Life at 30: Entweder Du magst mich wie ich bin – oder eben nicht
In: Life at 30
Die wichtigste Erkenntnis der letzten Jahre? Ich muss Dir nicht gefallen. Entweder Du magst mich wie ich bin – oder… ja oder eben nicht.
Ich bin ein harmoniebedürftiger Mensch. Brauche keine Ausbrüche und kein Türen knallen. Fühle mich wohl, wenn eine gute Stimmung herrscht. Vielleicht habe ich deshalb als Teenager die Mädels-Cliquen eher gemieden und war lieber mit Jungs befreundet.
Apropos Mädels-Cliquen. Jetzt bin ich zwar nicht mehr Teenager, sondern mit über 30 wohl mittlerweile höchst offiziell so richtig erwachsen. Aber mit diesen oberflächlichen „Giiirls” kann ich immer noch nichts anfangen.
Der einzige Unterschied: Erst vor Kurzem merkte ich wieder, dass mir „gemocht zu werden” jetzt sowas von egal ist. Wie herrlich befreiend!
Entweder Du magst mich wie ich bin – oder eben nicht
Ich war schon immer selbstbewusst. Besonders während der Unizeit habe ich gemerkt, dass ich so richtig „ich selbst” bin. Und vielleicht denke ich deshalb so gern an die Uni zurück und weniger gern an die Schulzeit. Da wollte ich so gern gemocht werden. Und konnte nicht verstehen, warum andere so gemein sein können.
Und an der Uni merkte ich dann: Ich will mich lieber selbst so richtig mögen. Dadurch ziehe ich dann automatisch die Menschen an, die mir gut tun.
Dann tauchte ich plötzlich in der Berufswelt in eine Branche ein, in der ich mit meinem natürlichen, sportlichen Look eigentlich durchgehend „underdressed” war. Von einem langen Redaktionsalltag in Nikes (als Sneaker noch nicht High Fashion waren) zum Store Opening ging und alle waren gefühlt drei Stunden beim Friseur gewesen und trugen High Heels. Champagner? Ach gerade hätte ich gern eine Apfelschorle – Danke. Hochgezogene Augenbrauen, abwertende Blicke.
Ich veränderte mich nicht, aber ich kann auch nicht sagen, dass mir der ein oder andere Blick nicht doch etwas ausgemacht hätte.
Dann kam die Selbständigkeit und ich hatte noch mehr die Möglichkeit mich mit dem zu umgeben, das sich so richtig gut anfühlt. Und mit den Jobs und Menschen, die sich gut anfühlen.
Vor Kurzem hatte ich wieder so einen Moment…
Bei einer Fahrradtour an einem der letzen Sonntage, da hatte ich wieder so einen Moment. So einen: „Verdammt, ich bin so richtig stolz auf mich”-Moment.
Und das war als ich meinen Fahrradhelm ganz selbstverständlich für die lange Fahrradtour durch Hamburg aufsetzte. Da schoss mir durch den Kopf: Diese und diese Person (Ihr wisst: die coolen „Girls”) hätten jetzt das typische pseudo-freundliche Grinsen aufgesetzt (bei dem man denkt es tut ihnen fast weh die Mundwinkel hochzuziehen), nur um dann so richtig hinter meinem Rücken zu lästern, wie lächerlich es doch sei einen Fahrradhelm zu tragen. Vor allem wenn man es nicht als Vorbildfunktion für das eigene Kind machen muss.
Tatsächlich kam mir das kurz in den Kopf. Und dann dachte ich so bei mir: Wie verdammt und herrlich befreiend, dass ich endlich so ganz 110%-ig gar nichts mehr auf solche Menschen gebe.
Ja, ich war die, die bei -5 Grad die 12-Stunden-Tage in der Redaktion mit UGG-Boots da saß. Obwohl das sowas von nicht stylish war.
Ich bin die, die einen Fahrradhelm aufsetzt, obwohl sie kein Kind hat. (Weil ich übrigens auch die bin, die bei einem schweren Fahrradunfall in der Jugend mal einen Helm so richtig zerschmetterte – und das glücklicherweise nicht mein Kopf war.)
Und es fühlt sich so gut an, dass ich es nicht mehr nur wegen meines guten Selbstbewusstseins mache. Sondern, dass es mir so richtig egal ist, wer mich jetzt wie findet.
Entweder Du magst mich wie ich bin – oder eben nicht.
Bild: Sophie Wolter
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2 Kommentare
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Kim
31. Mai 2020 at 19:25
Ich musste schmunzeln als ich zu dem Absatz mit dem Fahrradhelm kam. Mir geht es genauso. Es ist so befreiend einfach nur den Helm aufzusetzen und nicht darüber nachzudenken wie ich gerade aussehe. 🙂
Antworten
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Ki
31. Mai 2020 at 19:23
Ich musste schmunzeln als ich zum Absatz mit dem Fahrradhelm kam. Mir geht es genauso. Es ist so befreiend einfach den Helm aufzusetzen und nicht darüber nachzudenken wie ich gerade aussehe. 🙂
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