Life at 30: So kannst Du doch nicht arbeiten

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So kannst du doch nicht arbeiten Susan Fengler life at 30 Kolumne suelovesnyc_susan_fengler_life_at_30_kolumne_so_kannst_du_doch_nicht_arbeiten

Also echt, so kannst Du doch nicht arbeiten. Doch. Und das musste ich auch immer wieder zu mir selbst sagen.

Um 9 Uhr im Business-Outfit im Büro sein und um 18 Uhr Feierabend. Zwischendurch eine Mittagspause, die zeitlich aber genau abgesteckt ist. Trotzdem irgendwie erreichbar. Mails aufs Handy (selbst wenn es das private ist). So in etwa ist ein Arbeitstag gesellschaftlich akzeptiert. Mehr ist natürlich immer mehr (egal, ob die Überstunden wirklich sinnvoll sind, oder nur nach außen gut aussehen sollen).

An einem heißen Sommertag das Home-Office auf den Balkon verlegen. Sieht für einige schon schwierig aus. So als habe man „zu viel Spaß” und „würde nicht so richtig hart arbeiten”.

So kannst Du doch nicht arbeiten. Doch!

Nach über einem halben Jahrzehnt Selbständigkeit und vielen Jahren in der Digitalbranche habe ich für mich meinen ganz eigenen Workflow gefunden. Der sieht, da ich auch viel kreativ arbeite, nicht jeden Tag gleich aus. Da gibt es diese Tage, da vergesse ich zwischendurch alles um mich herum und bin so produktiv, dass ich abends froh bin, wenn mein Mann nicht früher als erwartet aus dem Büro kommt. Und dann gibt es diese Tage, da schlafe ich aus. Lese morgens. Mache abends Yoga statt noch auf Biegen und Brechen die letzten Mails zu beantworten.

In den letzten Jahren habe ich die richtige Balance für mich gefunden. Und die kann auch bedeuten, dass ich nicht „strikt auf Reisen im Urlaub das iPhone weglege”. Sondern morgens eine Stunde etwas arbeite und dann den Rest des Tages mit absolut freiem Kopf hundertprozentig offline und im Jetzt bin.

Ich habe schon richtig wichtige Verträge auf dem Sofa gelesen. Und habe diese Woche mehrere Tage lang, teilweise im Bikini-Oberteil, auf dem Balkon gearbeitet (übrigens deutlich effizienter und effektiver als im überhitzten Office). Habe mir auch mal einfach den Mittwochnachmittag freigenommen, um mich mit einem Buch in die Sonne zu legen. Aber auch mal um 20 Uhr abends ein Konzept für ein spannendes Projekt geschrieben. Manchmal sieht es aus, als würde ich ein wenig auf meinem iPhone spielen und dabei plane ich gerade Life at 30 Mentorings oder ziehe proaktiv einen Auftrag an Land.

In meiner Selbständigkeit habe ich in den letzten Jahren nicht nur von verschiedenen Orten auf der Welt, sondern auch in meiner eigenen Stadt, gearbeitet. Habe eine wichtige Veröffentlichung zwischen zwei Terminen in einem Café bei einer Tasse Tee gemacht. Oder mal einen Zoom-Call ohne Video mit ins Bad getragen, um mich beim Zuhören für einen weiteren Termin zu schminken. Regelmäßig sitze ich ungeschminkt mit Augenmaske oder Gesichtsmaske vor dem Laptop und schreibe dabei die härtesten Budget-Verhandlungs-Mails. Ich habe schon unkonzentrierter im Business-Outfit und in einem Büro gearbeitet als in einem Hotel vom Bett aus im Bademantel.

Früher habe ich mich, wenn ich eine Aufgabe früher erledigt habe, weil sie mir einfach gut lag, noch im Großraumbüro „herumgedrückt”. Wie sieht das denn aus, wenn ich immer berechtigterweise sage, ich habe so viel zu tun und dann gehe ich an einem Tag eine halbe Stunde vor Feierabend nach Hause? Dass ich an anderen Tagen nie pünktlich aus dem Office kam, das verdrängte ich dabei.

Heute weiß ich: Es kommt weder auf die geleisteten Stunden, noch auf das möglichst langweilig aussehende Office-Environment an. Ich kann auch am Pool einer Finca auf Mallorca gute Arbeit leisten und in einer vier Tage Woche. Es kann volle Tage geben mit Arbeit bis in den späten Abend, oder Tage, die erst um 11 Uhr so richtig beginnen. Lasst uns davon wegkommen, dass ein Arbeitsalltag immer einem bestimmten Muster entsprechen muss. Und lasst uns von diesem schlechten Gewissen wegkommen, wie etwas nach außen wirken könnte. Wichtig ist doch, dass die Arbeit gut geleistet wird. Wann und wo ist doch (wenn es bei dem gewählten Beruf irgendwie möglich ist) dabei völlig nebensächlich.

Bild: Dennis Kayser

Über dieses „Wie sieht das denn nach außen aus?” geht es übrigens auch in meinem eBook!


2 Kommentare

  • Sabine

    30. August 2022 at 08:07

    Hallo Sue,
    so wahr und so schön zusammengefasst. Ich ertappe mich manchmal bei genau diesen Dingen, die du beschreibst und denke mir „geht doch nicht“. Aber die Limits setzen wir uns ja eigentlich nur selbst, denn „warum sollte es denn genau SO nicht gehen?!“. Stelle auch immer wieder fest, dass ich super effizient arbeiten kann und manche einfach länger brauchen für ihre Arbeit. Sieht halt im ersten Moment keiner, sondern nur das „..was, du gehst schon?“.

    Ganz liebe Grüße
    Sabine

    Antworten

  • Susan Fengler

    5. September 2022 at 15:55

    Hi Sabine, genau. Dieses „das sieht nur keiner” ist finde ich auch so oft ein „Problem” bei all dem Erwartungsdruck. Ganz liebe Grüße auch an Dich! Sue

    Antworten

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