Life at 30: Wo soll die ganze Wut hin?

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„Als Stressmanagement-Trainerin bist du bestimmt die ganze Zeit entspannt und zen, oder?” Gerade bin ich ziemlich oft wütend ehrlich gesagt. Und frage mich (nicht nur für mich): Wo soll die ganze Wut hin?

Ich öffne Instagram und sehe ein Posting von der Tagesschau über die neuesten Entgleisungen von Donald Trump. Wut.

Kurz darauf irgendein Quatsch von Elon Musk, der leider nicht dem Postillon entsprang, sondern der Realität. Wut.

Geld regiert die Welt und das so wortwörtlich, dass es wohl selten klarer war. Wut.

Autofahrer (bewusst nicht gegendert), die in Fußgängerzonen fahren. Wut.

Unsicherheit, weil das genau dort war, wo ich immer laufe. Nur an diesem Tag nicht. Unsicherheit, weil durch solche Taten noch mehr Spaltung die Folge ist. Aber auch: Wut.

Als Frau nicht nur das Gefühl zu haben, sondern zu wissen, dass sich gerade so viel, das hart erkämpft wurde, wieder zurückentwickelt. Wut.

Ich könnte diese Liste noch eine ganze Zeit weiterführen. In mir ist so viel Wut. Und das als weiße, sehr privilegierte Frau in einer Bubble in einer Großstadt. Selbst ich frage mich in diesen Tagen:

Wo soll die ganze Wut hin?

Aus meiner beruflichen Perspektive habe ich für mich persönlich natürliche einige Tools, um mit Wut und dem verbundenen Stress umzugehen. Aber eins vorab: Es ist nicht schlecht, dass wir wütend sind. Wenn wir gleichgültig werden, dann müssen wir anfangen, uns Sorgen zu machen.

Also: Wut ist auch gut. Durch Wut werden wir aktiv.

Ich versuche die Wut nicht wegzudrücken, sondern sie auch zu spüren. Darf mich über Ungerechtigkeiten aufregen. Über das, was gerade in der Welt passiert. Und das ist eine Art mit dieser Wut umzugehen. Nicht leise zu sein, sondern laut. Ehrlich und direkt. Auch gerade im eigenen Umfeld. Versuche im Kleinen, im für mich Machbaren aktiv zu werden.

Wichtig ist für mich, dass ich dann aber auch wieder Ablenkung und Zerstreuung finde. Nicht von einem politischen Video zum nächsten springe und das stundenlang. „Rabbit Holes” heißen diese digitalen Löcher, in die wir da manchmal fallen, und die mental so viel kosten.

Die Balance zu finden, das ist in diesen Tagen schwierig, ich weiß. Ich trickse mich teilweise mit den kleinsten Dingen aus, um auf andere Gedanken zu kommen und mehr Leichtigkeit zu spüren. Krokusse beobachten beim Mittagspausenspaziergang mit einer Neugier als hätte ich noch nie Frühlingsblumen gesehen. Ein Buch, das gerade nichts mit der Realität gemeinsam hat. Eine Basketballserie auf Netflix, die so drüber ist, dass ich so richtig lachen muss (Tipp: Running Point). Mit einer Freundin im Café sitzen und wirklich reden, nicht nur eine Ansammlung von Sprachnachrichten. Mich über jedes kleine Buch-Feedback von euch freuen und jedes Kompliment wirklich annehmen und feiern. Und genau so sehr auf meine Buch-Events und so tolle Jobs in den nächsten Wochen.

Den Blick ganz bewusst auf positive Dinge (selbst die kleinste Kleinigkeit) zu lenken. Kraft und Energie tanken, die wir so nötig haben, damit wir dann auch wieder etwas gegen die Auslöser dieser Wut machen können.

Ich will die Wut nicht wegdrücken, sondern nutzen. Aber dabei nicht in ihr untergehen.

Wenn du Auszeiten in der Natur liebst und dir schon einmal für den Herbst etwas richtig Schönes in den Kalender eintragen willst, dann schau dir unbedingt meine beiden Less Stress Retreats im Oktober und November an. Die Anmeldung ist jetzt offen und wir haben nur 12 bzw. 14 Plätze pro Retreat.

Bild: Dennis Kayser


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