Life at 30: Für mehr Menschlichkeit im Miteinander

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Diese Woche hat mich morgens etwas sehr berührt, das mich den ganzen Tag nicht mehr los lies. Also musste es hier aufs digitale Papier. Ich nenne die Kolumne nach einem tiefen Wunsch von mir: Für mehr Menschlichkeit im Miteinander.

Ich stand diese Woche am Mittwochmorgen auf, früher als sonst, weil ich so viel zu tun hatte. Und legte mich direkt mit den schlimmsten Periodenschmerzen wieder ins Bett. Gar nichts ging mehr für mehrere Stunden. Nicht einmal aufstehen. Um mich abzulenken, suchte ich nach einem Podcast und hörte – mal wieder – den Deep Dive Podcast meiner lieben Kolleginnen von Femtastics. Ich schloss die Augen und hörte Thekla Wilkening zu, die sehr persönlich über ihre Tochter Toni erzählte, die mit Trisomie 21 geboren wurde. Ich kenne Thekla nur flüchtig aus dem beruflichen Kontext. Hatte aber ihre Kolumne dazu schon gelesen. Und hörte ihr jetzt einfach zu.

Auch Stunden nachdem ich dann schließlich aufgestanden war, gefrühstückt hatte und am Schreibtisch saß, hallte die Podcastfolge in mir nach. Auch wenn meine Lebensrealität nicht konträrer sein könnte als Frau Mitte 30 ohne eigene Kinder. Aber beim Zuhören merkte ich, dass hier viel mehr Ebenen für mich aufgingen als die für viele naheliegendste (ob ich bei der Diagnose anders handeln würde als sie). Ich nahm besonders viel über unsere Gesellschaft für mich mit, aus dem, was Thekla sagte. Und zwar besonders viel über mehr Menschlichkeit im Miteinander. Wie wir miteinander umgehen.

Thekla sprach an, dass sie sich überlegte, ob eine Kleinstadt nicht besser als Wohnort wäre als beispielsweise Berlin. Weil da an jedem Kiosk Toni bekannt wäre und sie so in dieser Gemeinschaft vielleicht einen einfacheren Alltag hätte. Ein aufeinander achten, aufeinander aufpassen. Dieses Bild hat etwas mit mir gemacht, während ich mitten in Hamburg in der Stadt da in meinem Bett lag und ihr einfach zuhörte.

Für mehr Menschlichkeit im Miteinander

Und die Szene die sie da aufmachte, erinnerte mich aus einem Gefühl heraus an Caroline Wahls neuen Roman „Windstärke 17″. Als Ida, eine junge Frau, die trauert und verloren zu sein scheint, auf Rügen in einem kleinen Ort von Marianne und Knut aufgenommen wird. „Aufgepäppelt”. Mit so einer Selbstverständlichkeit und so viel Menschlichkeit im Miteinander, dass ich beim Lesen Tränen in den Augen hatte.

Ja, ich weiß, ich vermische hier Realität mit Fiktion. Aber will mit beidem dasselbe ausdrücken: Einen so starken Wunsch nach Menschlichkeit im Miteinander. Füreinander da zu sein. Ein Austausch. Zuzuhören. Ein voneinander lernen, selbst wenn sich unsere Wege unterscheiden.

Dieses Miteinander, das geht uns in der Gesellschaft und gerade in Zeiten wie diesen viel zu sehr verloren.

Ich will nicht in einer Gesellschaft leben, in der Menschen sich von Jahr zu Jahr einsamer fühlen. Ausgegrenzt. In der „höher, schneller, weiter” wichtiger scheint als „zusammen”. In der Menschen wie Toni oder meine Freund:innen mit dunkler Hautfarbe in Angst Leben müssen.

Lasst uns im ganz Kleinen und im ganz Großen für mehr Menschlichkeit im Miteinander einstehen.

Bild: Dennis Kayser


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