Life at 30: Und was, wenn ich nie ein Kind will?

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Das ist wohl die persönlichste Life at 30 Kolumne bisher. Aber was wäre eine Kolumne ohne anzusprechen, was einen wirklich innerlich beschäftigt. Und das ist diese Frage: Was, wenn ich nie ein Kind will?

Ich habe einmal geschrieben, dass ich mich mit dreißig auch nicht anders fühle, als noch mit Ende zwanzig. Aber das stimmt etwa 1 1/2 Jahre nach meinem dreißigsten Geburtstag nicht mehr. Es hat sich viel verändert. Vor allem um mich herum. Viele enge Freundinnen haben im letzten Jahr ihr erstes Kind bekommen. Haben Familien gegründet. Und dadurch ändert sich natürlich auch mein Leben. Ich bin Tante Sue. Und obwohl ich mich mit dieser Rolle sehr wohl fühle, kommen doch noch häufiger als zuvor Fragen auf.

„Möchtest Du nicht auch bald schwanger werden?” „Sehnst Du Dich mit dem Kind der Freundin auf dem Arm nich nach einem eigenen Baby?” „Wie sieht es mit der Familienplanung aus?”

Während die meisten noch kinderlosen Freundinnen um mich herum, sicher sind, dass Kinder auf jeden Fall früher oder später Teil der Lebensplanung sind, kann ich das gerade einfach nicht sagen. Obwohl ich die Kinder meiner Freundinnen schon jetzt wahnsinnig lieb gewonnen habe, kommt in mir dadurch kein eigener Kinderwunsch auf. Seit der Hochzeit vor zwei Jahren werde ich allerdings ständig gefragt, wann denn das erste Kind in Planung ist. Und wenn ich darauf keine richtige Antwort geben kann, dann ernte ich oft verwunderte Blicke. Häufig rette ich mich mit: „Frag mich in ein paar Jahren noch einmal.” Auch eine ehrliche Antwort von mir, aber wohl einfacher für mein Gegenüber zu verdauen, als ein „Ich weiß nicht, ob ich ein Kind will”. Doch so ist es gerade. Ich kann es genau in diesem Moment einfach nicht sagen.

Aber was, wenn ich nie ein Kind will?

Ich werde Ende diesen Jahres 32. Vielleicht wache ich mit 33 oder 34 auf einmal auf und will unbedingt ein Baby. Kann absolut passieren. Oder vielleicht fangen wir an, uns mit dem Thema dann doch intensiver zu beschäftigen, wenn ich merke, dass mit Ende dreißig irgendwann die biologische Uhr anfängt zu ticken. Ich würde mich nie hinstellen und sagen: Ich will niemals ein Kind. Das wäre doch mit Anfang dreißig vermessen. Schließlich kommt ein Kinderwunsch manchmal auch sehr plötzlich. Aber wenn ich momentan gefragt werde, dann kann ich einfach nur sagen: „Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob ich Kinder will.” Ich liebe mein Leben gerade genau so wie es ist. Mir fehlt nichts. Besser gesagt: Mir und meinem Mann fehlt gerade nichts. Und wir haben beide auch keinen 5-Jahres-Plan mit Familiengründung im Kopf parat liegen.

Doch ich bin verwundert, dass sich viele oft davon vor den Kopf gestoßen fühlen. Auf mein „Ich weiß es nicht” gibt es eigentlich immer zwei mögliche Reaktionen. „Ach das kommt noch, Ihr habt ja noch Zeit.” Ehrlich gesagt meine favorisierte Reaktion. Schließlich kann das ja wirklich so sein. Andere fühlen sich durch meine Ehrlichkeit aber geradezu angegriffen und wollen mich belehren. „Du wirst sehen, wenn Du alt bist, wirst Du dann gar niemanden haben, der sich um Dich kümmert.” Soll ich denn nur eine Familie gründen, damit ich im Alter jemanden habe, der sich um mich kümmert? Das ist doch wohl der falsche Beweggrund.

Ich bin kein Kinder-Feind. Bin niemand, der in der Bahn der Frau mit schreiendem Baby einen genervten Blick zuwirft. Spiele wahnsinnig gern mit den Kleinen meiner Freunde. Habe auch keine Berührungsängste, ein Baby auf den Arm zu nehmen. Nur ob ich das für mich will, das weiß ich gerade einfach nicht.

In mir kommt dann manchmal aber doch die Frage auf: Was, wenn ich nie ein Kind will? Das auszusprechen oder aufzuschreiben macht mir auch ein wenig Angst. Ein großer Aspekt der Angst: Was passiert, wenn mein Mann in ein paar Jahren doch unbedingt eine Familie gründen möchte. Und ich fühle immer noch genau wie jetzt. Oder was ist, wenn wir in ein paar Jahren das einzige kinderlose Paar im Freundeskreis sind? Werden neue Freundschaften entstehen müssen, weil unser Leben sich so von dem unserer alten Freunde unterscheidet?

Das sind aber alles Fragen, die ich jetzt nicht beantworten kann. Die Antworten darauf können nur in den nächsten Jahren kommen. Wir werden sehen. Für den Moment würde ich mir aber so sehr wünschen, dass einfach mehr akzeptiert wird, dass ich Dir jetzt gerade in genau diesem Moment einfach keine Antwort auf Deine Kinder-Frage geben kann.

Bild: Unsplash.com


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8 Kommentare

  • Paula

    7. Juni 2019 at 11:43

    Liebe Sue,
    Danke für deine ehrlichen Worte! Ich finde das ein super wichtiges Thema und sehr ermutigend, dass du deine Gedanken teilst und ihnen Raum gibst. Familie, Kinder, Lebensentwürfe…Für mich gehört das alles zu Diversity dazu. Dass ich verschiedene Familienmodelle, Lebensentwürfe, Einstellungen und Meinungen respektiere und akzeptiere. 🙂 Weil es eben nicht nur eine Option gibt.
    Zumal es vielleicht noch andere Beweggründe für solch eine Entscheidung, Gedanken usw. gibt, die erst mal nicht ersichtlich sind. 🙂

    Liebe Grüße!

    Antworten

  • Susan Fengler

    7. Juni 2019 at 12:36

    Hallo Paula, vielen Dank für Deinen Kommentar. Das finde ich sehr, sehr schön, dass Du das so siehst. Hab ein schönes Wochenende! Liebe Grüße, Sue

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  • Patricia

    7. Juni 2019 at 15:00

    Liebe Sue,
    ich kann gut verstehen, dass das ziemlich schwierig für dich sein muss und finde es schade, dass die Gesellschaft bzw. die Mitmenschen es dir so erschweren. Ich würde niemals auf die Idee kommen, Satz 1 oder 2 zu sagen. Ich kenne mehrere Paare, die sich bewusst gegen Kinder entschieden haben und das finde ich völlig in Ordnung. Warum auch nicht? Warum muss man Kinder haben? Du weißt, dass ich selbst Mutter bin und ich bin sehr gern Mutter. Aber natürlich ist es auch oft anstrengend. Und ich verstehe es, wenn man sein Leben lieber so leben will, wie es derzeit ist. Doch sich in die Lebensplanung anderer einzumischen, egal ob so wie bei dir oder andersherum, indem man gefragt wird, wie man denn heutzutage noch Kinder in die Welt setzen kann, ist einfach anmaßend. Man weiß nie was kommt, deshalb lass es einfach auf dich zukommen. Und so wie es dir mit dem ersten Kind geht, geht es übrigens mir gerade mit dem zweiten.

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  • Susan Fengler

    7. Juni 2019 at 15:43

    Hi Patricia, danke Dir! Ich habe auch von einer Bekannten gehört, dass als sie dann endlich ein Kind hatte, sofort die Fragen kamen „Was? Ihr wollt ein Einzelkind großziehen?“ „Wann plant Ihr endlich das Zweite?“ Es scheint immer jeder mitreden zu wollen, über das Leben der anderen. Liebe Grüße

    Antworten

  • Name*Josefine

    8. Juni 2019 at 14:04

    Liebe Sue,
    mit diesem Thema werde ich nun auch häufiger konfrontiert. Allerdings fühle ich mich meist schon von der Frage angegriffen. Vielleicht kommt das jetzt als sehr verbissen rüber, aber ich finde Familienplanung ist ein sehr privates Thema. Ich würde mir einfach wünschen das Leute solche Fragen gar nicht mehr stellen, aber bis das soweit ist versuche ich dieser Frage auch auszuweichen, denn auf ein “nein, ich möchte keine Kinder” folgt leider meist eine Liste an Argumenten warum ich mir das nochmal überlegen sollte.
    Liebe Grüße

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  • Nicole

    8. Juni 2019 at 21:48

    Ich finde, jeder sollte aus freien Stücken entscheiden können, was er in seinem Leben will, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen.
    Ich bin der Meinung, dass „Kinderkriegen“ bzw. der Wunsch danach doch in jedem von uns schlummern müsste, denn sonst gäbe es uns ja selbst auch nicht (also wenn unsere Eltern kinderlos geblieben wären). Deshalb stellt sich für mich immer eher die Frage: wird in der Gesellschaft nicht ein falsches Bild von Kindern und vom Elternsein vermittelt, so dass sich tatsächlich manche bewusst dagegen entscheiden? Bzw. hast du vllt eine Vorstellung davon, die dir Angst macht? Für mich ist dasungefähr so, wie wenn jemand bewusst sein Leben lang Single sein möchte 😁

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  • Dea

    11. Juni 2019 at 15:41

    Die 30 scheint hier eine magische Zahl zu sein! Genauso habe ich das erlebt. Ich bin in der selben Beziehung seit ich 21 war – aber ständig nach dem Kinderwunsch gefragt werde ich erst, seit ich 30 bin. Hat wohl damit zu tun, dass unsere Gesellschaft glaubt, in diesem Alter muss man “sein Leben im Griff haben”. Mit festem Wohnsitz, im Beruf angekommen, Hochzeit und eben 1,5 Kinder. Ich habe schon immer ein kleines Bäuchlein – und wie oft mir da draufgestarrt wird, kann ich gar nicht mehr zählen!

    Aber wie du schon schreibst: Ist man schwanger, wird man von allen Seiten belehrt. Hat man ein Baby, weiß immer jemand noch besser wie man damit umzugehen hat, hat man ein Kleinkind wird sich in die Erziehung eingemischt – und wo bitte bleibt das zweite Kind?
    Ich löse es so: Umso blöder (dreister) die Frage – umso blöder meine Antwort! 😉

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  • Jojo

    19. Juni 2019 at 13:27

    Wie ehrlich von dir. Und ich finde es so verständlich und absolut legitim, es noch nicht zu wissen, ob man Kinder will. Und auch wenn man irgendwann entscheidet keine zu wollen…wo ist das Problem. Ich verstehe nicht wer festlegt, dass wir alle Kinder haben müssen? Du weisst ja, ich habe ein Kind und finde das toll. Für mich war aber auch schon immer klar, dass ich Kinder möchte. Ich habe aber auch Freundinnen, bei denen ist es ähnlich wie bei dir. Und ich kann es absolut verstehen. Ein Kind ist keine neue Hose, die man wieder weg hängen kann, wenn sie nicht mehr gefällt. Also sollte man es auch wirklich wollen. Was also auch immer passiert, es wird richtig sein.
    Lg jojo

    Antworten

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