Life at 30: Wer sagt denn bitte, was „richtig” ist?

In: Life at 30
suelovesnyc_susan_fengler_life_at_30_sue_fengler_du_kannst_es_nicht_richtig_machen

Ständig wird online mit dem Finger auf andere gezeigt. Du kannst es nicht „richtig” machen. Aber wer meint das eigentlich bestimmen zu dürfen?

So oft halte ich Social Media für den „am wenigsten sozialen Ort”, dass hieraus gerade sogar eine Idee für ein großes Projekt bei mir entsteht. Es wird ständig, wirklich beinahe ohne Unterlass, mit dem Finger auf andere gezeigt. Als digital arbeitender bzw. online agierender Mensch gehst Du beispielsweise nie „richtig” mit einer Krise um. Das ist ein Thema zu dem ich schon viel gesagt habe in den letzten Jahren, aber das mich immer wieder unfassbar ärgert.

Wer ist hier eigentlich diese ständige „Falsch-Polizei”?

Wer geht hier davon aus, dass er/sie das Recht hat, andere Erwachsene Menschen mit einem schnell in die Instagram Story geklatschten „Verhaltens-Leitfaden” im beruflichen und privaten Lebensbereich so zu bevormunden? Wer sagt, dass alle unaufgefordert und überraschend in Instagram-Stories die schlimmsten Fotografien von Katastrophen sehen müssen, in einem absolut entrückten Kontext, und wenn dies nicht geschieht „weggesehen” wird? (Aus meinem Standpunkt mit Blick auf mentale Gesundheit habe ich hierzu eigentlich noch so viel mehr zu sagen.) Wer bestimmt denn hier eigentlich, welches Verhalten überhaupt „richtig” oder „falsch” ist?

Besonders „schön” ist auch die Doppelmoral der Fingerzeigenden. Auf Social Media bitte sofort die Arbeit niederlegen, weil alles, was unterhaltend ist, nicht passend ist. Aber die witzige Netflix-Serie wird sofort angesehen am Feierabend. „Ja, weil wir im Alltag eben auch einen Ausgleich brauchen.” Ja! Eben! „Berieselung” zwischendurch wie mit einem Film, einem lustigen Video oder dem Lieblingsbuch darf nicht nur sein. Es tut uns gut. Besonders in schweren Zeiten.

Gerade passiert vor allem via „Social” Media wieder einmal so viel „Finger zeigen”, dass ich aus meiner Perspektive wieder nur mit dem Kopf schütteln kann. Ich finde, es wird sich hier von Einzelpersonen viel zu viel herausgenommen. Und die Stimmung ist immer wieder:

Du kannst es nicht „richtig” machen

Aber nicht nur bei diesem Beispiel. Besonders als Frau in den Dreißigern kannst Du es ja sowieso eigentlich nie „richtig” machen. (In meinem eBook schreibe ich deshalb, dass ich es einzig und allein mir selbst „Recht machen will” und endlich aufhörte „People Pleaser” sein zu wollen.)

Hast Du kein Kind? Falsch. Hast Du eins? Dann arbeitest Du zu viel/zu wenig. Du müsstest es anders erziehen (oder nach manch einer Meinung auch einfach gar nicht). Du gibst dem Kind mal ein Eis („Das kannst Du doch nicht machen!”). Trägst es in der Trage („Leg es doch mal ab”). Schiebst es im Kinderwagen („Das braucht doch Deine Nähe”).

Noch ein Beispiel: Über Klimawandel und Nachhaltigkeit zu sprechen. Ha, das muss man sich schon trauen. Schließlich ist das das absolute Lieblingsfeld im „Du kannst es nicht richtig machen”. Hier wird penibel Perfektion verlangt. Erste Schritte werden sofort „zerpflückt”. Kleidung? Falsch. Ernährung? Falsch. Fortbewegung/Reisen? Falsch.

Wegen all dieser „Falsch-Polizei” an jeder Ecke (digital ein deutlich höheres Aufkommen als bei jedem Fußball-Derby), wird nur erreicht, dass die Stimmung – besonders online – so furchtbar ist, dass man sich am liebsten zurückziehen will. Dabei wäre gerade bei diesen so wichtigen Themen ein Austausch und ein Diskurs so wichtig.

Dieses „mit dem Finger auf andere zeigen” muss aufhören

Warum? Weil es NICHT hilft! Oder glaubt Ihr von der ständigen „Verbesserungs-Abteilung” mit den 24/7 erhobenen Zeigefingern etwa, dass erwachsene Menschen Euren ungefragten Rat brauchen? Um ihr Online-Business zu führen? Um sich der Wichtigkeit von Umweltschutz und Nachhaltigkeit bewusst zu sein und entsprechend zu agieren? Um eine gute Mutter zu sein?

Und wenn die Welt so oft aus den Fugen ist, sollten wir uns doch viel besser gegenseitig motivieren und uns austauschen, als ständig nur mit dem Finger auf andere zu zeigen. Das wäre doch viel eher „social”, oder?

Bild: Unsplash.com


0 Kommentare

Hinterlasse ein Kommentar

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten (Name und Email Adresse) durch diese Website einverstanden. Weitere Informationen findest du in der Datenschutzerklärung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.