Life at 30: Zurück in die Teenager-Zeit?

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Gerade sind Serien und Bücher, die uns selbst als Erwachsene (sorry, sind wir jetzt einfach) zeitlich „zurück beamen” total im Trend. Aber woher kommt diese Sehnsucht nach der Teenager-Zeit? Und war sie wirklich so schön?

Ich gebe es zu, auch ich bin der neuen Staffel dieser Teenie-Serie auf Amazon Prime verfallen. Und „Never have I ever” auf Netflix hatte ich auch schon geschaut. „Gossip Girl” habe ich gelesen als ich selbst Teenie war (mit den Büchern, die ich jedes Mal im Lieblingsbuchladen bei meinen Großeltern in den USA gekauft habe). Aber auch jetzt schaue ich, wenn es mir nicht so gut geht, ab und zu mal eine Folge. Warum holen uns solche Teenie-Serien auch mit Mitte 30 noch ab?

Woher kommt dieses: Zurück in die Teenager-Zeit?

Ich habe mich diese Woche gefragt, warum ich lieber eine Teenie-Serie zum Entspannen schaue, als eine mit Protagonist*innen in meinem Alter. Und da kamen mir ein paar Dinge in den Kopf. Zunächst einmal Leichtigkeit, nach der wir uns so oft sehnen. Denn in diesem Rahmen sind die „Probleme” meist auf Langeweile in einem Endlossommer oder etwas Liebeskummer beschränkt. Außerdem sehnen wir uns zurück zu den ersten Erfahrungen. Wie aufregend der erste Kuss war. Die erste große Liebe mit so richtig vielen Schmetterlingen im Bauch. Die erste Reise allein ohne die Eltern. Mit Mitte 30 gibt es immer weniger Dinge, die wir zum ersten Mal machen.

Damals da war alles auch so viel unbeschwerter, weil wir nicht so viel Verantwortung trugen. Heute lastet nicht nur die Zukunftsplanung auf uns (Was will ich wirklich? Sparen für die Absicherung. Vorsorge. Bin ich ausreichend versichert?), sondern auch die Welt (Klimakrise, Krieg, Inflation). In der Teenager-Zeit da gab es diese herrlichen Sommertage mit Pommes im Freibad ohne große Last auf unseren Schultern und ohne Zeitdruck, die wir uns teilweise gerade so sehr wünschen.

Ein kleiner Rückblick…

Aber ganz ehrlich: Das ist natürlich auch alles an allen Ecken und Enden idealisiert. Nicht nur in den Serien, sondern auch in unserer Erinnerung.

Als ich Teenager war, da gab es die Momente, an die ich jetzt auch noch gern zurückdenke. Wie die Schulreise, bei der ich mit meiner ersten großen Liebe zusammenkam. Als sich die Jungs nachts heimlich ins Mädchen-Gemeinschaftszimmer „sneakten” und alle die Luft anhalten mussten als die Aufsicht zur Tür reinschaute. Als Händchenhaltend durch eine Kleinstadt zu laufen und eine neue Freundesgruppe um sich zu haben einfach das Allergrößte war.

Ich denke an Freundinnen zurück, mit denen ich in Basketballspielen, um den Sieg gekämpft habe. An so viele Dinge, die ich in diesen Mannschaften für mich und das Leben gelernt habe.

An Zeiten, in denen das Internet noch keine große Rolle spielte. In denen wichtige Dinge in kurze Textnachrichten gepackt werden mussten, in die am Ende nur noch alles in Abkürzungen vor dem letzten „HDGDL” passte.

Das erste Mal so richtig aus dieser Blase herausgerissen wurde ich 2001. Als bei Chat4Free jemand in den Nachmittagschat kam und sagte: „Macht mal alle den Fernseher an, da ist ein Flugzeug in New York in das World Trade Center geflogen”.

Es war nicht alles so einfach und schön, wie es in den Serien zu sein scheint – oder jetzt in unserer Erinnerung.

Ich wurde in der Schule eine Zeit lang von einem Mädchen gemobbt und wollte am liebsten gar nicht mehr dorthin gehen. Schämte mich so sehr für meine Akne, dass ich bei Übernachtungspartys morgens früher aufstand und erst einmal im Bad die Pickel abdeckte. Ebenso dann beim ersten Übernachten bei einem Freund. In der Pubertät heulte ich manchmal einfach aus unerklärlichen Gründen los und fand alles ganz schrecklich („Die Hormone” sagte meine Mutter dann).

So vieles war peinlich und irgendwie wollten wir viel zu sehr anderen gefallen. Ich musste mich mit Dingen beschäftigen, die mich null interessierten (Ja, Herr Dannenmann ich musste als Erwachsene wirklich nie ausrechnen, in welchem Winkel die Sonne in die Schuhschachtel fällt.). Und ich war nach dem Abi wirklich so unendlich viel glücklicher in meiner darauf folgenden Unizeit.

Woher kommen dann dieses Zurückblicken und diese Sehnsuchtsmomente?

Wir blenden diese Dinge gern aus in der Erinnerung. Und denken lieber an das Herzflattern und die Leichtigkeit zurück. An Sorglosigkeit und weniger Verantwortung. An so viele Menschen und Freundinnen, die immer einfach selbstverständlich um uns herum waren (wonach wir uns jetzt so sehr sehnen, weil alle immer so beschäftigt sind). An unsere kleine Blase „Teenager-Zeit”.

War früher alles besser? Auf gar keinen Fall. Aber ich finde, gerade der etwas verklärte Blick zurück zeigt uns unsere aktuellen Sehnsüchte auf. Und was uns jetzt vielleicht teilweise schwer auf dem Herzen liegt. Also kann das Zurückblicken auch jetzt für den Alltag wirklich wertvoll sein… Vielleicht machen wir mal wieder was zum ersten Mal. Verschieben alle Verpflichtungen ein, zwei Tage nach hinten. Nehmen uns spontan mal einen Nachmittag frei. Sind einfach mal kurz mit Mitte 30 überhaupt nicht erwachsen. Und holen uns so etwas Leichtigkeit in den Alltag.

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Bild: Sophie Wolter


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