Life at 30: „Wie schaffst Du das immer alles so perfekt?”
In: Life at 30
Wir müssen das glaube ich immer wieder hören. Dass dieses Life at 30 Märchen, dass alle anderen alles immer so easy hinbekommen, einfach nicht wahr ist.
Du kennst das. Da scrollst Du mit tiefen Augenringen und Haaren, die eigentlich längst gewaschen sein müssten, morgens durch Instagram. Obwohl Du Dir fest vorgenommen hattest, erst einmal in Ruhe zu frühstücken und den Tag offline zu beginnen. Ach nur kurz. Und da siehst Du die Kollegin, die postet, dass sie vor der Arbeit schon joggen war („Hach herrlich, diese frische Luft. Bewegung morgens ist so wichtig.”). Du hattest stattdessen überhaupt schon einmal Schwierigkeiten, Dich vom Bett zum Esstisch zu bewegen. Wo jetzt der Kaffee langsam kalt wird, während Du Dir reinziehst, wie perfekt alle anderen scheinbar ihr Leben im Griff haben. Vor Dir ein gefühlter Berg an Arbeit, während der Wäscheberg, der sich in der Ecke des Zimmers türmt (immerhin schon mal nach Farben sortiert – hey) irgendwie eher größer statt kleiner wird. Dein Finger streicht übers iPhone. Die Influencerin, der Du folgst, hat schon wieder das gesamte Wohnzimmer umdekoriert. Super clean. Alles beige. Helle Stoffcouch mit zwei kleinen Kindern. Natürlich ohne Wäscheberg im Eck. Hach ja, die alte Couch wolltest Du schon lange mal ausgetauscht haben. Aber irgendwie bleibt nie Zeit so richtig auf die Suche zu gehen. Wie macht die das nur? Dabei hat die doch sogar Kinder. Und ein eigenes Online-Unternehmen. Du bist froh, wenn Du es abends mal auf die Yogamatte schaffst, statt direkt auf – die alte – Couch zu plumpsen. Diese Vergleiche mit der Perfektion der anderen fühlen sich manchmal so verdammt anstrengend an, oder?
„Wie schaffst Du das immer alles so perfekt?”„Gar nicht.”
Kommt Dir die Situation oben zumindest in Teilen bekannt vor? Mir auch. „Was? Du? Sueeee. Come on. Du bist doch immer die mit der perfekt aufgeräumten Wohnung. Die, die gerade schon wieder neue Projekte verkündet.” Ja, die bin ich. Aber ich bin auch die mit den ungewaschenen Haaren im Home-Office. In der ausgeleierten Jogginghose, weil die eben so bequem ist. Die mit dem unglaublich riesigen Wäscheberg nach nur etwas über einer Woche Urlaub. Keine „Entschuldigung” weil kleine Kinder, einfach nur von uns beiden Erwachsenen. Und ich bin auch die, die während der Covid-Zeit ganz schön Schiss hatte, dass ihre Neuausrichtung mit Stressmanagement und Mentoring vielleicht gar nicht funktionieren könnte. Weil es schon ein „Verabschieden von erprobten Strukturen” war. Ich zwar wusste, dass es ein guter Weg ist, der sich für mich richtig anfühlt. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass es auch klappt.
In meinem eBook „Namastay Yourself: Weg vom Erwartungsdruck im Life at 30″ habe ich groß geschrieben:
„Du bist nicht die Eine, die es nicht hinbekommt.”
Und das sage ich auch so oft im Life at 30 Mentoring. Denn beim Blick auf die anderen Frauen, erzählen wir uns immer wieder selbst das Märchen, dass alle ihr Leben sowas von gut auf die Reihe bekommen. Aber wir selbst nicht. Nur wir stehen vor einem Berg an Herausforderungen. Sind auch mal einfach müde, weil der normale Alltag schon anstrengend genug ist. Auch ohne täglich Sport, blitzsaubere Wohnung, Job-Erfolg an Job-Erfolg.
Wir feiern uns nicht genug selbst für die kleinen Dinge, weil wir mit einem Auge immer auf die anderen schielen, die alles scheinbar so spielend leicht schaffen. Nebenbei noch Bestseller-Romane schreiben mit kleinem Baby auf dem Arm. Früher aufstehen, um noch Dinge erledigen zu können, während wir morgens drei mal den Wecker „gesnoozet” haben.
Lasst uns den Druck rausnehmen. Sonst machen wir uns nur selbst fertig.
Aber wisst Ihr, was wir nicht sehen: Das genau die, die wir da so als Beispiel nehmen für „Die schafft das alles immer so perfekt”, genau die sind, die mit eben diesem Blick auf andere Frauen schauen.
In der Realität sind die Allermeisten von uns nicht irgendwelche überkrassen „Superwomen”, die jeden Tag Job, Haushalt, Privatleben in der optimiertesten Version leben und ganz nebenbei à la Tim Bendzko „nur noch kurz die Welt retten”.
Selbst die Frau, die Du da von Weitem so sehr bewunderst, weil sie perfekt gestylt mit Kleinkind auf dem Spielplatz erscheint, während Du Dir gerade den vom Kind ins Gesicht geklebten Keks aus dem Gesicht kratzt. Oder die Freundin, die offensichtlich jeden Tag mega viel im Job reißt, während Du gelangweilt auf Deine Mails schaust und überlegst zu kündigen. Selbst diese Frauen haben nicht alles im Griff. Schauen genau wie Du auf andere. Haben das Gefühl, dass das Kartenhaus beim kleinsten Windstoß in Hamburg vielleicht so richtig in sich zusammenkrachen könnte.
„Wie schaffst Du das immer alles so perfekt?” „Gar nicht.” Lasst uns den Druck rausnehmen. Uns selbst nicht ständig fertigmachen. Keine von uns ist perfekt und das sollte doch auch nicht der Anspruch sein. Wir versuchen alle nur unser Bestes zu geben. Und haben dabei eigentlich alle kollektiv das Gefühl nicht genug zu machen. Nicht genug zu sein. Egal wie es nach außen den Anschein hat.
Bild: Dennis Kayser
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