Life at 30: Nett sein ist egoistisch
In: Life at 30

Hm? Wird jetzt auch noch nett sein kritisiert? Ganz im Gegenteil! Warum auch richtig viel für dich drin ist, wenn du nett zu anderen bist. Darum geht es mir.
Ich gebe zu: Die Überschrift ist etwas kurz und knapp. Was ich nicht sagen will: Dass nett sein im negativen Sinn egoistisch ist. Sondern im positivsten Sinne. Es ist auch etwas für dich drin, wenn du freundlich und hilfsbereit zu anderen bist. Ganz nebenbei.
Wir rennen so oft durch unseren Alltag und bekommen gesellschaftlich oft beigebracht: Kopf runter, durchziehen, funktionieren. Was dabei manchmal auf der Strecke bleibt? Die Menschen um uns herum wahrzunehmen.
Was mir wichtig ist: Mit nett sein meine ich hier ganz und gar nicht People Pleasing. Wenn die Kollegin dir ihren Aktenberg abdrücken will, weil du ja so nett und hilfsbereit bist und du danach in Arbeit versinkst – bitte nicht die immer so nette Kollegin sein! Es geht hier nicht darum, dass wir unsere Bedürfnisse vernachlässigen, um es allen andern möglichst recht zu machen.
Nett sein – da ist was für uns alle „drin“
Mir geht es hier um zwischenmenschliche Situationen. Zum Beispiel der Frau mit dem Kinderwagen beim Einsteigen in den Bus anzubieten mit anzupacken, statt danebenzustehen und ins Handy zu starren.
Gerade während ich diese Kolumne schreibe, da sitze ich im Zug. Und habe wegen Ostern eine Menge Schoko-Ostereier mit im Gepäck. (Dass es schlauer gewesen wäre, die nicht in Hamburg zu kaufen und mitzuschleppen, das ist mir erst danach aufgefallen. Aber die kleine Chocolaterie in Eppendorf (Schokovida) war so süß, also bin ich doch froh, dass ich es so gemacht habe.)
Ich bin in Hamburg mit zwei Bahnmitarbeitern eingestiegen und sah schon ihre gestressten Gesichter. Im vollen Zug vor Ostern arbeiten, ist sicher nicht so entspannt wie für mich hier in den Laptop zu tippen. Und als mein Ticket kontrolliert wurde, hatte ich es nicht nur vorbereitet, sodass es einfach für ihn war zu scannen, sondern gab ihm auch eines der Schoko-Ostereier, die ich für die Familie dabeihatte. Er hat sich so gefreut. Und ich mich auch. Die stinknormale Ticketkontrolle endete mit einem Lächeln und war auf einmal kein nerviger, sondern ein schöner Moment.
Das schreibe ich nicht, weil ich angeben will, was für ein guter Mensch ich doch bin. Ich schreibe es, weil mir selbst in dieser kleinen Situation wieder aufgefallen ist, wie gut ich mich dabei gefühlt habe. Die Überschrift sollst du nicht falsch verstehen à la: Nette Gesten nur einzig und allein aus dem Grund, weil sie mir guttun.
Aber nett zu anderen um uns herum zu sein, ist auch für uns selbst so schön.
Wenn wir statt in schwierigen Zeiten die Ellenbogen auszufahren, mehr auf andere achten und einfach nett und freundlich sind. Dann ist da so viel drin für uns. Für uns alle.
Und noch ein Reminder für dich, weil das Interesse nach meinen Buch-Events sehr groß ist:
Bild: Sophie Wolter
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