Life at 30: Bitte, bitte kein schlechtes Gewissen!

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Diese Woche brachten mich zwei Situationen sehr zum Nachdenken und bei beiden sagte ich sofort (zu einer Freundin und zu mir selbst): „Bitte, bitte kein schlechtes Gewissen!”.

Ich habe im Jahr 2018 eine Life at 30 Kolumne mit einem sehr ähnlichen Titel geschrieben. Und obwohl es bei beiden Kolumnen schlussendlich darum gehen wird, sich selbst Gutes zu tun ohne schlechtes Gewissen. So ist diese Kolumne doch eine andere. Muss geschrieben werden heute, nur Momente bevor ich sie veröffentlichen werde, weil mir das Thema gerade so am Herzen liegt.

Bitte, bitte kein schlechtes Gewissen!

Vor ein paar Tagen habe ich bei meiner lieben Freundin und Kollegin Caro ein Instagram-Posting kommentiert. Soweit nichts Neues. Schließlich achte ich besonders bei meinen Freundinnen, die auch auf Instagram arbeiten, darauf jedes Posting zu kommentieren und zu liken. Nicht nur, weil mir ihr Content sowieso sehr gefällt, sondern auch, weil ich weiß wie wichtig das für unsere Arbeit ist.

Dieses Mal flogen meine Finger nur so über die iPhone-Tastatur, weil ich etwas Wichtiges loswerden wollte.

Caro hatte darüber geschrieben, dass sie gerade fast ein schlechtes Gewissen hatte, dass es ihr – angesichts der aktuellen Lage – auf Bali gerade so gut gehe. Und beruhigte ihr schlechtes Gewissen damit, dass sie mit ihrer überstandenen Brustkrebs-Erkrankung in den letzten Jahren einiges mitgemacht hatte.

Das kann ich total gut nachvollziehen. Dennoch war es mir unglaublich wichtig etwas dazu zu sagen. Nämlich, dass wir uns auch ohne schlimme persönliche Schicksalsschläge in der Vergangenheit immer selbst Gutes tun dürfen. Immer. Und besonders gerade jetzt, zu einer Zeit in der die täglichen Nachrichten kaum auszuhalten sind.

Ich kenne dieses schlechte Gewissen sehr gut

Als emphatische Menschen kennen wir dieses schlechte Gewissen sehr gut. Gerade am Montag habe ich mit meinem Mann und der Family einen wunderbaren Tag am Strand verbracht. Mit Sonne im Gesicht und einer so großen Portion Pommes, dass am Ende auch die „Eis-Fraktion” helfen musste sie aufzuessen.

Auf dem Heimweg sangen wir richtig laut (und schief) zur Radiomusik mit. Und ich merkte wie ich mich innerlich öffnete. Wie alles sich ein bisschen so angefühlt hat wie früher. Bei mir ist das „früher” vor der Pandemie, die mich so sehr mitnahm, wie ich es hier noch gar nicht ausdrücken konnte oder wollte.

Und als ich merkte, dass es mir gerade in diesem Moment so gut geht, da kamen die Nachrichten im Radio. Mit einer furchtbaren neuen Nachricht über den Krieg in der Ukraine. Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich verbringe einen Tag am Meer (mein Happy Place) und habe den ganzen Tag über mal alles ignoriert, nur an mich selbst gedacht.

Über die Gleichzeitigkeit der Dinge wurde in der letzten Zeit viel geschrieben (auch meine Freundin Sarah hat es aufgefasst). Genau das war in diesem Moment als so starker Kontrast zu spüren.

Aber wie auf Instagram sagte ich auch zu mir: „Bitte, bitte kein schlechtes Gewissen.”

Es ist nicht egoistisch, wenn wir unser Leben geniessen. Wenn wir in schönen Alltagsmomenten einmal alles um uns herum vergessen. Das ist nicht ignorant (wir spenden, helfen, kümmern uns doch auch). Sondern einfach – verdammt – notwendig. Gerade nach den letzten zwei Jahren, die uns allen noch in den Knochen stecken (egal weshalb).

Auch wenn es sich manchmal falsch anfühlt. Dein Leben darf immer schöne Momente haben. Du solltest sie sogar selbst aktiv kreieren (bei mir zum Beispiel durch eine Fahrt ans Meer oder leckeres Essen mit Freunden).

Alles andere hilft niemanden etwas. Und schon gar nicht Dir selbst.

Bild: Sophie Wolter


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