Life at 30: Also gefühlt ist das Hausfriedensbruch

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In der letzten Woche hat mich eine Situation so richtig sauer gemacht. Wer hat eigentlich gesagt, dass Ihr einfach so bei mir Zuhause vorbeikommen dürft? Über gefühlten Hausfriedensbruch.

Ich schreibe gerade an einem Artikel, da klingelt es. Schnell aufspringen, vielleicht ist es ja die Post und über die Sache mit den Paketboten wisst Ihr ja Bescheid. Über die Sprechanlage kommt eine unbekannte Stimme: „Hallo, könnten Sie mir bitte aufmachen – hier ist Vattenfall.” Schnell mache ich im Kopf einen kleinen Check. Einen Termin mit einem Stromanbieter? Habe ich nicht ausgemacht. Ich antworte: „Wir haben keinen Termin.” Weil ich auch etwas überrumpelt bin, ist das die erste Antwort, die mir einfällt. „Ja ich weiß. Aber Sie waren einmal unser Kunde und sind uns fremdgegangen. Das wollte ich belohnen.” So oder so ähnlich war sein Wortlaut. Das mit dem Belohnen habe ich gar nicht verstanden. Auf jeden Fall hat er gesagt: „fremdgegangen”. Da kochte innerlich in mir Wut auf. Wieso klingeln ehemalige Stromanbieter einfach bei mir Zuhause? Ohne Anmeldung. Ich fand das wahnsinnig übergriffig. Weil ich allerdings so überrumpelt war, sagte ich nur: „Ich habe keine Zeit.” „Gut, dann melden wir uns ein anderes Mal.”

Fühlt sich an wie Hausfriedensbruch. Darf der einfach so bei mir klingeln?

Und wisst Ihr was? Ich hoffe tatsächlich, dass er das macht. Warum? Weil ich ihm dann, ohne so perplex zu sein, richtig was erzählen werde. Ich finde es absolut nicht in Ordnung einfach bei mir Zuhause ohne Termin aufzukreuzen. Das in Zeiten von geradezu absurden Datenschutzregelungen, bei denen man selbst beim Arzt ein Formular unterzeichnen muss, wie man kontaktiert werden darf.

Eine andere Situation. Dieses Mal klingelt es direkt oben an der Wohnungstür. Ich denke: Bestimmt mein Nachbar von nebenan. Aber nein. Ein Mann in einer mir unbekannten Uniform. Sieht aus wie ein Sanitäter. Sofort schießt mir durch den Kopf: Hoffentlich ist keinem Nachbarn etwas passiert. Da sehe ich, dass er auch bei meiner Nachbarin nebenan geklingelt hat. Sie steht in der Tür. „Ich komme vom Bund xyz. Wir kümmern uns um Behinderte hier in Hamburg.” Sofort geht seine einstudierte Rede los. Ziemlich schnell wird klar: Er ist auf Spendensuche. Ich bitte ihn, seine Organisation noch einmal zu wiederholen und sage dann, dass ich mich gern darüber informieren werde und wenn ich sie unterstützen möchte, dann in Aktion trete. Die Nachbarin scheint über meine Antwort erleichtert und sagt sofort: „So mache ich das auch.” Da wird der Mann richtig wütend und fängt an sich zu beschweren, dass es ja nicht seine Aufgabe sei zu informieren, er bräuchte die Spenden jetzt sofort. Wir sollten zumindest das Formular unterschreiben. Da sage ich sehr bestimmt: „Hier an der Tür unterschreibe ich schon einmal gar nichts, erst recht nicht, wenn Sie jetzt so anfangen.”

Was ich mich frage: Funktioniert das denn? Dieses einfach bei den Menschen klingeln

Also bei mir überhaupt nicht. Ich fühle mich komplett überrumpelt. Werde schnell wütend. Da ich mich in meiner mir sehr wichtigen Privatsphäre bedrängt fühle (deswegen gibt es bei mir auch keinen Instagram-Livestream jeden Tages). Gefühlter Hausfriedensbruch. Klar, die beiden Herren standen noch außerhalb meiner Wohnung. Aber dennoch.

Mich in meiner eigenen Wohnung sicher fühlen – das ist für mich wahnsinnig wichtig. Und da finde ich es von der deutschen Rechtsprechung schon sehr grenzwertig, dass jeder Blogger/Influencer seine eigene Adresse im Impressum angeben muss. Das würde ich gern auch noch einmal an einer höheren Stelle ausdiskutieren.

Das hatte mit Mr. Vattenfall und dem Spendensammler aber nichts zu tun. Obwohl mir ersterer noch mehr in den Magen fährt. Schließlich sind wir genau da beim Datenschutz – Er hat eine Liste ehemaliger Kunden, die er „aufsucht”. Kommen Sie gern nochmal bei mir vorbei. Dann bin ich nicht so überrumpelt und erzähle Ihnen mal deutlich, wie wenig ich es schätze, dass Sie einfach so bei mir klingeln.

Bild: Dennis Kayser


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2 Kommentare

  • Ricarda

    17. Januar 2020 at 14:06

    Was für krasse Stories! Sowas ist mir (zum Glück!) noch nie passiert. Wäre aber in der Situation genau so überrumpelt und empört wie du!

    LG Ricarda von CATS & DOGS: https://www.wie-hund-und-katze.com

    Antworten

  • Susanne

    18. Januar 2020 at 14:13

    Hallo Susan,
    Ich kann das sooo gut nachvollziehen.
    Bei mir hat mal der DHL Paketbote geklingelt, da ich gemeldet hatte, dass mein Päckchen nicht zugestellt wurde (angebliche Zustellung im Briefkasten).
    Er stand eines Tages vor mir an der Wohnungstüre und hat sich beschwert, dass er den Wert des Päckchens aus seiner eigenen Tasche zahlen müsse.
    Das fand ich auch unglaublich unangenehm, fast schon angsteinflössend.

    Liebe Grüße
    Susanne

    Antworten

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