Less Stress: Was viele falsch annehmen, wenn ich von „weniger Stress” spreche?
In: Life at 30

Less Stress = wenig arbeiten? Vor kurzem hatte ich darüber ein interessantes Gespräch. Was viele falsch annehmen, wenn ich von „weniger Stress” spreche? Eine etwas andere Kolumne heute und deshalb nicht direkt „Life at 30″, sondern eher „Less Stress”.
Während ich gerade – im Corporate-Kontext und bei Privatpersonen – versuche, der Pause ein besseres Image zu verleihen und deutlich zu machen (wie ich im Buch schreibe), dass Pausen produktiv sind. Da werde ich manchmal etwas missverstanden, wenn ich von „Less Stress” spreche.
Was viele falsch annehmen, wenn ich von „weniger Stress” spreche?
Ich gebe in meinen Workshops keine Versprechen, dass du mit dem ultimativen „Masterplan” mit 40 in Rente gehen kannst und (wie oft dieser Begriff für Marketing missbraucht wird) einfach passives Einkommen deinen Laissez-Faire-Lifestyle regelt. Es geht auch nicht darum, kaum noch zu arbeiten und nur noch zu „chillen”.
Deshalb habe ich so ein Problem mit dem Wort „Work-Life-Balance”. Work ist Life. Arbeit gehört zum Leben. Weniger Stress im Alltag zu haben, das bedeutet nicht, so wenig wie möglich zu arbeiten. Es bedeutet, den Alltag so zu gestalten, dass du nicht wie ein Hamster im Hamsterrad immer nur am „Dauerstrampeln” bist. Nur durchziehst, nur funktionierst und ohne Rücksicht auf deine Bedürfnisse und deine Energiereserven von Woche zu Woche rennst.
Es geht auch nicht darum, ständig stressige Situationen zu vermeiden und möglichst nie stressige Phasen zu haben. Deswegen versuche ich, wann immer ich interviewt werde, dass nicht „Anti-Stress” oder „Anti-Stress-Expertin” geschrieben wird.
Worum es mir geht bei „Less Stress”?
Darum zu hinterfragen, wo wir hinrennen. Eigene Ziele zu setzen (ob im Job oder privat) und nicht nur Erwartungen zu erfüllen. Nicht in Schubladen zu denken à la Kind oder Karriere oder bestenfalls alles zusammen, sondern in individuellen Lebensentwürfen.
Und jetzt heruntergebrochen auf einen ganz normalen Mittwoch in deiner Woche: Priorisieren, Fokus setzen, Grenzen zu setzen für die eigenen Bedürfnisse und nicht nur versuchen alles möglichst effektiv abzuarbeiten (was du vielleicht überhaupt gar nicht tun müsstest, wenn du die ersten drei Punkte berücksichtigt hast). Mit Stress (der immer wieder da sein wird) umgehen zu können. Stressige Situationen bewältigen zu können und resilienter zu werden.
Wenn ich von Zeitmanagement spreche, dann geht es darum, dass wir nicht völlig erschöpft jedes Wochenende aufs Sofa fallen und alles, was uns eigentlich Energie bringt (z.B. die so wichtige Zeit mit Freund:innen, Sport oder Bewegung…) auf den nächsten Urlaubtstag verschieben. Es geht mir darum, dass wir den Arbeitsalltag so gestalten, dass wir nicht nur auf Urlaube warten, um zu leben. Die Sonntagsangst vor dem Montag zu schmälern, weil uns bewusst ist: Wir werden im Normalfall jede Woche weiterhin arbeiten (wenn man die Rentenkasse anschaut sogar unser ganzes Leben). Dann sollte es nicht Work vs. Life sein, sondern sich schon in der Arbeitswoche auch mit einem gesunden Stressmanagement nach Life anfühlen.
Das bedeutet nicht einmal eine 4-Tage-Woche anzustreben. Sondern kann auch einfach heißen, dass wir unseren Job nicht ultimativ hassen. Dass wir Mittagspausen draußen genießen, anstatt am Schreibtisch in die Tastatur zu bröseln und dadurch sogar Zeit sparen (Pausen sind produktiv – lies mein Buch!). Es bedeutet, dass wir den Abend mit einer Freundin nicht erst am Wochenende einplanen können, weil wir unsere Arbeitstage so strukturieren (nicht nur in der Selbstständigkeit!), dass wir uns auch einfach donnerstags um 19 Uhr entspannt zum Abendessen treffen können.
Weniger Stress, das heißt nicht weniger arbeiten. Sondern cleverer mit unserer Zeit umzugehen. Und vor allem mit unserer Energie und somit auch mit unserer Konzentration und Produktivität. An unserer Bewertung von stressigen Situationen und Phasen zu arbeiten (Nicht noch vom Stress gestresst und somit resilienter zu sein). Mehr Leichtigkeit in den Alltag zu bringen und dabei zu merken, dass „Less Stress” nicht nur heißt: Stress vermeiden, sondern bewusst Dinge in unseren Alltag zu holen, die uns mit Energie aufladen. Immer wieder.
Also nein, es widerspricht sich nicht, wenn du ambitioniert im Job bist und gleichzeitig weniger Stress im Alltag willst – ganz und gar nicht.
Du hast Lust mit mir an deinem Stressmanagement zu arbeiten? Hast keine Lust mehr auf People Pleasing und ständig „Ja, mache ich!” zu sagen und danach im Stuhl zusammenzusinken, weil es eigentlich viel zu viel ist? Willst deinen Mental Load sichtbar machen und nicht im Dauerstress nur funktionieren? Dann schau dir gern mein Mentoring an, meine Retreats (bei denen es auch viele Tipps für den Alltag NACH der Retreat-Auszeit gibt) oder meine Workshops (für Unternehmen oder Privatpersonen).
Bild: Sophie Wolter
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