Life at 30: Kein Alkohol ist auch eine Lösung

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Inspiriert wurde ich hier von der aktuellen Berichterstattung und beim Titel von einem Song, den ich aber kurzerhand ins Gegenteil umdichtete. Kein Alkohol? Dafür musste ich mir schon oft etwas anhören.

Ich musste schon ein wenig lachen, als ich vor kurzem plötzlich überall auf Instagram las, dass Alkohol nicht gut für uns sei. Und das dann von großen Tageszeitungen so verkauft wurde, als sei das eine krasse News. Kam das wirklich für viele so überraschend, dass Alkohol nicht gesund ist? Erinnert mich irgendwie an die News „vor meiner Zeit” als plötzlich allen auffiel, dass Zigaretten zu rauchen ungesund sei. Ach echt?

Aber ob gesund oder ungesund darum geht es mir heute gar nicht hauptsächlich. Als ich aber las, dass viele schrieben, ja sie hätten jetzt auch einmal eine Zeit ohne Alkohol ausprobiert und es ginge ihnen ziemlich gut damit… Da musste ich an meine eigenen Erfahrungen aus den letzten Jahren denken. Und die Welle der Empörung und das Unverständnis, das mir immer wieder entgegenschlug, wenn ich sagte „Für mich gern ein Wasser”. Besonders oft im beruflichen Umfeld.

Kurz zum Verständnis: Ich bin nicht gegen Alkohol und wenn es mein durch die stressige Phase meines Lebens leider empfindlicher Magen zuließe, dann würde ich mir auch gern ab und zu mit einer Freundin ein Glas Rosé gönnen. Weil meinem Magen besonders Wein aber nicht so gut passt, da setze ich den Fokus beim Dinner im Restaurant lieber auf ein richtig leckeres Essen. Auf Hawaii habe ich es so sehr geliebt, dass ich überall Kokoswasser dazu bestellen konnte und es ganz normal war, dass nicht automatisch ein Wein zum Gericht empfohlen wurde.

Kein Alkohol, kein Spaß?

Ich trinke also seit Jahren wenig Alkohol. Mal einen Baileys oder Manhattan so einmal im Jahr, das war’s. Es geht mir sehr gut damit und ich bin niemand, die beim Grillen im Sommer einen schiefen Blick auf die Drinks der anderen wirft. Aber: Ich musste mich für mein „kein Alkohol trinken” so oft rechtfertigen. Von „Oh willst du uns etwas sagen?” auf einem beruflichen (!) Event (ja genau dort würde ich eine Schwangerschaft in großer Runde verkünden…). Bis zu den fast schon normalen „Komm schon, trink doch ein Glas mit”-Kommentaren. Ich habe mir als ich noch mehr auf beruflichen Veranstaltungen war, wo es ganz normal war mittags schon beim Lunch Wein zu trinken, so sehr gewünscht, dass es auch einfach ganz normal wäre, ein Wasser zu trinken.

Als ich vor kurzem in einer neuen Runde (Freunde von einem guten Freund) am See saß, da war ich die einzige ohne Aperol. Und es ist mir so positiv aufgefallen, dass das für alle um mich herum ganz normal war und völlig kommentarlos unterging. „Aber mit Alkohol ist es doch viel witziger”, was ja zu anderen Gelegenheiten oft das Argument ist, konnte ich hier auch entkräften. Beim gemeinsamen Kartenspiel habe ich mit den witzigsten Wort-Kombis gewonnen und war keinesfalls Außenseiterin beim Spaß, nur weil ich nicht angetrunken war.

Ich freue mich aber sehr über den „Health-Trend” der letzten Jahre, weil mir aufgefallen ist, dass das Unverständnis tatsächlich immer weniger wird. Was aber auch damit zu tun hat? Wie ich in der letzten Kolumne geschrieben habe: Die Menschen, mit denen ich mich aktiv umgebe. Die nicht das Gefühl haben, mich zu Alkohol überreden zu müssen und die nicht weniger gern Zeit mit mir verbringen, wenn ich einen Eistee statt eines Long Island Ice-Teas vor mir stehen habe.

„Kein Alkohooool ist auch eiiiine Lösung”. Deshalb bin ich weder eine Spaßbremse, noch will ich irgendjemanden damit von seinem oder ihrem Drink wegzerren. Ich will nur, dass es keine Argumente für „nicht mittrinken” braucht. Niemand die Augen verdreht oder mir direkt eine Schwangerschaft unterstellt.

Mir schmecken viele Drinks sogar sehr gut und nein, ich trinke nicht alkoholfrei, weil ich „nichts vertrage” (das ist ja besonders unter Männern wie eine Art Auszeichnung). Früher als ich noch mehr „Pick Me Girl” war, um Männern zu gefallen, erzählte ich sogar ein wenig stolz, dass ich mehrere Drinks brauche, um angetrunken zu sein. Und gerade deshalb ja auch einfach nichts trinken kann. Aber Alkohol ist nicht dazu da, um jemandem etwas zu beweisen. Niemand ist cool oder weniger cool, je nachdem welches Getränk in der Hand ist. Und ich sitze auch ganz und gar nicht unglücklich im Restaurant, wenn ich zu meinem Fisch ein Glas Wasser bestelle.

Ich wünsche mir, dass es irgendwann einfach normal ist keinen Alkohol zu trinken. Nicht, weil ich heute noch das Gefühl habe, dass ich mich rechtfertigen müsste. Das mache ich schon lange nicht mehr. Aber so wie beim Grillen am See einfach gar nicht darüber sprechen zu müssen, warum ich gerade keinen Alkohol trinke. Das ist so herrlich unaufgeregt und entspannt.

Foto von Svitlana auf Unsplash


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