Life at 30: „Mir fehlt die Kraft”

In: Life at 30
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Das Jahr hat gerade erst angefangen und wir sind schon so erschöpft. Statt mit voller Power durchzustarten, fehlt die Kraft.

Anfang des Jahres haben wir immer das Gefühl: Jetzt müssen wir alles angehen. Das neue Projekt beginnen. Endlich mehr dies und das machen. Ach… so ganz allgemein und am besten im Rundumschlag einfach ein besserer Mensch werden. Ist schließlich ein neues Jahr. Seite eins im noch unbeschriebenen Buch und so weiter.

Ich habe mir wie in jedem Jahr im Januar Zeit genommen, meine beruflichen und privaten Ziele zu formulieren (nicht zu verwechseln mit den klassischen Vorsätzen!). Habe Ideen und To-Dos und weiß teilweise sogar genau, was mich auf meinem Weg weiterbringen wird. Aber gerade fühlt sich häufig der Schritt (in die sogar mit positiven Emotionen besetzte für mich richtige Richtung) wie mit „Sport-Gewichtsmanschetten” am Fuß an. Alles ist irgendwie anstrengender, als es doch eigentlich sein sollte. Ich muss mir meine wenige Energie richtig, richtig gut einteilen. Und trotzdem scheint sie manchmal nicht genug zu sein.

„Mir fehlt die Kraft”

Das sagte vor Kurzem eine Freundin zu mir und ich habe jedes einzelne dieser vier Worte so sehr gefühlt. Ganz ehrlich: Gerade habe ich teilweise das Gefühl, ich müsste mich à la Bär in eine Höhle verkriechen und bevor ich Neues angehen kann, erst einmal ein paar Wochen durchschlafen. Die letzten Jahre noch in den Knochen. Krieg. Inflation. Das alles muss erst einmal auch mental verkraftet werden. Und das kostet wahnsinnig viel Energie. Uns fehlt so oft die Leichtigkeit, selbst, wenn zumindest die Pandemie doch eigentlich „vorbei” sein sollte. Gerade die Leichtigkeit gibt uns doch die Energie für den Alltag. Die schönen Erlebnisse. Stattdessen herrschen verständlicherweise oft Ängste und Sorgen vor. Noch dazu fehlt uns gerade für einen Energieschub oft auch schlicht und ergreifend das Tageslicht.

Wenn wir mental so viel bewältigen mussten und immer noch müssen dann ist es nur verständlich, dass wir uns teilweise ganz schön kraftlos fühlen. (Ich sehe mich in einer sehr privilegierten Situation, aber auch da sollten wir uns unsere Belastungen nicht „selbst absprechen”, weil wir uns „ja nicht beschweren dürfen”).

Und ich muss mich dabei „nur” um mich selbst kümmern und habe in den letzten Jahren noch dazu wegen meines Berufs, so einen prall gefüllten mentalen Werkzeugkoffer voller Tools, um mir selbst zu helfen. Da habe ich noch ganz andere Kapazitäten als viele in meinem Umfeld (online und offline). All die neuen Mütter, die sich zudem noch um die ganz Kleinen sorgen müssen (zu den ganz großen Sorgen). Bekannte, die den Traum vom Haus aufgeben, weil alles mittlerweile unbezahlbar scheint. Existenzängste. Tränen während die Nachrichten laufen. Auf die noch aus den letzten Jahren kraftlosen Schultern kommt von allen Seiten direkt wieder neue Last.

„Baby Steps” und nett sein zu uns selbst

Mir war es wegen der Stimmung in meinem Umfeld heute besonders wichtig, diese Life at 30 Kolumne zu schreiben. Wenn Du gerade denkst: „Mir fehlt die Kraft” und Dir dabei noch ein schlechtes Gewissen machst, dass Du nicht Anfang des neuen Jahres direkt durchstartest (egal ob beruflich oder privat). Du bist definitiv nicht allein! Das hilft meist schon einmal ein wenig. Denn (das schrieb ich auch in meinem eBook):

„Du bist nicht die Eine, die es nicht hinbekommt.”

Es ist völlig in Ordnung, wenn Du es langsam angehen lässt. Pausen machst. Nicht sofort von 0 auf 100 eine neue Business Idee an den Start bringst oder die Bude komplett renovierst. Es für die Kids nicht jeden Tag frisch gekochtes Mittagessen gibt. Wir müssen anfangen uns „High Fives” zu geben, wenn wir einfach den Tag ganz gut geschafft haben.

Lasst uns nicht noch mehr Druck aufbauen damit, dass wir uns selbst fertig machen, weil wir in den ersten Wochen des Jahres nicht so viel „erreichen” wie wir uns vielleicht vorgestellt haben. Nicht direkt in ein Umsetzen kommen, sondern auch einfach mal nur „sein” können.

Wir machen es wie die ganz Kleinen und gehen „Baby Steps”. Ganz kleine Schritte. Teilen uns alles in bessere „Häppchen” ein. Und sind jetzt vor allem so richtig, richtig nett zu uns selbst. Und das ist ja oft die allerschwerste Aufgabe.

Bild: Sophie Wolter


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