ändern sich von einem Tag auf den andern. Deshalb können wir unseren Zukunftsgedanken alle keine Antwort geben. Stattdessen mache ich mir bewusst, was jetzt gerade genau in diesem Moment ist. Wenn Euch schon auffällt, dass Ihr im Kopf wieder zehn Schritte weiter in der Zukunft und nicht in der Gegenwart seid, dann wird Euch diese Erkenntnis allein schon wahnsinnig viel helfen und Angst nehmen.
#3 Dagegen arbeiten sich nicht in die Ängste hineinzusteigern
Gerade jetzt während der Corona-Krise habe ich deshalb schon in meiner Life at 30 Kolumne geraten, nicht ständig Liveticker, Livestreams und Nachrichten zu verfolgen. Einmal am Tag die offiziellen Quellen wie das Robert-Koch-Institut zu checken und einmal abends die Nachrichten zu sehen reicht völlig aus, um informiert zu sein.
Ich habe es letzte Woche selbst gemerkt, wie der ständige Informationsfluss aus seriösen, halbseriösen und unseriösen Quellen Ängste schüren können.
Oft sind negative Gedanken und Ängste in einer Endlosschleife in unserem Kopf. Um da ausbrechen zu können hilft – so simpel es klingt – sich nicht ständig mit der Thematik zu beschäftigen. Ablenkung durch Arbeit, Sport (geht auch Zuhause), andere Themen.
#4 Welche Dinge tun mir richtig gut? Was ist positiv?
Wenn ich in absoluten Stress verfalle, dann weiß ich, dass mir Yoga und angeleitete Meditationen wahnsinnig gut helfen. Das habe ich über die Jahre für mich gelernt. Weil ich beim Yoga so in meine Praxis vertieft bin, dass ich auch so aus der endlosen Gedankenschleife ausbrechen kann und meinem Kopf eine Pause gönne.
Vielleicht ist es bei Euch nicht Yoga, sondern das Vertiefen in ein gutes Buch und dabei völlig in eine andere Welt versinken. Oder in der Küche den Kochlöffel schwingen.
Ihr könnt bestimmt eine Sache nennen, die Euch ein gutes Gefühl vermittelt. Und genau diese Sache solltet Ihr tun.
Auch wenn eine Situation noch so aussichtslos erscheint, finden wir eigentlich immer etwas, das trotz allem positiv ist. Mache Dir genau das bewusst. Der Job ist unsicher, aber Du bist wahnsinnig dankbar über Deine kleine Familie? Dann mache Dir das bewusst. So schaffst Du zwischen all den Sorgen auch positive Gedanken, die Dich von innen stärken.
#5 Ein Mantra oder einen Reminder nutzen, um sich selbst Mut zuzusprechen
Wenn ich früher Angst zum Beispiel Angst vor einer mündlichen Prüfung hatte. Oder vor einer beruflichen Herausforderung. Dann habe ich mir wirklich ständig innerlich gesagt und wiederholt: „Do what you have to do and the power will come.” Den Satz habe ich mir sogar in meinem Kalender notiert, um ihn immer wieder zu sehen.
Ein Reminder oder ein Mantra hat eine viel größere Wirkung auf uns, als wir es zunächst denken. Klebt Euch Euren Mutmach-Satz an den Spiegel, sprecht ihn laut vor Euch hin, oder wiederholt ihn häufig innerlich.
Unsere Gedanken sind so mächtig. Statt unsere Konzentration nur auf die negativen Gedanken zu lenken, können wir wirklich aktiv daran arbeiten uns positiv zuzusprechen. Dafür brauchen wir nicht einmal andere, sondern nur uns selbst.
Ich hoffe der ein oder andere Ratschlag in diesem Artikel kann ein wertvoller Denkanstoß sein. Natürlich ist dies nicht allumfassend – ich möchte hier nur helfen mit Tipps, die ich auch gerade meinem Umfeld täglich gebe.
Bild: Dennis Kayser
Diese Beiträge könnten dich auch interessieren
-
FAQ: Die wichtigsten Facts zu meinem Retreat auf Gut Damp
5. September 2024
-
People Pleasing ablegen: 3 Tipps, um eigene Grenzen zu setzen
23. April 2023
-
Digitaler Stress im Job: So minimierst Du ihn
13. April 2023
0 Kommentare
Hinterlasse ein Kommentar
Schreibe einen Kommentar