Life at 30: Sind das Frühlingsgefühle oder steckt viel mehr dahinter?

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Obwohl ich diese Worte schreibe, während draußen gerade heute die Welt untergeht (hier mal nur auf das Wetter bezogen), spüre ich so eine Energie in mir. Sind das Frühlingsgefühle oder spielt da noch viel mehr mit rein?

Meine Finger wollten eigentlich einen Titel in die Richtung „Ich habe so eine Lust aufs Leben” tippen. Irgendwie kam mir die Überschrift aber bekannt vor. Und tatsächlich: Ziemlich genau vor zwei Jahren habe ich eine Life at 30 Kolumne mit genau dem Titel veröffentlicht. Sind das Frühlingsgefühle, die da Anfang Mai wieder für mehr Energie und dem Drang nach Leichtigkeit und „so richtig leben” sorgen?

Da gibt es mit Sicherheit eine Verbindung. Während ich Ende April doch nochmal den Wintermantel aus dem Schrank holen musste, nachdem sich vorher schon ein paar Sonnenstrahlen und wärmere Tage gezeigt hatten, habe ich so Lust auf Wärme, draußen sein. Und vor allem auf die Leichtigkeit, die Frühling und Sommer für mich immer mit sich bringen. Wir sind viel aktiver und ich liebe es so sehr, einfach im T-Shirt oder mit einem leichten Pullover das Haus verlassen zu können. Über den Markt zu laufen ohne Regenschirm in der Hand.

Ich sehne mich gerade mit jeder Faser meines Körpers nach dem Sommer und Lebendigkeit. Habe nach dem dieses Mal extrem langen Winter (oder kommt es mir nur so vor?) so richtig Hunger aufs Leben. Das klingt jetzt dramatisch formuliert, aber es ist genau das Bedürfnis, das da gerade ist. Will alles so richtig genießen. Habe mich riesig gefreut, die ersten regionalen Erdbeeren zu essen. Strecke in jedem Moment, der sich mir bietet, die Nase in die Sonne. Ich schaue Filme, die in der Sonne am Meer spielen und kaufe Bücher mit Covern, die „Dolce Vita”-Vibe versprühen. Habe wieder mehr Energie. Will so vieles erleben. Mich mit anderen umgeben. Will Farbe, bunten Lippenstift und Kleidung, in der ich mich nicht nur wohlfühle, sondern auch schön. Am liebsten immer draußen sein, weil ich in den letzten Monaten wieder viel zu viel drinnen und zu Hause war.

Sind das Frühlingsgefühle oder steckt viel mehr dahinter?

Dass das alles mit der Jahreszeit und mit einem gefühlt sehr langen Winter zu tun hat, da bin ich mir sicher. Allerdings führe ich dieses Bedürfnis nach Leichtigkeit auch auf andere Dinge zurück. Zum Beispiel, dass die Krisen und das Weltgeschehen seit Anfang diesen Jahres nur erdrückender wurden. Ich dadurch noch mehr als ohnehin schon das Gefühl bekomme:

Ich will jetzt leben. Nicht auf irgendetwas warten.

Außerdem merke ich, dass es scheinbar noch einmal das gesamte letzte Jahr gebraucht hat, damit ich die Pandemie-Zeit (die mit dem Wohnungshorror und den Umzügen und persönlichen Belastungen meine bisher schwerste Zeit im Leben war) jetzt endlich hinter mir lassen kann. Wenn ich Fotos von mir aus dem Jahr 2019 ansehe, dann erkenne ich langsam wieder diese Frau. Schaue nicht nur sehnsuchtsvoll zurück, sondern fühle mich wieder so. Will so richtig leben. Will Abenteuer. Will Leichtigkeit.

Also ja, es sind vielleicht Frühlingsgefühle mit im Spiel – aber auch so viel mehr.

Bild: Sophie Wolter


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