Life at 30: Manche Dinge gehören sich einfach nicht

In: Life at 30
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Ich bin nicht spießig. Und nicht 80, sondern 31. Aber gerade im Zug letzte Woche dachte ich wieder: Manche Dinge gehören sich einfach nicht.

Da sitze ich im Regionalexpress von Usedom Richtung Berlin. Und beiße gerade genüsslich in mein glutenfreies Brötchen. Übrigens nicht mit etwas „stinkigem“ belegt. Um die anderen Fahrgäste nicht zu stören. Und dann schaue ich nach rechts. Ein Paar mit Gitarre im Gepäck. Gefühlt mein Alter. Aber von meinem Platz aus sehe ich sie eigentlich gar nicht. Was ich sehe? Vier richtig schmutzige nackte Füße, die auf den gegenüberliegenden Sitzen ausgestreckt sind.

Ich sag’s Euch: Dreckige Fußnägel sind beim Essen kein appetitlicher Anblick. Vor allem auf gleicher Höhe. Riecht auch nicht besonders lecker, in einem Zug, in dem sich die Fenster nicht öffnen lassen und auf den von draußen die Sonne draufknallt.

Wir sind doch viel zu lässig und antiautoritär, um andere darauf hinzuweisen, dass sich manche Dinge nicht gehören

Spreche ich beide darauf an? Nein, schließlich will man ja nicht der Spielverderber sein. Der Spießer, der das Relaxen im Zug stört. Ist schließlich Sommer. Und wir in den Dreißigern sind doch keine Erbsenzähler. Sind alle ganz lässig drauf. Aufs korrekte Benehmen in der Öffentlichkeit machen doch höchstens 80-jährige Männer aufmerksam.

Aber ich sag es Euch, manchmal geht mir der ganze „Hippie-wir-sind-alle-so-locker-drauf-Vibe“ meiner Generation richtig auf den Keks (der natürlich rein „organic“ ist). Ich lebe in Hamburg. Einer Großstadt. Bin oft in Metropolen wie New York oder Paris unterwegs. Und wo viele Menschen sind, da muss man eben auch auf die anderen achten.

In manchen Touristenführern für New York City steht, dass man mit Menschen in der Subway keinen Augenkontakt suchen soll. Das finde ich schon ziemlich übertrieben. Aber in der vollen U-Bahn die Tasche auf den Schoß zu nehmen und nicht auf den Sitz neben sich zu stellen. Das ist doch einfach nur höflich oder?

Wir sehen uns oft als die coole Generation. Alles können, nix müssen. Wenn der Job nicht gefällt, gibt’s eben einen neuen. Wenn der Julian die Klara beim Spielen so richtig fest zwickt, da wird er nicht angemotzt. Da sagt man „Julian, denk doch bitte daran, dass das der Klara weh tun könnte.“ Mit einem Lächeln natürlich. Ja nicht laut werden.

Aber manchmal da ist da dieser 80-jährige Mann, der aus mir sprechen will. Der mit dem ganzen antiautoritären Quatsch nix anfangen kann. Und der einfach richtig laut sagt: „Nehmt Eure dreckigen Füße vom Sitz. Das gehört sich nicht!“


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