Life at 30: Was ich dieses Jahr gelernt habe

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suelovesnyc_susan_fengler_was_ich_dieses_jahr_gelernt_habe_life_at_30 Was ich dieses Jahr gelernt habe

Dieses Jahr gibt es hier nicht den typischen Jahresrückblick. Das passt für mich nicht zu diesem Jahr. Stattdessen reflektiere ich lieber, was ich dieses Jahr gelernt habe.

Normalerweise würde ich jetzt gerade die Foto-Ordner digital durchforsten und an meinem Reise-Rückblick des Jahres schreiben. Normalerweise. Naja, normal ist dieses Jahr nichts. Bei all den Reisen 2019, die mir die Sprache verschlugen und mir so viel gaben, hätte ich niemals gedacht, dass ich 2020 kein einziges Mal in ein Flugzeug steigen würde.

Ihr könntet jetzt denken: Was fängt die denn mit dem Reisen an? Es gibt doch wohl Wichtigeres im Leben. Klar. Mein Mann. Meine Freunde. Meine Familie. Aber wenn ich ganz ehrlich mit Euch sein darf (und das bin ich ja immer). Das Reisen ist für mich nicht nur Urlaub, sondern mein Lebensentwurf, für den ich mich entschieden habe. Es ist Teil meines Berufs, meiner Träume (aktuell nicht Haus und Kind) und die Leidenschaft, die ich mit meinem Mann teile, ist es, durch Reisen die Welt zu entdecken. Da ist es doch verständlich, dass das auch Teil der großen Veränderung 2020 für uns war.

In den letzten fast 33 Jahren (kann mich vor Montag schon mal an die neue Zahl gewöhnen) habe ich gemerkt, dass ich gerade bei Herausforderungen besonders viel lerne. Meist ging ich mit besonders vielen Learnings aus Situationen hervor, die mir vorher Angst oder auch nur nervöses Bauchkribbeln bereitet haben. Also ist es nicht verwunderlich, dass ich auch aus diesem herausfordernden Jahr gelernt habe. Und meine Gedanken hierzu, die will ich heute mit Euch teilen.

Was ich dieses Jahr gelernt habe?

Die Sache mit dem Wohlfühlen

Also zunächst einmal kommt mir, wenn ich auf das Jahr zurückblicke das Wort „wohlfühlen” in den Kopf. Wohlfühlen – das war in den letzten Monaten eine richtige Herausforderung für mich. Wer mich privat kennt, der weiß, dass ich es gern aufgeräumt und sauber habe in meiner Wohnung. Und die ein oder andere Freundin hat sich früher etwas lustig gemacht, wenn ich meine Handdesinfektion in der Tasche dabei hatte. Da war es für mich wirklich schwer in diesem Jahr, erst Wasserschaden und massiv Schimmel in der Neubauwohnung zu entdecken. Das Zimmer zu verriegeln und los ging das Chaos mit Auf-dem-Boden-Schlafen. Dann ein halbes Jahr lang auszuziehen. Und die erste Ersatzwohnung gleich einmal nicht gereinigt vorzufinden und vier Stunden die Wohnung zu putzen (inklusive Boxershorts vom Schlafzimmerboden klauben). Übrigens hat uns gerade der Vermieter der Dachterrassen-Wohnung in Uhlenhorst (der Außenbereich war größer als innen) eine schlechte Bewertung wegen Sauberkeit auf dem Portal gegeben. Ich werde immer noch wütend darüber, dass ich ihm keine Bewertung gegeben habe, weil unsere Kaution so lange zurückgehalten wurde, dass ich den Zeitraum verpasste (deswegen hat er dort wohl keine Bewertungen).

Ihr merkt schon. Allein die erste Ersatzwohnung (und es folgten noch Hotels und eine zweite (zum Glück saubere)) war schon nicht so easy für mich, wie es vielleicht nach außen hin erschien.

Jetzt sind wir endlich wieder zurück in der Wohnung, aber haben noch eine Menge Ärger vor uns (und auch gerade in den letzten Wochen noch einmal hinter uns). Langsam beginne ich mich hier aber wieder wohlzufühlen und zu Hause zu fühlen. Und das habe ich dieses Jahr so vermisst. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, diesen Ort des Zuhauses zu haben, an dem ich mich so richtig wohlfühlen kann. Gerade jetzt zu einer Zeit, in der ich nicht mehr so viel unterwegs bin.

Die ganz kleinen Dinge schätzen

Ich wäre nicht nebenberuflich Achtsamkeitstrainerin für Stressbewältigung geworden, wenn ich nicht die kleinen Dinge achten und schätzen würde. Aber dieses Jahr habe ich es noch mehr gelernt, selbst die kleinsten Momente wahrzunehmen und aufzusaugen.

Natürlich bin ich auch sonst beispielsweise gern an der Ostsee spazieren gewesen. Ich liebe schließlich das Meer. Aber solche Ausflüge, die habe ich dieses Jahr noch deutlich mehr zu schätzen gewusst. Die Natur, und wenn es nur der Stadtpark in Hamburg war, hat mir in diesem Jahr noch viel mehr gegeben als sonst. Und jeden kleinen Sonnenstrahl habe ich mit großem Glücksgefühl im Gesicht gespürt.

Auch meine sozialen Kontakte schätze ich in diesem so schwierigen Jahr noch mehr als sonst. Wenn es einem mal nicht so gut geht, dann merkt man erst, was für besondere und tolle Menschen man so um sich hat.

Dieses Jahr hat mich wirklich noch einmal gelehrt, dass wir nicht auf das große Glück warten müssen, sondern dass wir uns selbst im ganz kleinen überall Glücksmomente schaffen können. Ich hatte mir in diesem Jahr noch viel stärker als sonst vorgenommen, dass ich Positives versprühen will in dieser Ellenbogen-Welt. Hoffentlich ist es mir an der ein oder anderen Stelle gelungen.

Es muss nicht alles perfekt sein

Perfektionismus ist schon sehr in mir verankert. Als ich Anfang der Woche den Artikel mit der geplanten Pause für die nächste Woche schrieb, da war das innerlich eine Überwindung. Eine ganze Woche ohne neue Artikel auf dem Blog? Das passt mir gar nicht. Schließlich bekomme ich doch immer irgendwie alles hin. Aber dieses auf Biegen und Brechen alles perfekt hinbekommen. Das kommt mir dieses Jahr abhanden. Und das ist auch gut so. Dieses Jahr war so kraftraubend. Da ist es wohl Selbstschutz, dass ich auch mal gelernt habe, Fünfe gerade sein zu lassen. Nicht immer alles perfekt zu machen, sondern auch mal mit 85% zufrieden zu sein (okay ganz zufrieden, bis dahin ist es noch ein kleiner Weg). Aber mir zumindest zu erlauben, dass nicht alles immer zu 110% erfüllt sein muss.

Eigentlich hatte ich mir dieses Jahr noch viel mehr in Bezug auf meine Stressmanagement-Tätigkeit vorgenommen. Aber erst kam Lockdown Nummer 1 dazwischen und dann das Wohnungschaos mit unsicherem Internet und kaum idealen Arbeitsbedingungen. Das nagte anfangs sehr an mir. Und das, obwohl doch der Blog immer noch klar als meine Haupttätigkeit definiert ist. Trotzdem dieser ständige Gedanke: Ich muss doch eigentlich diesbezüglich viel mehr machen. Und irgendwann als sich die Wohnungssituation immer mehr zuspitzte und ich vor lauter Verwaltung, Organisation, Anwalt kaum noch zur Blogarbeit kam. Ja, da kam der Punkt an dem ich diese innere Stimme verstummen ließ. Dann eben nächstes Jahr.

Ich habe hier mal geschrieben „den größten Druck machst Du Dir selbst”. Und ich habe dieses Jahr gelernt mir auch selbst Druck zu nehmen und ihn nicht immer nur aufzubauen.

Wie sehr man die Leichtigkeit vermisst, wenn sie nicht mehr da ist

Ein zweites wichtiges Wort meines Jahres 2020? Leichtigkeit. Die vermisse ich so unglaublich. Einfach mal nicht über alles nachdenken müssen. Nicht an Regeln oder Maske denken. Keine Unsicherheiten. Einfach „losleben”! Feiern, lachen, entdecken.

Die Freiheit zu haben, einfach irgendwohin zu fahren. Freunde und die Familie ganz selbstverständlich so richtig fest in den Arm zu nehmen.

Mich nicht über Verschwörungstheorien zu ärgern. Und auch mal an einem heißen Sommertag nur in einem Buch zu versinken, ohne direkt wieder von der Realität eingeholt zu werden.

Dankbarkeit

Was ich bei all dem Vermissen dieses Jahr, aber auch gelernt habe? Dass wir selbst in der (Sorry) beschissensten Woche immer irgendwie etwas finden, wofür wir dankbar sein können. Wofür ich dieses Jahr besonders dankbar bin? Für meinen Mann, der auch immer da war, wenn ich mal nicht die gewohnte starke Powerfrau an seiner Seite war. Für meine Freunde und meine Eltern. Meine Fotografin, die Lieblingssophie. Kunden und Partner, die mir in einem unsicheren Frühjahr sofort im Job durch ihr Vertrauen die Energie gaben, die ich gebraucht habe. Und ich bin so dankbar für den Austausch mit Euch. Hier auf dem Blog oder via Mail oder Instagram. So tolle Gespräche und so viel Ehrlichkeit. Danke dafür.

Bild: Sophie Wolter


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