Life at 30: Ich will daran denken, mehr Momente zu erschaffen

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„Wir müssen mehr Momente feiern”, sage ich abends zu meinem Mann. Was ich damit eigentlich meine? Schöne Momente zu erschaffen, ganz proaktiv, und sie dann so richtig zu feiern und zu genießen.

Während unsere Hochzeit jetzt schon über fünf Jahre zurück liegt und wir im Freundeskreis neben Hochzeiten auch einige Babypartys, Schwangerschaften, Geburten, Verlobungen und so weiter feiern. Da saß ich abends einmal neben meinem Mann auf dem Sofa und sagte: „Wir feiern nicht genug. Wir müssen mehr Momente feiern.” Damit meine ich überhaupt nicht Party und Alkohol bis zum Umfallen (das ist nicht mein Ding). Aber irgendwie dachte ich: Wenn wir vielleicht wirklich keine Kinder bekommen sollten, dann will ich doch trotzdem in den nächsten Jahren auch schöne Momente feiern. Auch wenn die Hochzeit schon hinter uns liegt und es dann eben keine Schwangerschaftsverkündung, Babyparty, Kindergeburtstage geben wird.

Irgendwie kam in meinen Kopf, dass es so schade ist, dass dieser tolle Moment der Hochzeit jetzt schon immer weiter vergangen ist und das nächste „Ereignis” zum Feiern so weit entfernt scheint. Denn als nächste Meilensteine fielen mir dann nur ein runder Geburtstag ein (der 40. dann) oder der 10-jährige Hochzeitstag.

Damit meine ich nicht mal nur solche großen Meilensteine wie die Geburt eines Kindes. Sondern diese tollen Momente, die man feiert und genießt, auch aktiv zu suchen und selbst Momente zu erschaffen. Ganz bewusst. Mir fehlt ein wenig im schnelllebigen Alltag dieses „darauf stoßen wir an”. Witzigerweise mag ich Sekt überhaupt nicht und mir geht es dabei nicht um das Anstoßen per se, sondern um das Gefühl dabei. Dieses Gefühl etwas so wertschätzend wahrzunehmen, dass es ein gemeinsames Anstoßen rechtfertigen würde.

Es geht mir aber auch darum Momente zu erschaffen, die ganz klein Teil des Alltags sind

Natürlich würde man eine Beförderung im Job feiern oder wie gesagt richtige Meilensteine. Aber wieso nicht auch das gerade erfolgreich beendete Projekt im Job? Oder warum nur den 10. Jahrestag so richtig feiern und nicht zwischendurch auch einmal den Kennenlerntag mit einem schönen Abendessen?

Gerade in meiner Selbstständigkeit fällt mir auch oft auf, dass ich mir bewusst Momente erschaffen möchte. Sonst fliegen all die kleinen und großen Momente einfach unbeachtet an mir vorbei. Hey, ich habe in einer richtig, richtig schwierigen Zeit ein Buch geschrieben und es selbst als eBook erfolgreich herausgegeben. Wie cool! Oder: Endlich habe ich in diesem Jahr begonnen Life at 30 Mentoring anzubieten neben der Blogarbeit und den Stressmanagement-Workshops. So ein Herzensprojekt und während ich hier schreibe, ärgert es mich schon etwas, dass ich meine erste Mentee nicht noch viel mehr gefeiert habe. Mit einem Moment, den ich mir selbst erschaffen habe und an den ich immer wieder gern zurück denke.

Als ich damals merkte, dass der Start in die Selbstständigkeit erfolgreich war, da habe ich mir selbst einen Ring gekauft. Geschwungene Buchstaben formen den Satz: „I am good”. Und jedes Mal, wenn ich diesen Ring jetzt ansehe, dann bin ich stolz. „Wie toll, dass ich es gewagt habe und mit viel Leidenschaft meinen Job und Alltag so kreiere, wie ich es mir wünsche, und das auch noch so gut klappt.”

Und obwohl ich den Begriff sehr amerikanisiert finde: Wieso in der Ehe (oder Beziehung) nicht einmal pro Woche eine „Date Night”? „Warum das denn? Ihr habt doch keine Kinder? Braucht keinen Babysitter, sondern jeder Abend ist eigentlich Date Night.” Nee, eben nicht. Sondern eher „Couch Night”, „Wäsche zusammenleg Night”, „Über anstehende To-Dos reden Night”. Ich finde es so schön, mal im Alltag aus der Routine auszubrechen und nicht nur zu besprechen, dass die Bilder am Wochenende unbedingt gerahmt werden müssen. Oder was der andere noch aus dem Supermarkt mitbringen soll. Einfach mal bewusst abends nach der Arbeit noch ein Spaziergang durchs Viertel. Mal nicht kochen, sondern essen gehen. Und selbst den Couch-Abend durch einen richtig guten geliehenen Film (und nicht die 20. stupide Serie) und Popcorn zu einem schönen Moment zu machen.

Oder einfach den Beginn des Wochenendes zu feiern mit einem kleinen Ritual. Als mein Vater noch arbeitete, gab es bei uns jeden Freitagabend Spaghetti aglio e olio. Und daran denke ich heute noch zurück. Weil es ein schöner Familienmoment war. Und immer bedeutete: Gemeinsame Zeit und leckeres Essen.

Mit „Momente zu erschaffen” meine ich nicht unbedingt riesige Geschenke oder Kosten. Einfach mir selbst ins Bewusstsein zu rufen, dass ich sie selbst kreieren kann. Freunde zum Essen einlade, weil mal etwas richtig gut lief bei mir oder bei meinem Mann. Oder einfach weil wir alle gesund sind und richtig schwere Jahre hinter uns liegen. Diese Momente, an die ich auch später noch mit einem Lächeln und so einem richtig schönen Gefühl im Bauch zurückdenke. Ich muss nicht auf den nächsten Meilenstein warten, der vielleicht erst in Jahren kommt, um mich/meinen Job/meine Beziehung zu feiern.

Bild: Sophie Wolter


2 Kommentare

  • Bine

    9. September 2022 at 15:01

    So schön und so wahr! Mehr kann ich da gar nicht zu sagen, liebe Sue! 🫶🏼 Glg an dich und ein schönes Wochenende:)

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  • Susan Fengler

    9. September 2022 at 16:49

    Hi Bine, oh 1000 Dank!

    Antworten

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