Life at 30: Und was, wenn es einfach gut geht?
In: Life at 30
So oft denken wir automatisch an all das Negative, das passieren könnte. Fokussieren uns darauf. Aber (nicht weniger realistisch): Was, wenn es einfach gut geht?
Und das ist noch die – sagen wir einmal – vorsichtige Ausdrucksweise. Denn, es kann nicht nur gut gehen, sondern auch so richtig, richtig über alle Maßen großartig werden. Ja, wirklich.
Du kennst das bestimmt auch. Dir steht etwas Neues bevor und sofort hast Du – bäm – zehn Dinge im Kopf, die alle schief laufen könnten. Manchmal ist das auch eine richtige „Vorfreude-Bremse”. Nehmen wir einmal privat das Beispiel Hochzeit. Ein Tag, der uns viel bedeutet und deshalb doch möglichst schön werden soll. „Was, wenn es regnet?” „Was, wenn jemand doch nicht kommen kann?” „Was, wenn keine Stimmung aufkommt?” „Was, wenn das Essen auf einmal mies ist?” Ja, und was, wenn es einfach gut geht. Und alles so richtig schön wird?
Ich kenne das so gut (persönlich und aus meiner Arbeit als Stressmanagement-Trainerin und Mentorin), dass die Gedanken à la „aber dies und das könnte alles passieren” uns in ein richtiges Gedankenkarussell kommen lassen.
Die Negativspirale im Gedankenkarussell
Da bist Du für einen beruflichen Termin spät dran, weil Dir der Bus direkt vor der Nase weggefahren ist. Was wenn die beim Job ein schlechtes Bild von Dir bekommen? Wenn sie denken: Die schafft es nicht einmal pünktlich zu kommen. Ist doch bestimmt auch sonst super chaotisch. Ob wir mit der wirklich zusammenarbeiten wollen? Die Gedanken drehen sich immer weiter, auch während Du schon in den nächste Bus springst. Was, wenn sie den nächsten Job lieber an jemand anderen vergeben? Du nur wegen der Unpünktlichkeit die Kund*innen verlierst. Und so weiter… Am Ende kommst Du doch nur fünf Minuten zu spät und die anderen sind noch gar nicht vor Ort und Du musst auf sie warten. All der innere Stress absolut umsonst.
Zunächst einmal: Es liegt nicht an Dir, dass Du Dir viel leichter negative Ausgänge oder sogar die ultimative Katastrophe vor Augen führen kannst, als einen guten Ausgang. Unser Gehirn ist eine kleine Drama-Queen und wenn wir Angst vor etwas Neuem haben, dann fällt es uns viel leichter ans Schlimmste, als ans Schönste zu denken.
Sozialpsychologe Martin Seligmann hat einmal in einem Artikel über positive Psychologie in „Psychologie Heute” gesagt, dass wir ein „katastrophisches Gehirn” haben, das immer aufs Schlimmste gefasst sei. Deshalb hätten wir als Art auch überlebt, weil wir uns auf das konzentriert haben, was schief laufen kann, nicht auf das, was gut geht. Wenn alles tip top ist, dann schalten wir auf Autopilot und sind nur richtig bewusst und konzentriert, wenn etwas nicht klappt. Nur doof, dass das in unserer modernen Welt, in der es in den meisten Fällen nicht um Leben und Tod geht, nicht mehr so sehr für uns funktioniert. Und die „Was wäre wenn”-Gedanken über die unkontrollierbare Zukunft einfach nur für sehr viel Stress in uns sorgen.
Aber schon mal irgendwie beruhigend zu wissen, dass wir nicht einfach ganz individuell „Pessimistinnen” sind, sondern das da mehr dahintersteckt. Sicherheit (und damit einhergehend Kontrolle) gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen. Neue Projekte, Erfahrungen, Erlebnisse bergen Unkontrollierbarkeit und Unsicherheit. Können sich auch schon einmal nach einem Sprung ins Ungewisse von einer Klippe anfühlen. Wir haben das noch nicht hunderte Mal gemacht und wissen nicht, wie alles ausgeht. Aber der Ausgang kann trotzdem super sein. Auch wenn alles ganz neu und aufregend ist.
Dass wirklich alles schief läuft, nimmt zwar mit einer Portion Angst viel Raum in unserem Kopf ein, ist aber deshalb nicht gleich realistischer.
Und was, wenn es einfach gut geht?
Ist genau so wahrscheinlich (wirklich!). Auch wenn es sich oft ganz und gar nicht so anfühlt. Und dann gibt es ja sogar noch die Option, dass es noch besser wird als erwartet. Lasst uns ruhig mal aktiv versuchen uns dahin zu träumen.
Bevor das Worst-Case-Szenario eintritt gibt es auf der Skala dann natürlich auch noch „war ganz okay” oder „geht so”.
Durch die ganzen Schreckensnachrichten der letzten Jahre und den damit einhergehenden Enttäuschungen und Struggles, ist „an das Gute zu glauben” manchmal eine richtige Herausforderung. Ich weiß.
Aber es gibt sie: diese Möglichkeit neben all dem, was schief laufen könnte, dass eben all die negativen Gedanken nur Gedanken bleiben und gar nicht zur Realität werden. Wir können uns helfen, indem wir uns mit positiven Gefühlen und Gedanken aufladen. Und uns immer wieder bewusst machen: Es kann auch wirklich einfach gut gehen.
Diese Beiträge könnten dich auch interessieren
-
Life at 30: Diese Woche ist wie so ein Fiebertraum
8. November 2024
-
Life at 30: Jetzt wird’s dunkel
1. November 2024
-
Life at 30: „Nee, wir sind jetzt die Eltern!”
25. Oktober 2024
0 Kommentare
Hinterlasse ein Kommentar
Schreibe einen Kommentar