Life at 30: Ich vermisse das Erleben

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Erleben. Mit diesem Wort verbinde ich auch automatisch meine große Leidenschaft, das Reisen. Und gerade vermisse ich es so sehr dieses Erleben.

Heute Morgen bin ich irgendwie auf meine Instagram Highlights gekommen und befand mich so innerhalb weniger Minuten in Marrakesch und Österreich. Plötzlich musste ich so richtig schlucken, weil ich Tränen in den Augen hatte. Weil diese Reisen mir so viel gegeben haben, obwohl sie eigentlich gar nicht so lange Reisen waren. Und weil ich das Erleben so sehr vermisse.

Vielleicht habe ich letzte Woche deswegen New York Erinnerungen geteilt. Weil die Sehnsucht so groß wurde, dass sie einfach raus musste. Reisen und vor allem New York, das ist für mich nicht vergleichbar mit einem „Urlaub”. All das ist Teil meines Lebens, das ich mir genau so aufgebaut habe. Und zwar so, dass Reisen nicht nur Hobby ist, sondern Leben, Leidenschaft und sogar ein nicht unwesentlicher Teil meines Jobs.

Ich gestehe es mir nicht so oft ein und versuche auch nicht darin zu versinken. Aber gerade vermisse ich sehr viel. Natürlich die Nähe zu meinen Liebsten. Freunde, Familie, Umarmungen. Aber auch weiter gefasst. Mein eigentliches Leben. Zeitweise auch deshalb meine Kreativität. Obwohl ich natürlich dankbar bin, wie gut mein Mann, meine Familie und ich bisher durch die aktuelle Situation komme, so gibt es auch Tage, an denen ich das Vermissen so sehr spüre. Zu meinem Mann flüsterte ich letzte Woche (obwohl ich es eigentlich gern geschrien hätte): „Ich vermisse unser altes Leben.”

Das Erleben war so ein großer Teil davon. Wir haben in unserem Alter schon so viel erleben und von der Welt sehen dürfen. Für jeden Moment bin ich so unfassbar dankbar. Und es ist da doch völlig verständlich, dass ich nach so vielen Monaten das alles auch vermisse.

Trotzdem fällt es nicht leicht, diese Kolumne zu schreiben mit diesem Titel:

Ich vermisse das Erleben

Genau diesen Satz fühle ich gerade so sehr. Aber ihn auszusprechen oder gar wie hier aufzuschreiben… Das fühlt sich so an, als würde ich als Prinzessin in meinem Schloß sitzen und mich beschweren, dass der ans Bett gebrachte Tee nicht mehr heiß genug ist. Mir geht es doch gut. Ich habe ein sicheres Zuhause. Einen tollen Mann. Einen super Job. Alle sind gesund. Und dafür bin ich auch unfassbar dankbar.

Aber gerade vermisse ich mein altes Leben mit jeder Faser meines Körpers. Die Erlebnisse, die Reisen, die Treffen, den Austausch mit anderen. Im Home-Office bin ich seit Monaten tagein tagaus allein. Früher, da habe ich mich über „eine ganze Woche Home-Office in Hamburg, in der ich so viel abarbeiten kann” richtig gefreut. Jetzt nach Monaten jeden Tag allein hier, spreche ich schon mit mir selbst, wenn ich mein Essen aus dem Kühlschrank nehme. Muss mich mit all meinen eigenen Tipps täglich selbst motivieren und suche oft richtig nach Kreativität, die mir sonst zuflog. Traue es aber gar nicht zu sagen, dass ich mich allein fühle. Denn irgendwann abends kommt doch schließlich der Mann nach Hause. Und mir geht es doch gut und so vielen so viel schlechter.

Heute aber da spreche ich es einfach aus. Ich vermisse mein eigentliches Leben gerade so sehr. Und das muss auch mal raus. Das Leben, das ich mir jahrelang aufgebaut habe. Für das ich wirklich hart gearbeitet habe, damit ich es genau so leben kann, wie ich es will. Ein Leben, für das ich auch teilweise richtig viel Mut brauchte. Mut mich selbständig zu machen. Und Mut auch laut zu sagen, dass ich gerade nicht weiß, ob ich mal Kinder will. Alles so lebe, wie ich es will, nicht wie andere.

Für das Erleben habe ich mich bewusst entschieden. Die Welt zu entdecken, am liebsten gemeinsam mit Herzensmenschen. Die Kreativität für meine Arbeit nicht irgendwo aus meinen Tiefen herausholen zu müssen, sondern einfach überzusprudeln vor Ideen, weil ich häufig neue Orte und neue Menschen kennenlerne.

Und gerade muss das einfach einmal raus und in Worte gefasst werden. Ich vermisse das Erleben. Und auch die Vorfreude darauf.

Ich weiß, diese herausfordernde Zeit ist auch lehrreich. Vieles nehme ich mit. Aber mir wird auch noch bewusster, dass ich es doch eigentlich absolut richtig angegangen bin. Mein Leben so auszurichten, wie ich es wirklich will und fühle. Kein Wunder also, dass ich es von ganzem Herzen vermisse.

Bild: Sophie Wolter


2 Kommentare

  • Kim

    29. Januar 2021 at 09:19

    Liebe Sue,
    wunderschöne Worte für ein weniger schönes Thema.
    Ich kann nur sagen, mir geht es ganz genauso!

    Antworten

  • Susan Fengler

    1. Februar 2021 at 12:37

    Danke Dir! Ja mir haben viele geschrieben, dass es ihnen ähnlich geht. Finde es so wichtig, dass wir uns gerade alle austauschen. Liebe Grüße, Sue

    Antworten

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