Life at 30: Wenn man mal keinen Alkohol trinkt…

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Warum muss man sich immer dafür rechtfertigen, wenn man mal keinen Alkohol trinkt? Und mit 30 führt das dann natürlich unweigerlich zu einer Frage.

Über dieses Thema wollte ich schon sehr lange einmal schreiben. Dass ich es jetzt endlich umsetze, hat mit dem Buch einer ehemaligen GRAZIA-Kollegin zu tun. Suse schreibt in „Nüchtern betrachtet war’s betrunken nicht so berauschend” darüber, dass sie ein Jahr keinen (oder nur sehr wenig) Alkohol trank.

Ich kenne die Reaktionen, wenn man mal keinen Alkohol trinkt…

Die Reaktionen, wenn Du bei einem Job-Event beispielsweise den Begrüßungs-Champagner verweigerst (so beginnt gefühlt jedes Store Event – das Leben als Redakteur ist hart), die kenne ich nur all zu gut. Oder die Fragen, die sofort kommen, wenn man bei der Familienfeier zum O-Saft im Sektglas greift.

Ich bin kein Anti-Alkoholiker. Liebe ein kühles Glas Rosé an einem heißen Sommerabend und ich freue mich jedes Mal riesig, wenn mir mein Dad den weltbesten Manhattan mixt. Ja, ich trinke sogar mal gern einen Whiskey – pur.

Es gibt aber auch häufig Situationen, in denen ich auf die anti-alkoholische Variante zurückgreife. Einfach weil ich gerade keine Lust auf einen Drink habe. Und mir der leckere selbstgemachte Eistee im Restaurant einfach genau so gut schmeckt.

Keinen Alkohol trinken? Das kann mit über 30 nur zwei Gründe haben…

„Danke, für mich gern ein Wasser/einen Eistee/einen Saft.” Sobald ich diese Worte bei einer Veranstaltung oder einem Dinner ausspreche, ernte ich ungläubige Blicke. Scheinbar gibt es auch nur zwei „Entschuldigungen” für mein Verhalten: Entweder ich muss mit dem Auto fahren oder ich bin schwanger.

Ja, wirklich. Seit ich verheiratet bin und dreißig kommt nicht mehr so oft das Augenrollen wie früher. Alle fangen stattdessen sofort an süffisant zu grinsen. „Achsooo, willst Du uns etwas sagen?” Ja, das will ich! Nur, weil ich mal nicht zu Alkohol greife, heißt das nicht automatisch, dass ich schwanger bin. Und selbst wenn ich es wäre, wäre das vielleicht nicht der Moment, an dem ich es auf einer beruflichen Veranstaltung groß verkünden wollen würde – oder?

Wieso wird es so wenig akzeptiert, wenn man mal nichts trinken will? Gerade jetzt, wo alle doch ohnehin die hundertste 7-Tage-Saftkur machen oder den neuesten Fasten-Trend ausprobieren. Warum muss man sich rechtfertigen, ob man gerade Lust auf einen Drink hat oder eben nicht?

Wie wär’s beim nächsten Mal einfach mit einem „Cheers”? Egal, ob ich gerade ein Glas Champagner oder Wasser in der Hand habe…

Mehr Life at 30 Kolumnen findet Ihr hier!

Bild: Unsplash.com


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10 Kommentare

  • Katharina

    16. Februar 2018 at 12:05

    Du sprichst mal wieder aus der Seele!
    Danke für diesen Post! Ich hoffe nur sehr, dass dein Text auch von „der anderen Seite“ gelesen wird! 😉

    Antworten

  • Verena

    16. Februar 2018 at 13:05

    Der Beitrag war toll! Ich bin mittlerweile Ende meiner 20er und bin auch von der Nichtakzeptanz von meiner Umwelt genervt, weil ich keinen oder kaum mehr Alkohol trinke. Ich habe auch einfach gar keine Lust auf Alkohol und diese Verachtung, was denn mit einem nicht stimme, finde ich wahnsinnig anstrengend! Auch im Freundeskreis – nicht nur von oberflächlich Bekannten.

    vlg

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  • Anna

    16. Februar 2018 at 13:09

    Haha, selbst wenn man nicht verheiratet ist, passiert einem das über 30 ständig… Musste sehr schmunzeln bei dieser Geschichte 😊

    Antworten

  • Dooris

    16. Februar 2018 at 14:38

    Hallo, ganz genauso oft erlebt, jeder “muss“ trinken, sonst ist man komisch. Ich brauche es nicht und meist schmeckt mir Alkohol auch nicht und wenn mir danach ist, trinke ich auch. Aber nur dann.

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  • Alexandra

    16. Februar 2018 at 14:58

    Danke für diesen Artikel. Ich bin oft auf beruflichen Events unterwegs und beim Abendessen fällt es meist noch nicht so auf, dass ich vielleicht nur ein Wasser trinke. Aber oft kommt danach doch noch ein Cocktail oder Longdrink und man muss sich rechtfertigen, jedes Mal aufs Neue. Ich habe mich entschieden, dann meist direkt an die Bar zum Kellner zu gehen und mir eine Sprite in einem Cocktailglas geben zu lassen und es offiziell Gin Tonic zu nennen. So erspare ich mir die leidigen Meinungen zu meinem nicht vorhandenen Alkoholkonsum.

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  • Annika

    16. Februar 2018 at 22:07

    Wahre Worte! 👍
    Wieso muss man sich – insbesondere auf beruflichen Veranstaltungen – wie ein Geisterfahrer auf der Autobahn fühlen, nur weil man nichts Alkoholisches zu sich nimmt?! Da ist man doch tatsächlich gezwungen sich nachmittags im Büro dafür zu entschuldigen (!), dass man sicher gehen will einen klaren Kopf zu behalten, um in Anschluss an den Umtrunk noch eine kniffelige Fragestellung zu lösen. Gehört man zudem dem 30&liiert Club an, wird die Erklärungsansprache noch länger…

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  • Carina

    19. Februar 2018 at 14:37

    So richtig und so wichtig, all das mal zu sagen! Ich würde mir gerade von Frauen (insbesondere in den 30ern) mehr Akzeptanz statt unangebrachter Fragen zur persönlichen Familienplanung wünschen.

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  • Dea

    21. Februar 2018 at 10:57

    Ooooh ja! Ich bin 35 und kann die Gläser Alkohol auf die ich eigentlich gar keine Lust hatte, aber trotzdem getrunken habe, nur um nicht als schwanger zu gelten, gar nicht mehr zählen! Überhaupt werde ich – ausschließlich von Müttern – in den unmöglichsten Situationen darauf angesprochen, wann es denn soweit sei. An der Supermarktkassa, im Club, auf WhatsApp… Es wird mir auch ständig ungeniert auf den Bauch gestarrt. Ich würde niemals eine Mutter fragen, warum sie denn bitte 1, 2, 3 Kinder hat! Warum muss man sich umgekehrt im Jahr 2018 immer noch deshalb rechtfertigen?

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  • Stefanie / Mamaco

    21. Februar 2018 at 15:54

    Wunderbar geschrieben, liebe Sue!
    Diese Reaktionen kenne ich nur zu gut, denn auch ich bin grundsätzlich keine Antialkoholikerin, sondern ich trinke eben nur dann etwas alkoholisches, wenn ich möchte und zwar selten. Ok, sehr selten.
    Bei mir vermutet mittlerweile auch niemand mehr, das ich schwanger bin, dennoch muss ich mich immer wieder dazu erklären und manchmal nervt es einfach.
    In diesem Sinne: Cheers, egal ob mit Wein oder Wasser
    liebe Grüsse
    Steffi / Mamaco

    Antworten

  • Lisa

    23. Februar 2018 at 10:01

    Hey Sue,
    ich finde deine Meinung total verständlich. Zugegeben: ich habe mich selbst auch schon mal dabei erwischt, wie ich jemanden schief angeguckt habe, als sie nichts trinken wollte. Seitdem habe ich mir das aber abgewöhnt! Tatsächlich ist Einsicht und sich selbst bewusst machen, dass das eigene Verhalten da nicht angebracht ist der erste Schritt zur Veränderung. Mittlerweile kommentiere ich das nicht mehr – und freue mich, das es bei mir auch nicht mehr kommentiert wird.
    LG Lisa

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